· Fachbeitrag · Praxisangebot
Jetzt halt mal die Luft an: Die Buteyko-Methode in der Physiotherapie
von Physiotherapeut/Sportwissenschaftler M. A. Thomas Colshorn, Bremen
| Atemtechniken und „Breath Work“ liegen seit einiger Zeit im Trend. Dabei konkurrieren unterschiedliche Ansätze und zum Teil sich widersprechende Ansätze miteinander. Auch die Atmung nach Buteyko erfährt seit einiger Zeit deutliches Interesse aus therapeutischen Kreisen. Worum es dabei geht, behandelt der folgende Text. |
Weniger ist mehr
Die Buteyko-Methode könnte man auch als „Weniger ist mehr“-Atmung bezeichnen. Sie geht auf den ukrainischen Arzt Konstantin Buteyko zurück, der in den 1950er-Jahren in einem russischen Krankenhaus arbeitete. Dort bemerkte er, dass viele schwer erkrankte Patienten übermäßig stark atmeten oder hyperventilierten. Buteyko überlegte, ob diese chronische Überatmung eine Folge der Erkrankung sei ‒ oder vielleicht Ursache der Erkrankung. Laut seinen Aussagen empfahl er einigen Patienten, ihre Atmung stark zu reduzieren. Daraufhin, so berichtet er, seien auch die Beschwerden deutlich zurückgegangen. Fortan beschäftigte Buteyko sich hauptberuflich mit der Entwicklung seiner Atemmethode. In der Folge entstanden Foschungszentren zunächst vor allem in Russland, später auch außerhalb, u. a. in Australien, den USA und Großbritannien, wo die Methode heute weiter verbreitet ist als in Deutschland oder Zentraleuropa.
Hinter der Buteyko-Methode steht die Idee, dass durch eine zu tiefe oder zu schnelle Atmung die Kohlendioxid-Werte im Blut zu stark absinken, was sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Tatsächlich ist Kohlendioxid zwar einerseits das Endprodukt der Lungenatmung und wird ausgeatmet, andererseits besitzt es auch wichtige Regelfunktionen im Körper. Daher liegt der Fokus der Buteyko-Methode auf einer reduzierten Ein- und Ausatmung bis zu dem Punkt, dass ein leichter „Sauerstoffhunger“ auftritt. Als Folge soll der Körper lernen, den zur Verfügung stehenden Sauerstoff besser zu verwerten, die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität (VO2max) des Gewebes erhöht sich. Darüber hinaus aktiviert eine verlangsamte Atmung auch den Parasympathikus und trägt damit zu allgemeiner Entspannung bei.
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