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  • 01.12.2006 | Sanierungsberatung

    Die Arztpraxis in der Krise

    von RA und Insolvenzverwalter Thomas Uppenbrink, Hagen

    Immer mehr Arztpraxen stehen vor der Insolvenz: Im Jahr 2005 mussten erstmals über 240 Praxisinhaber die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über ihr Vermögen beantragen. Während sich die Zahl der ambulant tätigen Ärzte seit 1990 um 41.000 auf 133.000 erhöht hat, stagnieren parallel dazu die Gesundheitsausgaben nachweislich, sodass für eine einzelne Arztpraxis immer weniger Umsatzvolumen vorhanden ist. Dieser Beitrag stellt die Sanierungsmöglichkeiten einer Not leidenden Arztpraxis dar. 

    1. Ausgangslage

    Die Krise in der Arztpraxis beginnt schleichend und wird in der Regel wegen nicht vorhandenem Controlling zu spät erkannt. Erfahrungsgemäß beginnt es mit anhaltenden Verlusten, einer schlechten oder nicht vorhandenen Buchführung, der zu Beginn nicht spürbaren Abnahme des Patientenstamms und möglicherweise einer zunehmenden Belastung durch feste Kosten. Betriebswirte und wirtschaftserfahrene Juristen unterteilen die Krise in einer Arztpraxis in mehrere Phasen: 

     

    • 1. Phase: Umsatz- und Ertragssituation sind zufriedenstellend, es besteht ein betriebswirtschaftlich ordentliches Verhältnis und die Liquidität reicht aus, um die laufenden Verbindlichkeiten der Praxis zu erfüllen. In der Regel entnimmt der Arzt eine bestimmte Summe, die er zum Leben und für private Investitionen benötigt. Die Entnahmehöhe ist zu diesem Zeitpunkt noch auf einem angemessenen Niveau – d.h., die Schein- und Punktezahl pro Quartal ist stabil.

     

    • 2. Phase: Die Liquidität ist nach wie vor ausreichend, die Umsätze sind immer noch so gut, dass sie im Rahmen einer betriebswirtschaftlichen Auswertung die Aufwände kompensieren und die Privatentnahmen erfolgen in gleicher Höhe. Jedoch ist die Schein- und Punktezahl je Quartal rückläufig.

     

    • 3. Phase: Eine noch nicht existenzbedrohende Liquiditätslücke entsteht. Gleichbleibende bzw. gestiegene Kosten stehen kontinuierlich sinkenden Umsätzen gegenüber, die aber noch nicht ernst genommen werden. Der Arzt und seine Berater hoffen auf Erholung der wirtschaftlichen Lage. Daher wird auch keine Korrektur der Kosten- bzw. Privat-entnahmen vorgenommen.

     

    • 4. Phase: Es kommt zu deutlichen, existenzbedrohenden Liquiditätsengpässen. Die Umsatzentwicklung ist weiterhin stark rückläufig. Es werden keine wirtschaftlichen Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu verbessern. In der Regel werden die Kontokorrentlinien der Kredit-institute erhöht, um die fehlende Liquidität zu beschaffen.