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  • · Fachbeitrag · Heilmittelverordnung

    WIdO-Bericht: 60- bis 64-Jährige sind am stärksten von Schulterläsionen betroffen

    | Schulterläsionen gehören zu den zweithäufigsten Gründen für eine physiotherapeutische Behandlung. Die Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen war im Jahr 2023 am häufigsten betroffen. Das geht aus dem Heilmittelbericht 2024 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor (online unter iww.de/s12335 ). Grundlage für den jährlich erscheinenden Bericht sind die Daten der AOK-Versicherten. Jedes dritte Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist in der AOK versichert. Daher kann der WIdO-Bericht als repräsentativ für das Verordnungsgeschehen in der GKV allgemein gesehen werden. Alle Angaben in diesem Beitrag beziehen sich ‒ soweit nichts anderes erwähnt wird ‒ auf das Berichtsjahr 2023. |

    Schwerpunktthema des Reports sind Schulterläsionen

    Der WIdO-Bericht 2024 befasst sich mit dem Schwerpunktthema Schulterläsionen. Im Jahr 2023 hatten 1,6 Mio. AOK-Versicherte (5,7 Prozent der AOK-Versicherten ein Schulterleiden:

     

    • In 84,4 Prozent der betroffenen Fälle handelt es sich um Schulterläsionen, davon entfielen auf
      • Impingement-Syndrom 51,9 Prozent der Fälle,
      • Läsionen der Rotatoren-Manschette 31,6 Prozent der Fälle und auf
      • Entzündungen 19,1 Prozent der Fälle (Mehrfachnennungen möglich).

     

    • Am häufigsten waren Schulterläsionen in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen. Etwa jeder Zehnte von ihnen (10,4 Prozent) war betroffen ‒Frauen (10,5 Prozent) etwas stärker als Männer (10,2 Prozent).

     

    • Die meisten von Schulterläsionen Betroffenen über alle Altersgruppen gab es in Franken (7 Prozent), die wenigsten in Berlin (3,4 Prozent), Bremen (3,5 Prozent) und Hamburg (3,1 Prozent).

     

    • Rund 20 Prozent der Betroffenen erhielten eine Physiotherapiebehandlung ‒ Frauen (21 Prozent) häufiger als Männer (18,8 Prozent). Je Patient wurden 1,7 Verordnungen mit 12,5 Behandlungen ausgestellt. Frauen wurden mit 12,7 Behandlungen länger behandelt als Männer (12,2 Behandlungen).

     

    • Physiotherapeutische Behandlungssitzungen bei Schulterläsionen
    Anzahl Behandlungen
    Patienten (%)

    bis 6

    54,7

    7 bis 12

    22,9

    13 bis 18

    10,7

    19 bis 24

    4,6

    25 und mehr

    7,1

     
    • Bei den Frauen war die Therapierate wegen Schulterläsionen unter den 45- bis 49-Jährigen am höchsten: Etwa jede Vierte (25,6 Prozent) von ihnen wurde behandelt. Bei den Männern waren die 55- bis 59-Jährigen am stärksten betroffen: Etwa jeder Fünfte (21,9 Prozent) erhielt eine Behandlung.

     

    • Am häufigsten behandelt wurden Patienten in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt, am seltensten in Nordrhein-Westfalen und Teilen Bayerns.

     

    • Häufigste Heilmittel waren Krankengymnastik (82,3 Prozent der Patienten), Manuelle Therapie (18,7 Prozent) und Massage (1,5 Prozent); bei dieser Antwort waren Mehrfachnennungen waren möglich.

    Weitere Erkenntnisse zum Verordnungsgeschehen

    Die weiteren Erkenntnisse zum Verordnungsgeschehen entsprechen überwiegend den Feststellungen aus den WIdO-Berichten der vorherigen Jahre.

     

    Heilmittelumsatz steigt weiter

    Im Jahr 2023 wurden für alle GKV-Versicherten 322 Mio. Behandlungssitzungen abgerechnet. Für die AOK-Versicherten 115,3 Mio. Behandlungen aus 13,5 Mio. Verordnungen.

     

    Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 4.489 Behandlungen abgerechnet, das sind 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In der AOK waren es 4.103 Behandlungen je 1.000 Versicherte (1,6 Prozent mehr als im Jahr 2022). Der Heilmittelumsatz in der GKV insgesamt (Ausgaben der GKV und Zuzahlung der Patienten) lag im Jahr 2023 bei 12,2 Mrd. Euro, über die AOK waren es 4,38 Mrd. Euro. Je 1.000 Versicherte gab die GKV 164.792 Euro aus (9,4 Prozent mehr als im Vorjahr). Die AOK zahlte pro 1.000 Versicherte 155.972 Euro (+ 8,0 Prozent).

     

    Physiotherapie bleibt Spitzenreiter bei Behandlungsmenge und Umsatz

    In der Physiotherapie wurden zulasten der GKV rund 264,6 Mio. einzelne Behandlungen im Wert von 8,58 Mrd. Euro abgerechnet. Damit bleibt die Physiotherapie mit 79,6 Prozent der Behandlungen und 70,3 Prozent Umsatzanteil der größte Heilmittelbereich.

