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  • 25.03.2010 | Wirtschaftsberatung

    Die Zukunft der hausärztlichen Praxis: Perspektiven und Handlungsempfehlungen

    von StB Dipl.-Kfm. Michael Friebe, Nürnberg

    Das Gesundheitswesen befindet sich in einem stetigen Wandel. Jeder Arzt braucht zukünftig eine individuelle Marktstrategie, um erfolgreich am Gesundheitsmarkt agieren zu können. Dabei zeichnen sich unterschiedliche Strategien für Facharzt- und Allgemeinarztpraxen ab. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat in seinem Herbstgutachten 2009 der Hausarztpraxis eine zentrale Rolle zugewiesen. In der Versorgung einer alternden und damit oftmals multimorbiden Bevölkerung bedarf es einer zentralen, kontinuierlichen Anlaufstelle, mit einem persönlichen Arzt-Patienten Kontakt. Die Hausarztpraxis erfüllt schon heute viele Funktionen einer modernen Primärversorgung, die diesen Anforderungen gerecht wird.  

     

    Der Hausarzt der Zukunft wird also immer mehr zu einem Gesundheitsmanager. Er ist die erste und entscheidende Anlaufstelle, damit Behandlungspfade medizinisch sinnvoll und ökonomisch effizient angelegt werden können. Der Beitrag veranschaulicht gerade für den Berater des Hausarztes, die weitreichenden Konsequenzen dieses Wandels.  

    1. Status quo Gesundheitswesen

    Zunächst soll eine Begriffsbestimmung eindeutig definieren, was den Versorgungsbereich Allgemeinmedizin alles umfasst und welche ärztlichen Fachgruppen dort tätig sind:  

     

    Tabelle 1: Versorgungsbereiche und Fachgruppen

    Fachdisziplin/Versorgungsbereich  

    Allgemeinmedizin  

    Medizinische Fach- bzw. Wissenschaftsdisziplin mit eigenen Merkmalen, Kernkompetenzen und Umsetzungsbereichen bzw. Tätigkeitsgebieten, Pflichtfach im deutschen Medizinstudium, International: general practice bzw. family medicine.  

    Hausärztliche Versorgung  

    In Abgrenzung zur fachärztlichen Versorgung definierter Tätigkeitsbereich nach § 73 Abs. 1 SGB V: „Die vertragsärztliche Versorgung gliedert sich in die hausärztliche und die fachärztliche Versorgung“.  

    Primärversorgung  

    Bereich medizinischer Grundversorgung, in dem die primäre (auch durch ungefilterte Erstinanspruchnahme), umfassende und individuelle Versorgung aller Gesundheitsanliegen erfolgt. Die Primärversorgung umfasst die niedrigschwellige Betreuung auch durch andere Gesundheitsberufe und auch innerhalb von Familien sowie kommunalen Strukturen, International: primary (health) care.  

    Praktische Ärzte  

    Ärzte ohne Weiterbildung in einem der nachfolgenden Gebiete (entweder ohne abgeschlossene Weiterbildung oder mit Weiterbildung in einem, nicht zur hausärztlichen Versorgung geeigneten Fachgebiet). Da nicht mehr zur Niederlassung berechtigt, rückläufige Zahlen. 2007 = 7.928 vertragsärztlich tätige praktische Ärzte (1997 noch 15.640).  

    Fachärzte für Allgemeinmedizin  

    Fachärzte mit fünfjähriger strukturierter Weiterbildung in Kliniken und Praxen nach Weiterbildungsordnung und bestandener Facharztprüfung, zur Niederlassung im hausärztlichen Berech berechtigt, 2007 = 34.798 vertragsärztlich tätige Fachärzte für Allgemeinmedizin.  

    Fachärzte für Innere Medizin (hausärztlich tätig)  

    Fachärzte für Innere Medizin, die sich für die hausärztliche Versorgung entschieden haben. 2007 waren 14.623 vertragsärztlich tätige Internisten hausärztlich und 7.520 fachärztlich tätig. Nach einer Entschließung des Deutschen Ärztetags 2007 sollen Fachärzte für Innere Medizin ohne Schwerpunkt aufgrund fehlender ambulanter Weiterbildung im hausärztlichen Bereich zukünftig nur noch in Kliniken tätig werden.  

    Fachärzte für Innere und Allgemeinmedizin (Hausarzt)  

    Vom Deutschen Ärztetag 2003 zur Überwindung der getrennten Weiterbildung von Fachärzten für Allgemeinmedizin einerseits und hausärztlich tätigen Fachärzten für Innere Medizin andererseits neu eingeführte Facharztbezeichnung (inzwischen durch 16 von 17 Landesärztekammern in jeweilige Weiterbildungsordnungen umgesetzt. Voraussetzungen: Fünfjährige Weiterbildung (3 Jahre Innere Medizin, andere patientenversorgende Fächer werden angerechnet), 2 Jahre Allgemeinmedizin (davon ggf. ein halbes Jahr Chirurgie) und 80 Stunden Seminarweiterbildung zur psychosomatischen Grundversorgung.