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· Fachbeitrag · Parasiten

Malaria - unerwünschtes Urlaubssouvenir

von Bernd Hein, Fachjournalist Gesundheitswesen, Buch am Buchrain

| Unter dem Begriff Malaria sind Krankheitsformen zusammengefasst, die von Stämmen der Parasitenfamilie Plasmodium übertragen werden. In Europa betrifft Malaria fast ausschließlich Menschen, die sich in Endemiegebieten angesteckt haben. Obwohl Malaria hierzulande nicht alltäglich ist, sollten Sie als MFA ihre Patienten bei unklarem Fieber nach kürzlich absolvierten Auslandsaufenthalten fragen. Damit können Sie wichtige Hinweise für eine schnelle Diagnose sammeln, die lebensrettend sein kann. |

Auftreten

Malaria ist - weltweit gesehen - ein erhebliches Problem. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation erkranken jährlich etwa 200 Millionen Menschen, ca. 600 000 sterben daran (ungefähr drei Viertel von ihnen sind Kinder). In Deutschland meldet das Robert Koch-Institut für das Jahr 2014 ca. 1.000 Fälle. Europa gehört nicht zu den Endemiegebieten. Nur in Griechenland und in Spanien wurden einzelne Erkrankungen gemeldet, die höchstwahrscheinlich dort entstanden sind. Malaria kommt vor allem in Afrika vor, aber auch in Asien und Lateinamerika. Mehr zu Auftreten, Diagnostik und Therapie erfahren Sie in der Malaria-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und internationale Gesundheit (DTG), online unter http://tinyurl.com/gqcdcem.

 

Übertragung und Krankheitsformen

Malaria wird durch Stiche der weiblichen Anopheles-Mücke übertragen. Dabei geraten die einzelligen Parasiten aus der Familie der Plasmodien in den menschlichen Blutkreislauf. Abgesehen von einem möglichen Übertritt der Erreger von der Mutter zum ungeborenen Kind über die Plazenta ist eine Ansteckung mit Malaria von Mensch zu Mensch nicht möglich. Deshalb geht für Angehörige von Gesundheitsberufen von den Betroffenen keine Gefahr aus.

 

  • Formen der Malaria

Malaria tropica

Verursacht durch Plasmodium falciparum. Kommt mit 80 Prozent am häufigsten vor und bringt die schwersten Verläufe mit sich. Zeigt keine typischen Fieberverläufe und ist deshalb schwer zu diagnostizieren. Kann Krampfanfälle, Koma, Nierenversagen, Kreislaufkollapse und massive Blutveränderungen (unter anderem erhöhte Blutungsneigung) verursachen. Führt unbehandelt in etwa 20 Prozent der Fälle zum Tode.

Malaria tertiana

Verursacht durch Plasmodium vivax und ovale. Fieberschübe mit Körpertemperaturen um 40 °C, die alle zwei Tage am späten Nachmittag auftreten und etwa vier Stunden dauern.

Endet selten tödlich.

Malaria quartana

Verursacht durch Plasmodium malariae. Ruft Fieber im Abstand von ungefähr drei Tagen hervor. Typisch sind Rückfälle, die auch nach 40 Jahren noch auftreten können. Sehr selten.

Malaria, verursacht durch Plasmodium knowlesi

Kommt ausschließlich in Südostasien vor. Wurde zunächst als Krankheit betrachtet, die nur Affen betrifft. Inzwischen sind zunehmend Menschen befallen. Sie entwickeln tägliche Fieberschübe.

Airport- oder Baggage-Malaria

Kann jede der obigen vier Krankheitsformen sein. Erkrankungsfälle durch Mücken, die in Flugzeugen oder im Reisegepäck in Gebiete eingeschleppt wurden, in denen keine Malaria vorkommt. Besonders gefährdet sind Mitarbeiter und Anwohner von Flughäfen.

In den vergangenen Jahren wurden rund 100 solcher Fälle bekannt.

 

 

Wichtig | Abhängig von der Art des Erregers kann das Auftreten von Krankheitszeichen nach dem Kontakt mit dem Erreger (Inkubationszeit) zwischen 7 und 40 Tage dauern. Auch eine längere symptomfreie Phase ist möglich.

