· Fachbeitrag · Unternehmensvergleich
Benchmarking: Wie gut ist Ihr Büro im Vergleich zu Wettbewerbern und der Branche aufgestellt?
von Dipl.-Betriebswirt Jörgen Erichsen, Leverkusen
| Sie kennen die Büros, die mit Ihnen regional oder überregional konkurrieren. Aber wissen Sie auch, wie diese Büros finanziell aufgestellt sind? Machen diese im Verhältnis zur Bürogröße mehr Umsatz oder Gewinn als Sie? Allgemein zugängliche Auswertungen wie z. B. der jährliche Bürokostenreport des AHO liefern Ihnen dazu keine Antwort. Sie müssen andere Wege gehen, um sich mit Wettbewerbern vergleichen zu können. PBP stellt Ihnen einige Möglichkeiten vor und stellt Ihnen zusätzlich ein Excel-Vergleichstool zur Verfügung. |
Warum der Benchmark-Vergleich auch für Sie sinnvoll ist
Ein Vergleich ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll, wenn nicht gar notwendig. Das belegen folgende Überlegungen:
Bank von Kreditwürdigkeit überzeugen
Wer Kredit von einer Bank benötigt, sollte wissen, wie gut er arbeitet und ob er zumindest mit der Branche „mithalten“ kann. Banken prüfen das und fragen u. U. kritisch nach. Werden Sie davon überrascht, dass Sie z. B. schlechter abschneiden als die Branche, hinterlassen Sie einen schlechten Eindruck. Im Zweifel fehlen Ihnen dann die Argumente, um darzulegen, warum das so ist und dass Sie kurzfristig in der Lage sind, wieder bessere Resultate zu erreichen.
Stimmt Ihr Aufwand-Ertrag-Verhältnis?
Wirtschaften Sie schlechter als die Branche, erzielen Sie mit relativ viel Arbeit und Kapitaleinsatz geringere Gewinne. Das bedeutet entweder, dass Sie nicht gut arbeiten oder dass es Faktoren gibt, die höhere Gewinne verhindern. Schlechtere Werte sollten also ein Ansporn sein, danach zu sehen, wie Sie die Ergebnisse bei gleichem Ressourceneinsatz verbessern können.
Ist Ihre Investitions- und Innovationsfähigkeit gegeben?
Bei relativ gesehen schlechteren Zahlen fehlt u. U. Geld (Gewinn), um z. B. eine Expansion oder einen Zukauf zu größeren Teilen aus eigenen Mitteln zu zahlen. Oder Sie verfügen nicht über die Mittel, über die Wettbewerber verfügen, um strategische, betriebsnotwendige Investitionen tätigen zu können.
Ihre Geschäftspartner haben Sie im Blick
Machen Sie sich bewusst, dass Sie auch von Geschäftspartnern geprüft werden, häufig mithilfe von Auskunfteien. Auch das ist ein Grund, sich mit dem Thema zu befassen und zu versuchen, zumindest mittelfristig auf das Niveau der Branche zu gelangen. Ansonsten besteht z. B. das Risiko, dass Sie weniger Aufträge erhalten als eigentlich möglich oder dass Sie bei Lieferanten höhere Preise zahlen müssen als vergleichbare Büros.
Die Beispiele zeigen also, dass eine Standortbestimmung sinnvoll ist, wenn man seinen Marktanteil ausbauen oder zumindest halten möchte.
Wichtig | Es gibt einige Möglichkeiten, an Vergleichszahlen aus der Branche und von Wettbewerbern zu gelangen. Das Problem ist häufig, dass zumindest die kostenfreien Daten wenig umfassend sind und auch nur für bestimmte Unternehmen bzw. Unternehmensformen verfügbar sind. Bei Branchenvergleichen kommt hinzu, dass viele Branchen sehr heterogen sind und es sich bei den Daten und Zahlen immer um Durchschnittswerte handelt. Branchenvergleiche können daher meist nur einer ersten, groben Orientierung dienen.
