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  • Aktuelle Fallbeispiele
    Diagnose, Therapie und Abrechnung einer Struma nodosa
    Die Jodversorgung in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Das zeigt sich beispielsweise am deutlichen Rückgang der Schilddrüsenvolumina von Kindern und Jugendlichen. Dennoch liegt die durchschnittliche Jodversorgung in Deutschland mit 100 bis 120 ug Jodid pro Tag noch immer unter der von der WHO geforderten Menge von 150 bis 250 ug Jodid. Damit ist eine optimale Jodversorgung noch immer nicht in allen Regionen und vor allem nicht in allen "kritischen Lebensphasen" wie Schwangerschaft, Pubertät oder Stillzeit gewährleistet.
    Noch immer leiden etwa 20 Mio. Deutsche unter einer behandlungsbedürftigen Jodmangelstruma. In jedem Jahr werden etwa 100.000 Bundesbürger an der Schilddrüse operiert und mindestens 60.000 Menschen müssen sich einer Radiojodtherapie unterziehen. Wenn hinter dem Kropf "nur" eine diffuse euthyreote Struma steckt, lassen sich Diagnose und Therapie in der Praxis sehr gut umsetzen.
    ICD-10
    Diagnose ICD-10-GM
    Struma E04.9G
    Euthyreote diffuse Struma E04.0G
    Endemiche Struma diffusa E01.0G
    Jodmangelbedingte knotige Struma E01.1G
    Struma multinodosa E04.2G
    Nichttoxische Struma E04.9G
    Jodmangel in der Schilddrüse ist der ausschlaggebende Faktor für die Entwicklung einer Struma. Häufigkeit und Ausprägung von Jodmangelkrankheiten werden entscheidend vom Schweregrad des Jodmangels bestimmt. Neben einer unzureichenden alimentären Jodzufuhr begünstigen weitere Faktoren wie das Geschlecht - Frauen sind zehnmal häufiger betroffen als Männer -, eine genetische Disposition sowie ein intrathyreoidaler Jodmangel die Entwicklung einer Struma. Dieser intrathyreoidale Jodmangel hat einen proliferativen Effekt auf die Schilddrüse und führt somit zur Vergrößerung.
    Zur Basisdiagnostik gehört die Bestimmung des TSH-Wertes sowie die Schilddrüsensonographie. Bei normalem TSH-Wert und einer diffus vergrößerten Schilddrüse ohne Knotenbildung kann schon mit der Therapie begonnen werden.
    Der Fall
    Eine 46-jährige, leicht übergewichtige (176cm, 84kg, BMI: 27,12 kg/m2) Frau stellt sich wegen einer zunehmenden Halsweite in der Praxis vor. Ihr ist aufgefallen, dass in den letzten Monaten ihre Blusen am Hals immer enger werden und sie auch die Halsketten kaum mehr tragen kann, da diese zu eng geworden sind. Ihr Gewicht sei seit Jahren konstant, sie habe weder zu- noch abgenommen, auch sonst habe sie keinerlei Beschwerden. In der Familie hätten "es auch die Mutter und die Großmutter mit der Schilddrüse gehabt". Sie habe zwei Kinder, die Schwangerschaften seien normal verlaufen und nach der Schilddrüse sei damals nicht geschaut worden.
    Diagnose, Therapie und Abrechnung
    Anamnestisch ergeben sich keine weiteren Besonderheiten. Der Blutdruck liegt mit 135/68 mmHg im Normbereich, die Herzfrequenz ist mit 88 Schlägen pro Minute etwas schnell, weshalb ein EKG abgeleitet wird. Die weitere körperliche Untersuchung ergibt keinen pathologischen Befund, die Schilddrüse ist deutlich vergrößert tastbar. Das Untersuchungsergebnis und die Verdachtsdiagnose werden mit der Patientin erörtert und ein Termin zur Schilddrüsensonographie und zur Blutentnahme wird vereinbart. Die Kontrolle von Blutdruck und Puls sind zur zweiten Konsultation normal.
    1. Konsultation
    EBM   GOÄ
    Ziffern Punkte Legende Ziffern Punkte
    1 265 Ordinationsgebühr 1 80
    60 320 Ganzkörperstatus 8 260
    603 250 EKG 651 253
    10 300 Erörterung -* -
    *Die hier anfallende Leistung nach Nr. 3 GOÄ schließt sich neben Sonderleistungen aus und entfällt deshalb.
    2. Konsultation
    EBM   GOÄ
    Ziffern Punkte Legende Ziffern Punkte
    2 50 Konsultationsgebühr -* -
    -** - Symptombezogene Untersuchung 5 80
    376 220 Sonographie der Schilddrüse 410 200
    -** - Blutentnahme 250 40
    *Die Beratung nach Nr. 1 GOÄ ist im Behandlungsfall nur einmal neben Sonderleistungen berechnungsfähig und entfällt.
