· Fachbeitrag · Entwicklung des Zahnarztmarkts
Wachstum zwischen Freiberuflichkeit und reinem Renditedenken
von Prof. Dr. Johannes Georg Bischoff, Steuerberater, vereid. Buchprüfer, Prof. Dr. Bischoff & Partner®, Köln, www.bischoffundpartner.de
| Noch dominieren klassische Freiberufler den Markt. Doch mit dem GKV-VSG (2015) und den durch das BSG erweiterten Gründungsmöglichkeiten entstehen immer mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Hinter zahnmedizinischen Versorgungszentren (Z-MVZ) stehen unterschiedliche Träger. Sie haben jedoch eines gemeinsam: Die Konzepte erfordern Größe und schnelles Wachstum. Welche typischen Wachstumskonzepte es im Markt gibt, wie Investoren Geschäfte anbahnen und wie sie Zahnarztpraxen bewerten, beschreibt dieser Beitrag. |
1. Die aktuellen Marktstrukturen
Von allen Zahnarztpraxen in Deutschland sind 82 % Einzelpraxen und 16 % üben ihre Tätigkeit in Form von Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) mit zwei Inhabern aus. Nur 2 % sind BAG mit drei oder mehr Inhabern oder Kapitalgesellschaften (vgl. KZBV Jahreshandbuch 2017, S. 182 ff.). Diese Marktstrukturen spiegeln die unternehmerisch engen Gestaltungsmöglichkeiten vergangener Jahrzehnte wider, mit denen das Selbstverständnis des Berufsstands eng verknüpft ist: Der niedergelassene Zahnarzt arbeitet fachlich und persönlich eigenverantwortlich nach bestem Wissen und Gewissen im Interesse seiner Patienten. Die Praxis soll wirtschaftlich geführt werden, ist aber nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet.
Seit anderthalb Jahren finden im Zahnarztmarkt große Veränderungen statt. Zahnarztpraxen ‒ besonders in Ballungsräumen ‒ sehen sich zunehmendem Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Die Arbeitsdichte hat wesentlich zugenommen. Das Investitionsvolumen von Praxen steigt seit Jahren. Dies gilt auch für die Personalkosten. Die Kosten einer zahnärztlichen Behandlungsstunde in Westdeutschland liegen inzwischen bei 159 EUR/Stunde ohne kalkulatorisches Gehalt des freiberuflich tätigen Zahnarztes. Deshalb müssen Praxisstrukturen heute mehr denn je verbessert und permanent optimiert werden. Der Kostendruck führt dazu, dass Praxen nach immer neuen Kostendegressionseffekten suchen. Das bringt größeren Praxen mit mehreren Behandlern Vorteile.
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