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· Fachbeitrag · Mitarbeitermotivation

Das Mitarbeitergespräch - Fluch oder Segen?

von ZMV Daniela Kohler, Rottenburg am Neckar, www.za-ds.de 

| Das Mitarbeitergespräch steht an. Sie sind nervös und verunsichert. Schon seit Wochen schlafen Sie unruhig, denn Sie wissen nicht, was auf Sie zukommt? Sie haben eigentlich ein gutes Gefühl: Das Jahr lief gut. Aber Sie fragen sich trotzdem, ob es Ihre Chefs auch so empfunden haben? |

Wie bereite ich mich auf das Gespräch vor?

Entspannen Sie sich. Lehnen Sie sich zurück und nehmen Sie sich Ihr letztes Gespräch zur Hand. Natürlich sollten Sie sich auch auf Kritik vonseiten Ihrer Chefin bzw. Ihres Chefs vorbereiten. Der Erfolg Ihres Gesprächs hängt davon ab, wie sachlich sie bleiben, wie offen und fair Sie sind. Schließlich verfolgen auch Sie einen Plan und haben ein Ziel vor Augen, da wäre gekränkter Stolz fehl am Platz. Bereiten Sie sich auf eventuelle Kritik vor, dann können Sie im Gespräch besser damit umgehen. Im Mitarbeitergespräch kann von beiden Seiten alles angesprochen werden, was für die Praxis von Bedeutung ist.

Warum ist das Gespräch so wichtig?

Sie fragen sich trotzdem, warum Sie ein Mitarbeitergespräch führen sollen, wo Sie doch täglich mit Ihrem Chef persönlich reden? Das Gespräch geht über fachliche Fragen hinaus. Sie haben die Möglichkeit, Ihre persönlichen Wünsche und Erwartungen anzusprechen. Sie können Ziele vereinbaren: Was möchten Sie erreichen, welche Fortbildung oder Zusatzqualifikation streben Sie an. Lassen Sie Ihren Chef an Ihren beruflichen Zielen teilhaben, denn nur so bekommen Sie auch die Möglichkeit diese umzusetzen.

 

  • Vorteile eines Mitarbeitergesprächs

Verbesserung der Beziehung zwischen Praxismitarbeiter/in und Vorgesetzten,

Verbesserung der Zusammenarbeit im Team,

Verbesserung der Arbeitszufriedenheit,

Verbesserung der Motivation (Zielvereinbarung),

Förderung der Kommunikation und Stärkung des Arbeitsklimas,

Förderung des Leistungsbewusstseins,

Mitarbeiterbindung und Mitarbeiter-Führungskraft-Beziehung

Eröffnung von Perspektiven

Aktive Mitgestaltung am Praxisgeschehen

Erkennen von Problemen und Konflikten

 

Um das Mitarbeitergespräch in den Praxisalltag einzubauen, muss es von Ihrem Vorgesetzten fest eingeplant werden. Der Termin sollte mindestens zwei Wochen vorher mit Ihnen vereinbart werden. Sie erhalten dadurch die Möglichkeit, sich gut darauf vorzubereiten. Die Vorbereitung sollte schriftlich von Ihnen durchgeführt werden, damit Sie in der ganzen Aufregung nichts vergessen. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen wichtig ist.

 

Mögliche Fragen während eines Gesprächs zu den einzelnen Bestandteilen:

 

  • Beispiele für Fragen, die im Mitarbeitergespräch gestellt werden könnten

Arbeitsaufgaben

  • Wo liegen meine Schwerpunkte in der Praxis?
  • Was kann ich besonders gut? (Abdrücke ausgießen, abrechnen etc.)
  • Benötige ich Unterstützung in meinem Arbeitsbereich? (Telefonate, Erstellung von HKPs)
  • Habe ich Vorschläge, um Arbeitsabläufe zu optimieren? (Sterilisation, Patientenempfang)
  • Welche Probleme sehe ich in der Praxisorganisation? (Terminierung, Labor, Behandlungsvorbereitung)

Arbeitsumfeld

  • Welche Arbeitsbedingungen sind gut für mich, welche weniger (Bürostuhl, Schreibtisch, Klima)
  • Welche Arbeitsbedingungen fördern meine Arbeit? Welche stören meine Arbeit? (Musik, Raumduft)
  • Habe ich Probleme mit dem Dentallabor oder einzelnen Mitarbeitern? Wie können diese Probleme gelöst werden? (Kompetenz, Anerkennung)
  • Werden die Vorschriften zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz eingehalten? Steht mir die notwendige Schutzkleidung zur Verfügung? (Schutzbrille, Handschuhe, Arbeitsbekleidung)
  • Wie sind die Arbeitsmittel, mit denen ich täglich arbeite? ( Muss neues angeschafft werden, gibt es Verbesserungen, müssen Reparaturen durchgeführt werden)
  • Wie ist meine Vertretung geregelt?