     

    Je 1.000 GKV-Versicherte wurden 3.575 Behandlungen erbracht. Das sind 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Je 1.000 AOK-Versicherte waren es 3.194 Behandlungen (+ 1,3 Prozent). Auch der Umsatz der Physiotherapeuten ist weiter gestiegen: Die GKV gab 8,58 Mrd. Euro für Physiotherapie aus, die AOK 2,97 Mrd. Pro 1.000 Versicherte zahlte die GKV 115.874 Euro, das sind 9,0 Prozent mehr als im Vorjahr, in der AOK waren es 105.700 Euro (+ 7,5 Prozent).

     

    Bei der Behandlungsmenge liegt der Osten weiterhin vorn

    Gemessen an der Zahl der Behandlungen je 1.000 Versicherte bleibt Sachsen mit 6.970 Behandlungen im regionalen Vergleich die Nr. 1. Es folgen Sachsen-Anhalt (6.291 Behandlungen), Mecklenburg-Vorpommern (6.028), Berlin (5.422) und Thüringen (5.208). Weit unter dem Bundesdurchschnitt liegen Westfalen-Lippe (3.748 Behandlungen je 1.000 Versicherte), Hessen (3.317 Behandlungen) und Bremen (3.283 Behandlungen).

     

    Unter den verordnenden Ärzten bleiben Orthopäden und Chirurgen die Nr. 1

    Unter den verordnenden Facharztgruppen nimmt die zusammengefasste Fachgruppe der Orthopäden und Chirurgen den Spitzenplatz ein. Knapp die Hälfte (49,2 Prozent) aller 2,2 Mio. physiotherapeutischen AOK-Patienten erhielt die Verordnung von ihnen. Es folgen

    • Allgemeinmediziner / praktische Ärzte (41,97 Prozent),
    • Internisten (17,8 Prozent),
    • Psychiater / ärztliche Psychotherapeuten / Nervenärzte (4,1 Prozent),
    • Kinderärzte (2,1 Prozent),
    • HNO-Ärzte (0,3 Prozent) und
    • andere (5,1 Prozent).

     

    Fast zwei Drittel der Patienten sind Frauen, fast die Hälfte 60 Jahre und älter

    Im Durchschnitt wurden je 1.000 AOK-Versicherte 156 Personen physiotherapeutisch behandelt. Je 1.000 Versicherte waren es 120 Männer und 190 Frauen. Fast zwei Drittel der Physiotherapie-Patienten sind Frauen. Knapp die Hälfte (49,1 Prozent) aller physiotherapeutisch behandelten Personen ist 60 Jahre und älter. Auch in dieser Altersgruppe überwiegen die Frauen: Sie sind mit 62 Prozent vertreten, Männer nur mit 38 Prozent. Am höchsten ist die Rate der Physiotherapie-Patienten im Alter von 85 bis 89 Jahren: 313 von 1.000 AOK-Versicherten dieser Altersgruppe wurden physiotherapeutisch behandelt.

     

    Bezogen nur auf die tatsächlichen Patienten erhielt jeder Patient im Durchschnitt 20,5 Behandlungen, Männer erhielten 19 und Frauen 21,54. Im Alter von 85 bis 89 Jahren sind es 25,5 Behandlungen bei den Männern und 30 bei den Frauen. Die jährlichen Kosten pro Patient beliefen sich auf 679 Euro.

     

    Unspezifische Rückenschmerzen und Krankengymnastik bleiben jeweils weiter auf dem Spitzenplatz

    Jedes Jahr liegt die Diagnose „unspezifische Rückenschmerzen“ (ICD-M54) weit vorn. Betroffen waren im Jahr 2022 mehr als 1,15 Mio. AOK-Versicherte.Das sind 26,6 Prozent der physiotherapeutischen Patienten. Mit 10,4 Behandlungen pro Patient werden Erkrankungen der Diagnose M54 eher kurzzeitig behandelt.

     

    Es folgen Schulterläsionen (M75) mit 6,3 Prozent der Patienten, sonstige Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückens (5,5 Prozent) sowie mehrere weitere Diagnosegruppen mit Anteilen von 4 bis 5 Prozent.

     

    Bei 70,5 Prozent aller physiotherapeutischen Patienten wurde Krankengymnastik abgerechnet, gefolgt von

    • Manueller Therapie (24,8 Prozent),
    • Wärme-/Kältetherapie (15,3 Prozent),
    • Manuelle Lymphdrainage (11,1 Prozent) und
    • Massage (5,2 Prozent).

     

    Weiterführender Hinweis

    • Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK, WIdO (Hrsg.): Heilmittelbericht 2024 Ergotherapie, Sprachtherapie, Physiotherapie. Podologie, Berlin, Dezember 2024, PDF, 68 Seiten, online unter iww.de/s12335
    Quelle: Ausgabe 02 / 2025 | Seite 4 | ID 50295187