Das Unternehmensregister des Bundesanzeiger Verlags
Eine Möglichkeit ist, im Unternehmensregister des Bundesanzeiger Verlags zu recherchieren (www.unternehmensregister.de/ureg/). Hier müssen alle Kapitalgesellschaften ihre Jahresabschlüsse veröffentlichen und Sie können gezielt und kostenfrei nach konkreten Unternehmen (= Ihren Wettbewerbern) suchen. Die Schnellsuche ist kostenfrei und ohne Registrierung möglich.
Die Schwachpunkte der Bundesanzeiger-Recherche
Die Recherche beim Bundesanzeiger hat aber zwei Schwachpunkte. Zum einen müssen dort nur Kapitalgesellschaften ihre Zahlen veröffentlichen. Zum zweiten profitieren kleine Unternehmen von Vereinfachungen. Wenn sie zum Bilanzstichtag zwei der drei folgenden Voraussetzungen erfüllen,
Bilanzsumme | Nettoumsätze | Mitarbeiter |
≤ 350.000 Euro | ≤ 700.000 Euro | ≤ zehn Beschäftigte |
müssen die Unternehmen lediglich eine vereinfachte Bilanz (nur Buchstabenpositionen) und eine verkürzte Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlichen. Auch ein Anhang oder Lagebericht wird nicht publiziert.
Aussagekräftige Kennzahlen müssen Sie selbst berechnen
Hinzu kommt noch ein anderer Aspekt: Wie gut man gewirtschaftet hat, wird häufig mit Kennzahlen dargestellt, etwa mit Renditekennziffern oder Kapitalanteilen. Im Bundesanzeiger finden Sie diese Kennzahlen nicht oder nur sehr eingeschränkt. Das bedeutet, dass Sie sich alle Kennzahlen, die Sie interessieren, selbst berechnen müssten. Dazu ist Erfahrung notwendig und entsprechend hoch ist der Aufwand, den man betreiben muss.
PRAXISTIPP | Eine Möglichkeit, mehrere Firmen gleichzeitig zu beobachten, finden Sie unter www.firminform.de/, einem weiteren Angebot des Bundesanzeiger Verlags. Sie können hier bis zu 150 Unternehmen und deren Geschäftszahlen auf einem „Firmenmonitor“ ansehen und analysieren. Das Basismodul ist kostenfrei. Es bietet Ihnen die Möglichkeit, zwei Firmen und deren Zahlen einzusehen. Die weiteren Module mit mehr Firmen und erweiterten Analysen sind kostenpflichtig. Verändern sich die Geschäftszahlen Ihrer „Benchmarkbüros“, werden Sie per E-Mail automatisch informiert. Im Kern gelten die gleichen Einschränkungen wie beim Unternehmensregister. |
Auskunfteien verfügen über detailliertere Informationen
Wollen Sie genauere Auskünfte über einen oder mehrere Wettbewerber oder andere Firmen haben, sollten Sie sich an Auskunfteien wie Creditreform, Bürgel, Hoppenstedt, Schufa-Firmenauskunft oder Creditsafe wenden.
PRAXISTIPP | Eine Übersicht über ausgewählte Auskunfteien finden Sie z. B. hier: https://selbstauskunft.net/unternehmen/auskunfteien. |
Die Voll- oder Wirtschaftsauskunft
In einer sog. Voll- oder Wirtschaftsauskunft erhalten Sie alle verfügbaren Daten und Zahlen, die die Auskunftei über eine Firma gesammelt hat. Eine Größenbeschränkung oder Einschränkungen bei der Rechtsform gibt es in der Regel nicht. PBP bezieht sich nachfolgend im Kern auf Leistungen der Creditreform, die nach eigenen Angaben Marktführer ist. Die anderen Auskunfteien gehen bei der Bewertung ähnlich vor, in der Regel werden die Daten ähnlich aufbereitet und die Aussagekraft ist vergleichbar.
Wichtig | Auskunfteien arbeiten mit Massendaten, die sie aus verschiedensten Quellen sammeln, analysieren und auswerten. Folglich kann es vorkommen, dass eine Auskunft fehlerhaft ist. Begreifen Sie diese Auskünfte oder Wirtschaftsberichte deshalb vor allem als Orientierung; sie können nie als absolut genau und richtig angesehen werden. Um Ihre Wettbewerber zu analysieren, reichen die Daten allemal aus.
