01.03.2006 | Musterfall
Wissensbewertung im Architekturbüro
Zweifelsohne nimmt die Bedeutung des intellektuellen Kapitals in allen Branchen und allen Unternehmen weiterhin zu. Schätzungen zufolge bestimmt das in einem Unternehmen vorhandene Wissen bei den 500 größten Unternehmen in den Vereinigten Staaten inzwischen circa 85 v.H. des Marktwerts gegenüber 38 v.H. im Jahre 1982 (vgl. www.wm-forum.org). Diese Bewertung erscheint durchaus gerechtfertigt. Denn das intellektuelle Kapital stellt die entscheidende Ressource für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen dar. Demgegenüber nehmen vorhandene materielle Vermögenswerte eine zunehmend untergeordnete Funktion ein. So lassen sich Kreativität und Verhandlungsgeschick nicht beliebig reproduzieren, selbst wenn sich die Rechengeschwindigkeit von Computern nochmals vervielfachen würde. Gerade Freiberufler, die mit ihrer Tätigkeit den Stempel ihrer Persönlichkeit zum Ausdruck bringen, sollten sich über die Bedeutung des intellektuellen Kapitals im Klaren sein. Dieser Beitrag stellt am Beispiel eines Architekturbüros die Erfolgsparameter einer Wissensbilanz dar.
1. Ausgangslage
Für Freiberufler besteht die einzige Chance, am Markt erfolgreich zu sein, darin, das Wissenskapital zu pflegen und nach Möglichkeit zu vermehren. Dies setzt jedoch voraus, zunächst einmal den aktuellen Wert des in einer Praxis bzw. Kanzlei vorhandenen Wissens zu kennen.
1.1 Bewertungsanlässe
Die in der Praxis häufigsten Anlässe, sich mit der Bewertung von intellektuellem Kapital auseinander zu setzen, ist der Verkauf oder die Übergabe der Praxis bzw. der Kanzlei. Da der Buchwert der Sachanlagen in der Regel sehr gering ist und damit als Basis für einen fairen Kaufpreis wenig geeignet ist, liegt es nahe, das vorhandene Wissen zu bestimmen, das letztlich den tatsächlichen Wert einer Praxis bzw. Kanzlei widerspiegelt. Denn die Erfolgsfaktoren eines Freiberuflerbüros bestehen kaum im Wert der vorhandenen Rechner, sondern in der Kreativität und im Wissen der Mitarbeiter.
Ein weiterer Anlass für die Bewertung des intellektuellen Kapitals liegt in den Anforderungen von Basel II bzw. dem damit zusammenhängenden Rating. Stille Reserven im Sachanlagenbereich (insbesondere Grundstücke oder Maschinen) wirken sich erst bei deren Realisierung aus. Bis dahin existieren sie nur auf dem Papier. Da trotz wissenschaftlich fundierter Ratingverfahren die Entscheidung für eine Kreditvergabe immer noch Vertrauenssache ist, kommt der Darstellung der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens eine wichtige Rolle zu. Und diese wiederum ist vor allem durch die Qualität des intellektuellen Kapitals bestimmt.
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