· Fachbeitrag · Studie
Warum bildet sich die ZFA (nicht) fort?
von Elke Schilling, Langelsheim, und Prof. Dr. Gordon Heringshausen, Studiengangleiter Gesundheitspädagogik, Genthin
| Die Behandlungsspektren von Zahnarztpraxen werden immer spezieller. Doch immer öfter fehlen qualifizierte Fachkräfte. Eine Bachelorarbeit der Hochschule Magdeburg/Stendal befasste sich nun mit dem Fortbildungsverhalten und der Fortbildungsbereitschaft von Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA). Hierzu wurden 263 Teilnehmer befragt. Die Kernfrage: Warum beteiligen sich so wenige ZFA an Fortbildungen? |
Ausbildung allein reicht nicht
Die erste Phase der allgemeinen Berufsausbildung reicht heutzutage längst nicht mehr aus. Das gilt auch für Zahnarztpraxen: Ihre Organisation wandelt sich, der Aspekt der Dienstleistung rückt in den Vordergrund und die Behandlungsmethoden entwickeln sich weiter - ohne fortgebildete Mitarbeiter kann keine Zahnarztpraxis den modernen Anforderungen gerecht werden.
Gründe für den Engpass an qualifizierten ZFA
Doch ZFA gehören zu den Berufsgruppen, bei denen bereits ein Engpass an Fachkräften besteht (Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln). Zudem gibt es vergleichsweise viele Ausbildungs- und Berufsabbrecher in diesem Bereich. Absolventen mit den heute üblichen höheren Schulabschlüssen entscheiden sich häufig für andere Berufe.
Welche Erfahrungen machten ZFA mit Fortbildungen?
Vor allem Hauptschulabsolventen bestimmen somit den Berufsschulalltag. Dadurch sinkt die Qualität der Ausbildung, was den Einstieg in weitere Qualifikationen erschwert. Die Folge: Ein Engpass an weitergebildetem Personal. Doch welche Rahmenbedingungen sind nötig, um mehr ZFA zu Fortbildungen zu animieren? Bei der Studie wurde vor allem ermittelt, welche Erfahrungen mit Fortbildungen gemacht wurden - und welche Wünsche mit Blick auf Fortbildungen bestehen.
Prophylaxe beliebteste Fortbildung
Erstaunlich: Wie die Studie zeigt, gibt es deutlich mehr Fortbildungswünsche als im letzten Jahr absolvierte Fortbildungen. Im Durchschnitt äußerte jeder Befragte zwei Fortbildungswünsche. Die Gebiete Prophylaxe, Verwaltung und Abrechnung, QM und Hygiene sowie Praxismanagement lagen dabei an der Spitze. Die Teilnehmer wurden zu folgenden Aspekten gefragt:
- Was sind die Motive, um an einer Fortbildung teilzunehmen?
- Sind die Teilnehmer konkret zur Fortbildung bereit?
- Welche Wünsche gibt es hierbei an den Arbeitgeber?
- Wie beeinflusst die Arbeitssituation die Fortbildungsbereitschaft?
- Sollte es verpflichtend sein, sich fortzubilden?
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse (höchster Wert gefettet):
Zu beurteilende Statements | Prozentwerte | |||
Stimme voll zu | Stimme eher zu | Stimme eher nicht zu | Stimme nicht zu | |
Ich bin grundsätzlich bereit, mich fortzubilden. | 89 % | 8 % | 2 % | 1 % |
Fortbildungen sind unwichtig, man lernt eher in der Praxis. | 6 % | 7 % | 38 % | 49 % |
Im Berufsalltag interessiert es niemanden, welche zusätzlichen Qualifikationen ich habe. | 5 % | 15 % | 39 % | 41 % |
Ich bin allein für meine Fortbildung verantwortlich. | 22 % | 31 % | 33 % | 14 % |
Ich bilde mich fort, um mehr Verantwortung zu übernehmen und selbstbestimmter arbeiten zu können. | 71 % | 22 % | 6 % | 1 % |
Mein Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, mir Fortbildungsangebote zu unterbreiten. | 10 % | 36 % | 40 % | 14 % |
Für Fortbildungskosten sollte der Arbeitgeber aufkommen. | 49 % | 43 % | 5 % | 3 % |
Für Fortbildungszeiten sollte mich mein Arbeitgeber freistellen. | 58 % | 37 % | 5 % | 0 % |
Wenn ich mich fortbilde, sollte mich mein Arbeitgeber fachlich unterstützen und persönliches Interesse zeigen. | 55 % | 41 % | 4 % | 0 % |
Nach einer umfangreichen Fortbildung sollte man eine Aussicht auf ein höheres Gehalt haben. | 54 % | 39 % | 6 % | 1 % |
Wer sich häufig fortbildet, hat die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz. | 33 % | 47 % | 17 % | 3 % |
Ich habe keine Lust, mich in meiner Freizeit mit beruflichen Fortbildungen zu beschäftigen. | 6 % | 11 % | 35 % | 48 % |
Nach einer vom Arbeitgeber bezahlten Aufstiegsfortbildung muss ich mich vertraglich verpflichten, für eine gewisse Zeit in der Praxis zu arbeiten. | 19 % | 31 % | 28 % | 22 % |
Für meinen momentanen Tätigkeitsbereich fühle ich mich ausreichend qualifiziert. | 29 % | 49 % | 19 % | 3 % |
Es sollte eine Fortbildungspflicht für ZFA geben. | 35 % | 42 % | 16 % | 7 % |
In der Studie wurden den Teilnehmern verschiedene Faktoren vorgegeben, die die Fortbildungsbereitschaft beeinflussen können. Die Teilnehmer sollten angeben, wie schwer diese Einflussfaktoren wiegen.
