01.04.2007 | Aktuelle Fallbeispiele
Unterschenkelrisswunde nach Kollaps: Diagnose, Therapie und Abrechnung
Insbesondere bei älteren Patienten kommt es relativ häufig vor, dass sie sich durch Stürze im häuslichen Umfeld verletzen. Das birgt vor allem bei Alleinstehenden das Problem, dass diese sich viel zu spät melden, zum Beispiel weil sie nicht mehr in der Lage sind, ans Telefon zu kommen oder die Verletzung als nicht schwerwiegend genug einstufen, um einen Arzt zu rufen. Wenn dann der Arzt einen entsprechenden Anruf erhält, ist in der Regel unverzügliche Hilfe erforderlich – auch wenn gerade die Sprechstunde läuft.
ICD-10-GM*
Diagnose | ICD-10 |
Offene Wunde, Unterschenkel | S81.9 |
Risswunde, Unterschenkel | T14.1 |
Offene Risswunde, Unterschenkel | T14.1 |
Wundheilung, sekundär | T79.9 |
Wunde, schlecht heilend | T79.3 |
Infizierte Risswunde | T79.3 |
Unterschenkelprellung | S80.1 |
Der Fall
Die Schwester einer 74-jährigen Patientin ruft gegen 9.30 Uhr in der Praxis an und bittet um einen Hausbesuch. Ihre Schwester sei gefallen, habe eine stark blutende Schürfwunde am Knie und könne nicht mehr laufen. Nach Eintreffen des Arztes berichtet die – abgesehen von einer leichten Demenz – noch rüstige verletzte Dame, ihr sei auf dem Weg in den Keller schwarz vor Augen geworden. Dann sei sie gestürzt und habe sich dabei das Schienbein an der Treppenkante gestoßen. Da es stark blutete, rief sie ihre Schwester an und bat um Hilfe. Aktuell verspüre sie keine Schmerzen – nur einen Druck am linken Schienbein. Die Wunde selbst hatte sie mit mehreren Handtüchern abgedeckt.
Nach Wegnahme der Handtücher zeigt sich eine knapp 20 cm lange klaffende Riss-Platzwunde lateral von der Tibiavorderkante. Selbst die Muskelfaszie ist eingerissen, so dass nicht nur das Unterhautfettgewebe, sondern auch Teile des Musculus tibialis anterior hervorquellen. Zusätzlich besteht noch eine großflächige Schürfwunde am rechten Oberschenkel.
Diagnose, Therapie und Abrechnung
Die körperliche Untersuchung ergibt keinen Hinweis auf eine knöcherne Verletzung. Der Blutdruck ist normal, der Zucker bei 128 mg% (ca. 1,5 Stunden postprandial) und der Puls ist leicht erhöht. Neurologisch zeigen sich keine Auffälligkeiten. Die Patientin ist bis auf die leichte Demenz bislang ohne therapiebedürftige Erkrankung. Die beiden Wunden werden steril abgedeckt und verbunden. Dabei wird die notwendige chirurgische Versorgung der großen Wunde erläutert. Um eine knöcherne Verletzung sicher auszuschließen, ist eine Einweisung auf die chirurgische Station ins nächste Krankenhaus notwendig. Es wird eine Infusion angelegt und die Patientin wird für den Transport ins Krankenhaus vorbereitet.
Möchten Sie diesen Fachbeitrag lesen?
Kostenloses AAA Probeabo
0,00 €*
- Zugriff auf die neuesten Fachbeiträge und das komplette Archiv
- Viele Arbeitshilfen, Checklisten und Sonderausgaben als Download
- Nach dem Test jederzeit zum Monatsende kündbar
* Danach ab 13,50 € / Monat
Tagespass
einmalig 10 €
- 24 Stunden Zugriff auf alle Inhalte
- Endet automatisch; keine Kündigung notwendig