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· Fachbeitrag · Patientenkommunikation

Fluch und Segen unserer Wortwahl: Ihre Wirkung auf Patienten und andere Menschen

von Sebastian Knop, Zahnarzt mit Hypnosezertifikat (DGH), Dortmund

| Täglich wählen wir unsere Worte meist unbedacht und machen uns gar nicht klar, was Worte im Unbewussten unserer Mitmenschen für Folgen haben können. Dabei können wir mit unseren Worten Schaden anrichten, aber auch Segen bringen. Letzteres sollten wir für Behandlungen in der Praxis nutzen. |

Wie man Kindern Angst machen kann

Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit Ihrem kleinen Kind zum ersten Mal in den Supermarkt und bereiten es folgendermaßen vor: „Wir gehen heute in den Supermarkt, da musst du aber keine Angst haben. Am Eingang stehen die Einkaufswagen, die einen Kindersitz haben, in den ich dich setze. Das ist aber gar nicht schlimm, denn darin zu sitzen tut überhaupt nicht weh. An der Wursttheke wirst du gefragt, ob du ein Stück Wurst haben möchtest. Du musst aber keine Angst vor der Verkäuferin haben, die tut dir nichts ...“ Wenn Ihr Kind bisher überhaupt keine Vorstellung davon hatte, was ein Supermarkt ist, spätestens jetzt bekommt es Angst. Leider bereiten viele Eltern ihre Kinder genau so auf deren ersten Zahnarztbesuch vor: „Du musst keine Angst haben, es ist gar nicht schlimm und es tut nicht weh.“ Diese Art der Vorbereitung - obwohl gut gemeint - flößt den Kindern jedoch erst recht Angst ein. Warum ist das so?

Was im Gehirn passiert

Auf der linken Hirnhälfte ist die Logik lokalisiert. Die rechte Hirnhälfte projiziert Botschaften in Bildern. Unsere bildliche Vorstellung kennt aber keine Verneinung - man kann sich kein Bild nicht vorstellen. Kinder denken noch stärker in Bildern als Erwachsene. Von den Formulierungen „keine Angst“, „nicht schlimm“ und „tut nicht weh“ bleiben in der Vorstellung nur die Bilder für „Angst“, „schlimm“ und „weh tun“ hängen. Das Gegenteil von dem, was man erreichen wollte, tritt ein. So ist es verständlich, dass viele Kinder, die von ihren Eltern so vorbereitet wurden, schon beim ersten Zahnarztbesuch ängstlich oder zumindest verschüchtert wirken, obwohl sie noch gar keine Negativerfahrungen beim Zahnarzt gemacht haben.