    **Die Blutentnahme ist nach den Bestimmungen des EBM mit der Ordinationsgebühr abgegolten und damit nicht gesondert berechnungsfähig.
    Labor O I/O II
    EBM   GOÄ
    Ziffern Euro Legende Ziffern Punkte
    3550 0,25 BKS 3501 60
    3661 0,25 Glucose 3560 40
    3664 0,25 Gesamtcholesterin 3562.H1 40
    3665 0,25 HDL-cholesterin 3563.H1 40
    3666 0,25 LDL-cholesterin 3564.H1 40
    3667 0,25 Triglyzeride 3565.H1 40
    3670 0,25 Kreatinin 3585.H1 40
    3683 0,25 y-GT 3592.H1 40
    3694 0,25 Kalium 3557 30
    3695 0.25 Calcium 3555 40
    3696 0,25 Natrium 3558 30
    3730* 3,00 Gesamt-Trijodthyronin (T3) 4032.H4** 250
    3733* 3,00 TSH 4030** 250
    *Höchstwertregelung zu diesen Positionen: Maximal 4,50 Euro werden vergütet, wenn Nr. 3730 und 3733 zusammen berechnet werden.
    **M III-Leistungen: Falls eingesandt, Berechnung durch den Laborarzt.
    Die Laborergebnisse einschließlich T3 und TSH liegen im Normbereich, das EKG ist unauffällig. Blutdruck und Puls liegen erneut im Normbereich. Hingegen zeigt die Schilddrüsensonographie ein deutlich über der Norm liegendes Schilddrüsenvolumen. Damit ist die Diagnose einer Jodmangelstruma gesichert.
    Zahlreiche klinische und experimentelle Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Jodmangelstruma besonders effektiv unter einer Kombinationsbehandlung mit Schilddrüsenhormonen und Jodid zurückgebildet werden kann. Die Untersuchungsergebnisse und die therapeutischen Optionen werden mit der Patientin in der nächsten Konsultation erörtert. Ihr wird erklärt, dass die Überprüfung des TSH-Wertes und der Schilddrüsengröße unter der Therapie notwendig ist. Außerdem wird ein Termin in drei Monaten vereinbart.
    3. Konsultation
    EBM   GOÄ
    Ziffern Punkte Legende Ziffern Punkte
    2 265 Konsultationsgebühr -* -
    -** - Symptombezogene Untersuchung 5 80
    17 300 Erörterung 3 150
    *Die hier anfallende Beratung nach Nr. 1 GOÄ ist nicht neben der Beratung nach Nr. 3 GOÄ berechnungsfähig und entfällt.
    **Diese Untersuchung ist nach den Bestimmungen des EBM mit der Ordinationsgebühr abgegolten und damit nicht gesondert berechnungsfähig.
    Bei der Kontrolluntersuchung drei Monate später zeigt sich in der Sonographie ein Rückgang des Schilddrüsenvolumens. Der TSH-Wert liegt ebenfalls im Normbereich. Die Patientin gibt weiter an, dass es ihr gut geht.
    Kontrolle nach drei Monaten
    EBM   GOÄ
    Ziffern Punkte Legende Ziffern Punkte
    1 265 Ordinationsgebühr (neues Quartal) 1 80
    -* - Symptombezogene Untersuchung 5 80
    376 220 Sonographie der Schilddrüse 410 200
    -* - Blutentnahme 250 40
    *Die Blutentnahme ist nach den Bestimmungen des EBM mit der Ordinationsgebühr abgegolten und damit nicht gesondert berechnungsfähig.
    Labor O I/OII
    EBM   GOÄ
    Ziffern Euro Legende Ziffern Punkte
    3550 0,25 BKS 3501 60
    3661 0,25 Glucose 3560 40
    3664 0,25 Gesamtcholesterin 3562.H1 40
    3667 0,25 Triglyzeride 3565.H1 40
    3683 0,25 y-GT 3592.H1 40
    3695 0.25 Calcium 3555 40
    3730* 3,00 Gesamt -Trijodthyronin (T3) 4032.H4** 250
    3733* 3,00 TSH 4030** 250
    *Höchstwertregelung zu diesen Positionen: Maximal 4,50 Euro werden vergütet, wenn Nr. 3730 und 3733 zusammen berechnet werden.
    **M III-Leistungen: Falls eingesandt, Berechnung durch den Laborarzt.
    Quelle: Abrechnung aktuell - Ausgabe 07/2004, Seite 17
    Quelle: Ausgabe 07 / 2004 | Seite 17 | ID 100305