16.08.2010 | Inflationsanleihen
Investment gegen möglichen Anstieg der Verbraucherpreise
von Dipl.-Finw. Robert Kracht, Bonn
Auf der einen Seite schließen eine Reihe von Experten steigende Inflationsraten aufgrund der hohen Staatsverschuldungen nicht aus. Auf der anderen Seite ist das aktuelle Marktzinsniveau bei Schuldnern mit guter Bonität äußert gering. Damit lassen sich nur geringe Renditen im Rentenbereich erzielen und bei steigenden Lebenshaltungskosten drohen bei Anleihen auch noch Kursverluste. In diesem Umfeld fällt es Sparern schwer, sich optimal zu positionieren. Einen Ausweg könnten inflationsindexierte Anleihen bieten, die bei steigenden Preisen automatisch höhere Kupons und bei einigen Varianten auch einen anziehenden Rückgabepreis bieten. Diese Produkte lohnen sich aber nur, wenn die Inflation während der Laufzeit tatsächlich an Fahrt gewinnt. Dabei kommen mehrere Varianten in Betracht.
- Länderanleihen: Eine Reihe von Staaten bietet sogenannte Linker im Bereich von EUR, USD oder GBP an. Alleine drei Anleihen gibt es vom Bund, die bis zum 15.4.20 laufende Inflationsanleihe (ISIN DE0001030526), eine Bundesanleihe mit Fälligkeit 15.4.16 (ISIN DE0001030500) sowie die Bundesobligation (ISIN DE0001030518), die noch bis zum 15.4.13 läuft. Der Zinssatz passt sich täglich an die Teuerungsrate an. Referenzgröße ist - wie für nahezu alle Angebote im Euro-Raum - der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ohne Tabakwaren. Diese Indexrate wird mit dem Kupon multipliziert, erhöht sich also bei ansteigender Inflation deutlich und bleibt bei eher mäßiger Preissteigerung unter dem Zinssatz für normale Festverzinsliche. Diese Entwicklung hat auch Einfluss auf die Höhe der Rückzahlung, weil der Nennwert ebenfalls mit diesem Faktor multipliziert wird. Solche Länder-Angebote lohnen sich nur, wenn der Anleger von tendenziell deutlich steigender Inflation über die Laufzeit hinweg rechnet.
- Zwei-Stufen-Modell: Angesichts der aktuell geringen Inflationsrate gehen Unternehmen als Emittenten einen anderen und für Sparer attraktiveren Weg. Sie bieten zu Beginn einen fixen Kupon an, der sich erst während der Laufzeit nach dem HVPI richtet. Damit bekommt der Anleger zunächst einen Zinssatz oberhalb von herkömmlichen Anleihen und auch der aktuellen Preissteigerungsrate. Das Risiko einer unterdurchschnittlichen Rendite ist lediglich auf einen Teil der Laufzeit beschränkt. So bietet z.B. Morgan Stanley mit einer Inflationsanleihe (ISIN: DE000MS0J6B7) bis zum am 8.7.16 bei den Ausschüttungen im Juli 2011 und 2012 einen festen Zinssatz in Höhe von 4 und 4,5 %. Danach ist der HVPI entscheidend. Da die amerikanische Bank im Gegensatz zum Bund mit einem Ausfallrisiko behaftet ist, gibt es als Ausgleich auf die Inflationsrate einen Aufschlag von einem Prozentpunkt. Sofern Sparer von einer Zahlungsunfähigkeit des Emittenten ausgehen, sind solche Angebote von Unternehmen besser als Länderanleihen.
- Gehebelte Inflation: Wer das Emittentenrisiko außer Acht lassen möchte, kann auch eine Anleihe wählen, deren Zinshöhe sich aus einer Multiplikation mit der Inflationsrate ergibt. So bietet die Citigroup (ISIN: DE000A1AP3C5) einen garantierten Mindestkupon von 3 % pro Jahr bis zur Fälligkeit am 12.1.16 an. Höhere Zinsen gibt es, sofern die Inflationsrate am jeweiligen Stichtag für die jährliche Ausschüttung darüber liegt. Hieran partizipieren Anleger mit dem zweifachen Betrag. Liegt die Preissteigerung z.B. bei 4,5 %, errechnet sich ein Jahreskupon von (3 + 1,5 x 2) 6 %. Da es zumindest 3 % Zinsen gibt, liegt die Rendite- Rückzahlung des Nennwerts - selbst bei geringer Inflation - über der von Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit.
- Inflationsstreuung: Alternativ besteht noch die konservative Möglichkeit, auf eine der zahlreichen Rentenfonds zu setzen, die zumindest überwiegend in inflationsindexierte Anleihen investieren. Nahezu jede Kapitalanlagegesellschaft hat einen solchen Linker-Fonds in seiner Produktpalette. Neu aufgelegt hat die österreichische Erste Sparinvest den Fonds Espa Inflation Protect 2014 (ISIN: A0000A0DNZ4), der europäische und insbesondere deutsche und französische inflationsgeschützte Staatsanleihen erwirbt. Die Manager setzen also auf steigende Kupons sowie die Tilgung bei Fälligkeit der Anleihen. Wie generell bei Rentenfonds nagen jedoch Ausgabeaufschlag und Managementgebühren an der Rendite.