Einflussfaktoren | Prozentwerte | |||
Stark | Weniger stark | Mäßig | Gar nicht | |
Fortbildungskosten sind selbst zu tragen | 58 % | 19 % | 15 % | 8 % |
Geeignete Fortbildungsangebote erhalten bzw.selbst zu finden | 30 % | 34 % | 22 % | 14 % |
Entfernung zum Fortbildungsort | 29 % | 31 % | 28 % | 12 % |
Fortbildungszeiten (Arbeitszeit/Freizeit) | 27 % | 34 % | 24 % | 15 % |
Unterstützung vom Arbeitgeber | 49 % | 31 % | 14 % | 6 % |
Bedarf von „Fachpersonal“ in der Praxis | 29 % | 34 % | 24 % | 13 % |
Ergebnisse der Studie
Das Ergebnis dieser Arbeit zeigt, dass der größte Teil der befragten ZFA bereit ist, sich fortzubilden - trotz der geringen tatsächlichen Beteiligung an Fortbildungen im letzten Jahr. ZFA würden sich sogar in ihrer Freizeit mit Fortbildungsfragen beschäftigen. Allerdings fühlen sich viele nicht selbst für ihre Fortbildung verantwortlich, sondern sehen ihre Praxischefs in der Pflicht.
Aufstiegsfortbildung interessiert am meisten
Solche Gebiete der Fortbildung, bei denen ein anschließender beruflicher Aufstieg möglich ist, erscheinen den ZFA am interessantesten - 71 Prozent möchten sich fortbilden, um danach mehr Verantwortung zu übernehmen und selbstbestimmter arbeiten zu können. Zudem erwartet die ZFA anschließend ein Gehaltsplus und einen sicheren Arbeitsplatz.
Hohe Kosten und enormer zeitlicher Aufwand
In absoluten Zahlen hat trotzdem nur ein geringer Anteil aller Befragten konkretes Interesse an einer solchen Aufstiegsfortbildung. Ursachen hierfür können die hohen Fortbildungskosten und der erhebliche zusätzliche Zeitaufwand sein. Zudem wünschten sich viele ZFA eine bessere Unterstützung von ihrem Arbeitgeber bei Fragen der Fortbildung.
PRAXISHINWEIS | Planen Sie, an einer Fortbildung teilzunehmen? Dann sollten Sie dies am besten frühzeitig mit Ihrem Praxischef besprechen! Bitten Sie ihn, sich finanziell zu beteiligen, und fragen Sie nach einer Freistellung. |
Praxisinhaber sind jetzt am Zug - aber auch die ZFA!
Wenn es keine weiteren größeren Engpässe im Bereich von weitergebildetem Personal geben soll, sollten Zahnärzte die große Fortbildungsbereitschaft der ZFA nutzen - mehr als drei Viertel sprechen sich sogar für eine Fortbildungspflicht aus! Der Praxisinhaber sollte sich vor Augen führen: Fortgebildete ZFA helfen der Praxis bei ihrem wirtschaftlichen Erfolg. So kann z. B. die Abrechnung optimiert oder die Prophylaxeabteilung rentabler geführt werden. Zudem sind ZFA nach der Fortbildung meist motivierter und sie können den Zahnarzt bei einigen Arbeiten - je nach Qualifikation - entlasten.
Wertschätzung kommunizieren
Nicht nur Zahnärzte sollten das Berufsbild der ZFA höher wertschätzen und diese Wertschätzung öffentlich kommunizieren. Sie sollten verdeutlichen, dass die Mitarbeiterinnen eine wichtige Rolle spielen in der Patientenversorgung, der Verwaltung und im Bereich der Prophylaxe.
Zu guter Letzt: Eigeninitiative der ZFA ist gefragt!
Bei allem Lamento über die Arbeitsbedingungen und die manchmal fehlenden Aufstiegschancen gilt jedoch auch: Die ZFA selbst muss sich dafür einsetzen, dass sie sich fortbilden kann. Sie sollte nicht warten, bis ihr Chef sie zur Fortbildung auffordert! Letztlich dient die Fortbildung ihrer eigenen Qualifizierung und dem Erfolg in ihrem eigenen Berufsweg.