15.05.2008 | Interne Managementsysteme
Praktische Umsetzung der Corporate Governancein KMU durch den Steuerberater – Teil 1
Corporate Governance umfasst das gesamte System der Leitung und Überwachung eines Unternehmens, einschließlich seiner Organisation, seiner geschäftspolitischen Grundsätze und Leitlinien sowie der internen und externen Kontroll- und Überwachungsmechanismen. Wie wichtig eine derartige Überwachung und Organisation in der globalisierten Welt geworden ist, zeigen viele spektakuläre Fälle bei Großunternehmen. Aber auch im Mittelstand hat dieses System seine Relevanz. Der folgende Beitrag zeigt die praktische Umsetzung in einem mittelständischen Unternehmen.
1. Ausgangslage und Problematik
Anhand des folgenden Beispiels wird deutlich, welcher Problematik man mithilfe der Corporate Governance Herr werden möchte:
Beispiel |
Die Annen KG ist ein spezialisierter Hersteller von Maschinenkomponenten aus dem Bergischen Land. Als Mittelständler ist ein eigener Vertrieb auf allen relevanten Märkten weder sinnvoll, noch kostenmäßig darstellbar. Deshalb wird außerhalb Europas auf den Einsatz von Vermittlern gesetzt, welche i.d.R. einen vorab vereinbarten, prozentualen Erfolgsanteil erhalten. Der Unternehmensleitung war im Laufe der letzten Monate bewusst geworden, dass die eigenen Kenntnisse über die eingesetzten Vermittler, als auch die Einzelheiten der Verträge nicht bekannt waren. Dem Vertrieb wurde freie Hand gelassen, wobei auch eingeräumt wurde, dass die Verantwortlichen ganz bewusst nicht von allen Einzelheiten wissen wollten. Eine gewisse Grauzone wurde aktiv toleriert. Aufgeschreckt durch die zahlreichen Veröffentlichungen über Bestechungen bei namhaften deutschen Großkonzernen fürchten die Verantwortlichen mögliche Verfehlungen im eigenen Vertrieb, welche nicht alleine für das Unternehmen, sondern auch für die Geschäftsführung persönlich strafrechtliche Konsequenzen haben können. |
Der vollständige Verzicht auf den Einsatz von Vermittlern kann jedoch zu Umsatz- und Ergebnisrückgängen führen und interessante Möglichkeiten des Aufbaus neuer Absatzmöglichkeiten ausschließen. In diesem Spannungsfeld die richtige Lösung zu finden, bedarf des Einsatzes externer Spezialisten, die keine eigenen Interessen verfolgen. Da sowohl Unabhängigkeit von den Prozessen, Kenntnisse des Rechnungswesens zur Auffindung möglicherweise relevanter Sachverhalte und Wissen um das Vorgehen im Rahmen der Kontaktaufnahme mit den Steuer- und Strafbehörden verlangt wurde, bot sich die Beauftragung des Steuerberaters zur Durchführung der Untersuchung an. Dabei stellt die Unternehmensleitung primär zwei Fragen:
- Ist der Einsatz von Vermittlern bei unserem Geschäftsmodell sinnvoll und notwendig?
- Ist die straf- oder steuerrechtlich korrekte Vorgehensweise bekannt, handeln alle Unternehmensangehörigen nach den Vorgaben?
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