Krankheitszeichen

Plasmodien dringen zunächst in die Leber ein und beginnen von dort, die roten Blutkörperchen zu besiedeln, in denen sie sich massiv vermehren. In dieser Phase beginnen die Krankheitszeichen. Zunächst haben die Patienten Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl (wie auch bei Grippe oder Magen-Darm-Infekten). Weitere Zeichen sind Schüttelfrost, Schweißausbrüche, Schwindel, erhöhte Herzfrequenz, Husten, Atembeschwerden und Durchfälle. Das malariatypische Wechselfieber mit heftigen Schüben entsteht nicht bei allen Krankheitsformen. Insbesondere die Malaria tropica kann, sofern eine zielgerichtete Therapie unterbleibt oder zu spät einsetzt, alle Organsysteme betreffen und rasch lebensbedrohlich werden. Dann sind die Patienten nur noch auf Intensivstationen sinnvoll zu behandeln.

 

MERKE | Nach dem Infektionsschutzgesetz ist der Nachweis von Plasmodien nichtnamentlich meldepflichtig. Diese Pflicht betrifft vor allem das Labor, in dem die Diagnose erfolgte.

 

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung besteht darin, Malariagebiete zu meiden. Diese Regel sollten vor allem Schwangere befolgen, da alle Anti-Malariamittel dem ungeborenen Kind schaden können. Wer unbedingt in Malariagebiete reisen muss (z. B. beruflich), sollte sich möglichst vor Mückenstichen schützen.

 

  • Sinnvolle Präventionsmaßnahmen
  • Betten lückenlos mit Moskitonetzen abhängen. Es ist empfohlen, das Gewebe mit Permethrin (etwa Nobite® Verdünner) zu imprägnieren. Hochwertige Netze verwenden, die sich an einer einzelnen Befestigung aufhängen lassen. In Hotelzimmern das Bett so platzieren (lassen), dass es mittig unter dem Netz steht. Alternativ in dem Raum die innere Wand eines Campingzelts aufstellen und darin schlafen. Wenn das Zelt gut gearbeitet ist, schließt es insektendicht.

 

  • Lange (an Armen und Beinen), helle und ggf. mit Permethrin imprägnierte Kleidung tragen, die nicht dicht am Körper anliegt. Sie soll am Hals hochgeschlossen sein. Die Hosen in die Socken stecken und geschlossene Schuhe tragen.
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  • Sich während der Abenddämmerung und in der Nacht möglichst in mückensicheren Räumen aufhalten. Sinnvoll sind eine Klimaanlage sowie dicht schließende, feinmaschige und unversehrte Fliegengitter vor Fenstern und Türen.

 

  • Alle unbekleideten Hautstellen (auch die behaarten Areale) mit Repellents einreiben. Geeignet sind DEET (z. B. in Anti Brumm®) oder Icaridin (z. B. in Autan®).

 

  • Zusätzlich Insektizide verwenden, zum Beispiel als Sprays, in Verdampfungsgeräten oder als Räucherspiralen.
 

Chemoprophylaxe

Eine sichere Impfung gegen Malaria gibt es bislang nicht. Reisende, die Malaria-Gebiete besuchen, sollten daher eine Prophylaxe einnehmen. Inzwischen sind einige Erregerstämme gegen die Mittel immun. Das ist ein Problem, weil genau diese Wirkstoffe auch zur Behandlung eingesetzt werden. Tropeninstitute (an Universitäten) und niedergelassene Tropenmediziner verfügen über aktuelle Informationen, welche Medikamente am Reiseziel sinnvoll sind.

 

Zur Auswahl stehen Atovaquon/Proguanil (z. B. in Malarone®), Chloroquin (z. B. in Resochin®) Doxycyclin (z. B.in DoxyHexal®; nur in Kombination mit anderen Anti-Malariamitteln; in Deutschland für diesen Zweck nicht zugelassen) und Mefloquin (z. B. in Lariam®). Primaquin (etwa in Primaquine®; in Deutschland für diesen Zweck nicht zugelassen) eignet sich hauptsächlich zur Behandlung der Malaria tertiana.

 

PRAXISHINWEIS | Weisen Sie Patienten darauf hin, dass sie beim Auftreten malariatypischer Symptome sofort mit einer Selbstbehandlung beginnen und dann schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen sollen. Die Anwendung der Selbstbehandlung sollten Patienten vor der Reise mit einem Tropenmediziner besprechen.

 
Quelle: Seite 11 | ID 44152975