05.11.2010 | Fachwissen
Inlay oder Komposit? - Auf den Kleber kommt es an!
von Sebastian Knop, Zahnarzt und Hypnotherapeut (DGH), Dortmund
Warum empfiehlt mein Chef diesem Patienten ein Inlay, während er einem anderen Patienten zu einer Komposit-Füllung geraten hat? So oder ähnlich könnte eine Frage lauten, die sich eine ZFA in der Stuhlassistenz schon oft in ihrem Berufsleben gestellt hat. Dieser Beitrag bietet eine Orientierung über die Stärken und Schwächen beider Versorgungsformen.
Füllungen 1987 - der „Fall“ Jutta
Jutta kommt 1987 in die Zahnarztpraxis und benötigt eine neue Füllung. Der Einzug der Partei „Die Grünen“ in den Bundestag wenige Jahre zuvor drückt das gestiegene Bewusstsein für Umweltschutz, aber auch für die Vermeidung von Schadstoffen aus. Jutta möchte kein Amalgam mehr, da es Quecksilber - ein giftiges Schwermetall - enthält. Die zahnmedizinische Forschung arbeitet intensiv an der Entwicklung von Alternativen. Seit 13 Jahren können Kunststoffe bzw. Komposite nun mit Hilfe der Schmelz-Ätz-Technik am Zahnschmelz festgeklebt werden - leider gelingt das am Dentin noch nicht.
Da das Dentin aufgrund der mit der Pulpa verbundenen Dentintubuli immer einen Feuchtigkeitsfilm hat und braucht (damit das Kollagen in den Tubuli nicht zusammenfällt), ist es praktisch unvorstellbar, feuchtigkeitsempfindliche Kunststoffe/Komposite am Dentin festzukleben. Wird das Material aber nur am Schmelz festgeklebt, gibt es nicht nur Probleme im schmelzfreien Zahnhalsbereich: Jeder Zahn mit einem undicht gewordenen Füllungsrand wird schnell Opfer der Bakterien, die sich im Nu zwischen Füllung und Zahn ausbreiten können. Kunststoffe/Komposite sind also in den 80er Jahren als Amalgam-Alternative eher ungeeignet, da ihre Haltbarkeit sehr begrenzt ist. Der Zahnarzt schlägt Jutta daher eine Versorgung mit einem Inlay vor.
Merke!
Inlays sind laborgefertigte Füllungen, die aus einer Goldlegierung - heute auch aus Keramik oder (sehr selten) aus Kunststoff - bestehen. Durch ihre passgenaue Fertigung im Labor ist der Rand so dicht, dass sie problemlos 20 bis 30 Jahre halten können. |
Der Behandlungsablauf
Jutta hat am Zahn 46 distal eine Karies, okklusal hatte der Zahn schon eine alte Amalgam-Füllung. Sie bekommt einen Termin zum Präparieren. Der Zahnarzt entfernt die alte Füllung und parallelisiert die Zahnwände so, dass keine unter sich gehenden Stellen verbleiben und eine laborgefertigte Arbeit in den Zahn passt. Dafür muss in Richtung okklusal viel gesunde Zahnsubstanz entfernt werden. Die alte Füllung ist nach mesial weit ausgedehnt, sodass von der mesialen Randleiste nicht viel übrig ist. Außerdem möchte der Zahnarzt nicht riskieren, dass das Inlay nach ein paar Jahren ausgetauscht werden muss, wenn sich mesial eine Karies bildet. Daher präpariert er den mesialen Kasten sicherheitshalber gleich mit zum MOD-Inlay. Nach der Herstellung des Inlays im Labor kommt Jutta wieder und es wird einzementiert.
Füllungen 2010 - der „Fall“ Christian
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