Selbstauskunft als erstes Mittel der Wahl
Im eigenen Interesse sollten Sie sich jährlich eine Selbstauskunft zukommen lassen und die Einträge prüfen. Dazu haben Sie ein gesetzliches Recht. Selbstauskünfte sollten Sie zumindest von den drei bis vier größten Anbietern anfordern.
Falscheinträge oder Fehler können zu einem schlechteren Bonitätsindex führen und Sie können u. U. Aufträge verlieren, ohne dass Sie davon erfahren. Denn viele Geschäftspartner holen sich im Vorfeld einer Geschäftsbeziehung Auskünfte von Creditreform und Co. ein und werden nur aktiv, wenn der bewertete Geschäftspartner einen guten Bonitätsindex hat ‒ bei der Creditreform ca. 250-280 Punkte (Crefo-Score). Haben Sie einen schlechteren (höheren) Score, sehen viele Geschäftspartner von einer Beziehung ab, ohne dass Sie den Grund dafür erfahren. Falscheinträge oder Fehler sollten Sie also berichtigen lassen. Das gilt auch für andere Auskunfteien.
Bei Auskunftsverlangen berechtigtes Interesse glaubhaft machen
Leider können Sie nicht beliebig Auskünfte verlangen. Möchten Sie eine Bonitäts- oder andere Auskunft von Architektur- bzw. Ingenieurbüros oder Geschäftspartnern erhalten, müssen Sie in der Regel ein berechtigtes Interesse nachweisen oder glaubhaft machen. Das kann z. B. vorliegen, wenn Sie
- für die Anbahnung eines Auftrags,
- eine mögliche Zusammenarbeit oder
- für das Eingehen von Verträgen
nähere Informationen über Geschäftspartner benötigen, um Ihr wirtschaftliches und finanzielles Risiko zu minimieren. Es genügt, wenn Sie die Absicht haben, eine Geschäftsbeziehung einzugehen; ein „Vollzug“ ist nicht zwingend erforderlich. Weitere Informationen dazu finden Sie u. a. auf den Internetseiten der Anbieter.
Diese Informationen können Sie Auskünften entnehmen
Eine Vollauskunft umfasst meist mehr als acht Seiten, und ist wie folgt strukturiert.
- Sie beginnt in der Regel mit einem allgemeinen Teil, in dem z. B. Firmen- und Kontaktdaten, Gründungsjahr, Steuernummer oder Amtsgerichtseinträge enthalten sind.
- Daran schließt sich die Bonitätseinschätzung an, die mit einem Index ausgedrückt wird. Der Index wird erläutert und es werden Ausfallwahrscheinlichkeit in Prozent und im Landesdurchschnitt angegeben.
- Es folgen erste Daten zu Geschäftszahlen, z. B. Mitarbeitern, Umsätzen, Exportanteilen und Branchenzugehörigkeit.
- Danach geht es in die Kennzahlenanalyse, die oft grafisch aufbereitet ist. Die Analyse umfasst z. B. Kennzahlen wie
- Eigenkapitalanteile,
- Kapitalumschlag oder
- Rentabilitätsgrößen.
- Die Entwicklung der Kennzahlen wird über mehrere Jahre dargestellt.
- Im Anschluss folgen die Bilanz- und Gewinn- und Verlustdaten der letzten drei Jahre.
- Abgerundet werden die Vollauskünfte mit einer Vielzahl weiterer Kennzahlen, z. B. zur Vermögensstruktur, zu den Verbindlichkeiten, zur Liquidität oder zur Kapitalbindung. Ergänzt wird das um Erläuterungen, wie sich Formeln und einzelne Größen in Zähler und Nenner zusammensetzen.