Zusammenarbeit & Team

  • Wie zufrieden bin ich mit dem Team? (Streit, persönliche Konflikte, eventuell sogar Mobbing)
  • Kann die Zusammenarbeit im Team verbessert werden? (Teammeeting, Praxisausflug, Mediation)
  • Funktioniert der Austausch im Team? Erhalte ich alle wichtigen Informationen?
  • Wird mein Arbeitseinsatz anerkannt? (Feedback unter dem Jahr)
  • Was ist besonders toll? (Stimmung im Team)
  • Was ist sehr negativ? (Stimmung im Team)

Berufliche Entwicklung

  • Was sind meine beruflichen Wünsche? (mehr Verantwortung, neues Aufgabengebiet)
  • Welche Perspektiven erkennt mein Chef/meine Chefin beruflich und persönlich?
  • Welche Weiterbildung ist für mich sinnvoll? (Abrechnung, Praxismanagement, Labor, Hygiene)
  • Gibt es Aufstiegsmöglichkeiten, die ich nutzen möchte? (ZMV, ZMP, DH)
 

Damit das Gespräch zu Ihrer Zufriedenheit ausfällt, sollten Sie die folgenden Verhaltensregeln beachten und sich nicht irritieren lassen. Seien Sie offen für Neues, für Kritik und für Lob. Bedenken Sie, dass jede überschwängliche Reaktion von Ihnen eine nicht gewollte Konsequenz nach sich ziehen könnte.

 

 

Was können Sie tun, damit Ihr Gespräch positiv verläuft?

Was können Sie tun, damit Sie sich wohlfühlen und das Gespräch positiv verläuft? Starten Sie ruhig und ohne Stress in den Tag. Gönnen Sie sich ein ausgewogenes Frühstück und hören Sie Musik, die Ihnen gut tut. Beginnen Sie also Ihren Tag mit allem, was Ihnen förderlich ist. Ziehen Sie sich schick an oder ziehen Sie Ihre Wohlfühlsachen an. Sie fragen sich, was das bringt? Es unterstützt Ihr Auftreten, Ihr Selbstbewusstsein, Sie können gekräftigt in das Gespräch starten und haben so ein selbstsicheres Auftreten. Im Gespräch zeigen Sie Interesse am Gesprächspartner. Das heißt, dass Sie sich nicht mit etwas anderem beschäftigen oder gar mit Ihren Gedanken abschweifen.

 

Seien Sie offen und machen Sie deutlich, was Ihnen Spaß macht und wie Sie die Freude in der Praxis umsetzen können. Gehen Sie gerne mit Zahlen um, könnten Sie den Weg der Abrechnungsmanagerin einschlagen. Vielleicht streben Sie aber auch den Weg der Prophylaxe-Mitarbeiterin an. Sagen Sie das Ihrem Chef, eventuell war es ihm nicht klar und Sie können so das Potenzialder Praxis steigern. Aber vielleicht möchten Sie einfach mehr Abdrücke nehmen oder ausgießen? Hier gibt es auch viele Fortbildungen für das Praxisteam und Sie können Ihren Chef in der Arbeit unterstützen und so Zeit sparen.

 

Sie haben Ideen, wie Qualität und Service in der Zahnarztpraxis gesteigert werden können? Zeigen Sie Beispiele auf, machen Sie Verbesserungsvorschläge. Eventuell geht es dabei nur um eine neue einheitliche Praxisbekleidung, aktuelle Zeitschriften im Wartezimmer oder ein Videospiel für Kinder. Sprechen Sie beherzt Ihre Vorschläge an. Es wäre doch toll, wenn Ihre Ideen umgesetzt werden und bisher nur niemand daran gedacht hat. Bitte bringen Sie weder Frust noch Ärger in Ihr Gespräch und glänzen Sie nur mit Sachlichkeit, auch wenn es unterschiedliche Ansätze gibt.

Vorsicht bei Kritik am Führungsstil oder an Mitarbeitern

Seien Sie sparsam mit Ihrer Kritik und greifen Sie niemanden persönlich an, das zerstört das offene Gespräch. Äußern Sie Kritik diplomatisch und reißen Sie die Probleme nur an. So geben Sie Ihrem Chef bzw. Ihrer Chefin die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen, sich eventuell zu einem späteren Zeitpunkt davon selbst zu überzeugen und zu reagieren.

 

Jetzt machen Sie sich noch Gedanken über die Zusammenarbeit. Haben Sie das Gefühl, zu stark kontrolliert zu werden, brauchen Sie mehr Freiraum und sind Sie auch auf dem entsprechenden fachlichen Niveau? Dann erklären Sie dies Ihrem Chef bzw. Ihrer Chefin. Sie können einen Testzeitraum vereinbaren, um von Ihren Qualitäten zu überzeugen und mehr Freiräume zu bekommen.

Abschluss: Ziele vereinbaren und Zwischenschritte planen

Zum Schluss müssen Sie mit Ihrem Chef nur noch die Ziele vereinbaren und schriftlich festhalten. Die Zielformulierungen müssen konkret und möglichst terminiert werden. Bei der Terminierung ist es am günstigsten, wenn Sie zwei bis drei Zwischenschritte einlegen und somit Ihr großes Ziel kontrollieren.

Quelle: Ausgabe 02 / 2015 | Seite 7 | ID 43138987