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  • · Fachbeitrag · Sustainability Transformation Monitor (STM)

    Aktuelle Studie zeigt: Wie weit sind deutsche Unternehmen bei der Umsetzung der CSRD?

    von Claus Fesel, Senior Expert für Nachhaltigkeit, CSR-Manager, Professional Coach (DBVC) und Berater bei www.unoino.de, Nürnberg

    | Die CSRD galt als zentraler Baustein der EU-Nachhaltigkeitsstrategie. Nunmehr verschlankt der Omnibus die CSRD-Berichterstattung und verschiebt sie zwei Jahre in die Zukunft. Die Zahl der CSRD-berichtspflichtigen Unternehmen in Deutschland reduziert sich so voraussichtlich von ursprünglich 15.000 Unternehmen auf 3.000. Doch wie weit sind die betroffenen Unternehmen in der Praxis bereits mit der Umsetzung? Der „Sustainability Transformation Monitor 2025“ (STM25) bietet hierzu eine differenzierte Datenbasis und offenbart sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen. |

    1. Grundsätzliches zur Datenbasis des STM25

    Der Sustainability Transformation Monitor (STM) ist eine nicht interessengeleitete Langzeitstudie, die seit 2022 jährlich Unternehmen der Real- und Finanzwirtschaft zum Stand der Transformation hin zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Wirtschaft befragt. Finanziert wird das Projekt durch die Stiftung Mercator und die Bertelsmann Stiftung. Die operative Umsetzung erfolgt durch die Universität Hamburg und die Bertelsmann Stiftung. Die „Peer School for Sustainable Development e. V.“ ist Umsetzungspartner. Darüber hinaus hat sich ein großes Netzwerk an Organisationen, Verbänden und Beiräten gebildet, das den STM in vielfältiger Weise unterstützt. In der von September bis November 2024 durchgeführten Studie wurden 592 Personen befragt - 422 davon stammen aus Unternehmen der Realwirtschaft, 170 aus Unternehmen der Finanzwirtschaft.

    2. Ergebnisse zeigen Fortschritte in strukturellen Grundlagen

    Die Ergebnisse des STM25 zeigen, dass viele Unternehmen der Realwirtschaft wichtige Grundlagen für eine nachhaltige Unternehmensführung gelegt haben:

     

    • 74 % verfügen über eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie.
    • 72 % haben Nachhaltigkeit auf Geschäftsführungs- bzw. Vorstandsebene verankert.
    • 89 % setzen Nachhaltigkeit auch operativ in Fachabteilungen um.

     

    MERKE | Dazu passt, dass immer mehr Unternehmen eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung besitzen. Ihr Anteil ist um 15,1 Prozentpunkte auf 51 % gestiegen.

     

    Diese strukturelle Verankerung bildet die Voraussetzung für eine qualitätsgesicherte Berichterstattung im Rahmen der CSRD. Besonders im Bereich der Dekarbonisierung ist eine zunehmende Datenerhebung zu beobachten:

     

    • 91 % der Unternehmen kennen ihren Treibhausgasausstoß zumindest teilweise.
    • Fast 60 % erfassen ihre Emissionen sogar bis hin zu Scope-3, also entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette. Dies bedeutet einen signifikanten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
    • Mehr als die Hälfte hat sich konkrete Klimaziele gesetzt oder arbeitet daran.

     

    Finanzielle Anreize fehlen noch weiterhin in einer Großzahl an Unternehmen. So geben 82 % der Unternehmen an, das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen nicht an die Vergütung von Führungskräften oder anderen relevanten Entscheidungsträgern zu koppeln.

    3. Sind die Unternehmen CSRD-ready?

    Für Unternehmen, die bereits ab 2025 unter die CSRD fallen, stellte sich zum Befragungszeitpunkt (Herbst 2024) die Frage, ob sie „CSRD-ready“ sind.

     

    • Laut STM25 sehen sich 50 % dieser Unternehmen zum Befragungszeitpunkt gut aufgestellt. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 25,8 %.
    • Bereits drei Viertel haben eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt oder sind in der Umsetzung fortgeschritten.

     

    Zudem greifen viele Unternehmen auf spezialisierte Softwarelösungen zurück ‒ ein klares Indiz für den Professionalisierungsschub im Bereich der ESG-Datenerhebung.

     

    Auch die Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern beginnt sich zu etablieren:

     

    • Knapp die Hälfte der Unternehmen bewertet die Prüfungskompetenz ihrer Partner in Bezug auf Nachhaltigkeitsberichterstattung als ausreichend.

    4. Herausforderungen: Ressourcen, Daten, Unsicherheit

    Trotz erkennbarer Fortschritte bleibt die Umsetzung der CSRD für viele Unternehmen eine anspruchsvolle Aufgabe. Besonders mittelständische Betriebe sehen sich vor strukturellen Herausforderungen:

     

    • 77 % der KMU bewerten den Aufwand zur Umsetzung höher als den Nutzen.
    • Der pro Kopf-Aufwand ist bei kleineren Unternehmen deutlich höher als bei Großunternehmen.
    • Fehlende personelle, finanzielle und zeitliche Ressourcen zählen zu den meistgenannten Hemmnissen.
    • Politische Unsicherheiten und fehlende Marktanreize mindern den Druck zur Umsetzung. In der Realwirtschaft geben 71,4 % der Befragten an, dass dieses Thema das Engagement für mehr Nachhaltigkeit ausbremst.

     

    MERKE | Diese Herausforderungen führen dazu, dass das Transformationsmomentum derzeit eher stagniert.

     

    FAZIT | Der STM25 zeigt: Ein relevanter Teil der Unternehmen ist auf einem guten Weg, CSRD-ready zu werden ‒ insbesondere größere Unternehmen mit bestehender Berichtserfahrung.

     

    Für viele mittelständische Unternehmen bleibt die CSRD jedoch eine erhebliche Herausforderung. Insbesondere Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sind nun gefordert, ihre Mandanten nicht nur mit Fachwissen zu unterstützen, sondern auch Orientierung im Umsetzungsprozess zu bieten.

     

    Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den ESRS, die strukturierte Durchführung von Wesentlichkeitsanalysen und die schrittweise Etablierung interner ESG-Prozesse sind entscheidende Hebel, um die eigene Organisation zukunftsfähig aufzustellen. Denn eines ist sicher: Die CSRD ist kein einmaliger Kraftakt, sondern der Einstieg in ein dauerhaftes Nachhaltigkeitsmanagement.

     

    Weiterführender Hinweis

    Quelle: ID 50375494