PRAXISTIPP | Mit einer Vollauskunft können Sie Wettbewerber in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit und wirtschaftliche Entwicklung also sehr gut bewerten. Auskunfteien sollten Sie auch nutzen, um Ihr Forderungsmanagement zu verbessern. Sie können im Vorfeld einer Geschäftsbeziehung potenzielle Kunden einer Bonitätsprüfung unterziehen und erhalten wertvolle Informationen, z. B. zum Zahlungsverhalten und zum Ausfallrisiko. |
Mit diesen Kosten für die Auskünfte müssen Sie rechnen
Wer Informationen über Kunden oder andere Geschäftspartner benötigt, kann entweder einzelne Auskünfte erwerben oder einen Vertrag mit einer bestimmten Laufzeit, z. B. ein Jahr, abschließen. Kurzauskünfte kosten ca. sechs bis zehn Euro, Voll- und Wirtschaftsauskünfte liegen meist zwischen 15 und etwa 40 Euro. Hinzu kommt, dass Sie bei einigen Firmen, wie der Creditreform, Mitglied werden müssen bzw. sollten, da Sie nur dann Zugriff auf alle Daten haben. Die Mitgliedschaft kostet 400 bis 500 Euro im Jahr. In der Gebühr ist häufig eine bestimmte Anzahl von Auskünften enthalten.
Excel-Tool nutzen und Ihr Büro mit anderen vergleichen
Mit der zum Beitrag gehörenden Excel-Arbeitshilfe können Sie Ihr Büro mit bis zu fünf Wettbewerbern direkt vergleichen. Nachfolgend ist das Excel-Tool kurz in Auszügen dargestellt. Die „Voll-Variante“ mit Ausfüllanleitungen finden Sie auf pbp.iww.de → Downloads → Abruf-Nr. 46398344.
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Ausgewählte Vergleichszahlen | Erläuterungen | Eigenes Büro | Wettbewerber 1 | Wettbewerber 2 |
Umsatz | 0 | 0 | 0 | |
Rohertrag | Unternehmensindividuell, ggf. Branchenwerte bei Verband, Kammer erfragen | 0 | 0 | 0 |
Gewinn nach Steuern | Unternehmensindividuell, ggf. Branchenwerte bei Verband, Kammer erfragen | 0 | 0 | 0 |
Mitarbeiter | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Umsatz/Mitarbeiter | Für erste Näherung und groben Vergleich | 0 | 0 | 0 |
Gewinn/Mitarbeiter | Besser als Umsatz/Mitarbeiter, da Basis Erfolgsgröße | 0 | 0 | 0 |
Umsatzrendite | Unternehmensindividuell, ggf. Branchenwerte bei Verband, Kammer erfragen | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Gesamtkapitalrendite | Banken wünschen sich 8 % oder mehr | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Eigenkapitalanteil | Meist bereinigtes Eigenkapital, günstig: > 20 % | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Kapitalumschlag | Günstig > 1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Cashflow | Unternehmensindividuell, ggf. Branchenwerte bei Verband, Kammer erfragen | 0 | 0 | 0 |
Cashflow zu Gesamtleistung | Unternehmensindividuell, ggf. Branchenwerte bei Verband, Kammer erfragen | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Cashflow-ROI | möglichst 5-6 Punkte > als Bankzinsen | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Liquidität II | Günstig > 120 % | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Kundenziel | Nah am eigenen Zahlungsziel, in Deutschland max. 30 Tage | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Lieferantenziel | Werte analog Kundenziel, die Werte sollten möglichst ählich sein | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Schuldendienstfähigkeit | Möglichst Werte > 30-40 % | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
Kapitalbindungsdauer | Möglichst < 30 Tage, je kürzer, desto besser | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Fremdfinanzierungsgrad Anlagevermögen | Möglichst < 50-60 % | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
FAZIT | Es lohnt sich, sich mit anderen Büros zu vergleichen. Auskunfteien sind dafür der beste Ansprechpartner. Die besten verfügen über mehr als 80 Mio. Einträge in ihren Datenbanken. D. h., dass Sie von diesen auch Auskünfte aus nahezu allen europäischen Ländern abfragen können. Wenn Ihnen die Daten und Zahlen aus der Datenbank nicht genügen, können Sie auch individuelle Bonitätsprüfungen beauftragen. Dann werden spezielle Analysten tätig und erstellen individuelle Profile. Die Kosten dafür sind allerdings relativ hoch und sollten von Ihnen vorab erfragt werden. Für kleinere Büros lohnt sich der Aufwand eher nicht. |