01.12.2005 | Fallbeispiel
Unvorhergesehene Inanspruchnahme nach Sturz im Altenheim
Die Betreuung älterer Menschen gehört zu den originären Aufgaben des Hausarztes. Damit verbunden sind auch unvorhergesehene Inanspruchnahmen, Notfalleinsätze bzw. dringende Besuche zu Hause oder in Altenheimen. Auslöser dringender Hausarzt-Besuche sind oft plötzlich auftretende Infektionen oder – noch häufiger – Stürze. Gerade aus Altenheimen erhalten Ärzte vom Pflegepersonal relativ häufig Anrufe mit der Bitte um schnelle Hilfe – oft auch während der laufenden Sprechstunde. Durch den neuen EBM und seine mehrfachen Aktualisierungen ist die Abrechnung der damit verbundenen Leistungen nicht einfacher geworden.
ICD-10-GM*
Diagnose | ICD-10 |
Offene Wunde, Unterschenkel | S81.9 |
Risswunde, Unterschenkel | T14.1 |
Offene Risswunde, Unterschenkel | T14.1 |
Wundheilung, sekundär | T79.9 |
Wunde, schlecht heilend | T79.3 |
Infizierte Risswunde | T79.3 |
Unterschenkelprellung | S80.1 |
Der Fall
Während der laufenden Sprechstunde ruft eine Altenpflegerin aus einem Altenheim an. Sie berichtet, eine 79-jährige Patientin sei beim Frühstücken von der Bettkante gestürzt und habe sich dabei eine stark blutende Wunde am Unterschenkel zugezogen. Ob ein Wundverschluss mit Naht notwendig sei, könne sie nicht beurteilen. Die Patientin sei multimorbid: Ihre bekannten Erkrankungen seien Hypertonie, Herzinsuffizienz, Zerebralsklerose, Z. n. Apoplex mit Hemiplegie, Depression, KHK und Polyarthrose mit Gelenkversteifung.
Da ein Transport der Patientin mit der starken Blutung nicht möglich ist, unterbricht der Arzt seine Sprechstunde und besucht die Patientin umgehend im Altenheim. Bei der Ankunft liegt die Patientin im Bett, die Wunde ist steril abgedeckt. Die Patientin wirkt verwirrt (was nach Angaben der Pflegerin in den letzten Tagen zunehmend zu beobachten war), ansonsten ist der Befund jedoch unauffällig: Blutdruck und Puls sind normal, der sofort gemessene Blutzucker mit 129 mg Prozent (postprandial) ebenfalls. Bei der Auskultation ergeben sich keine Hinweise auf pathologische Lungengeräusche, ein Systolikum bei Aortensklerose ist bekannt.
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