· Fachbeitrag · Interview
David Lopez: „Eine ordentliche Portion Wut!“
von Alexandra Buba, M. A., freie Wirtschaftsjournalistin
| Sich zu organisieren, kann weiterhelfen - muss es aber nicht, weiß David Lopez, 1. Vorsitzender des neu gegründeten Bunds vereinter Therapeuten (BvT) e.V. Er kritisiert, dass die Verbände in der Vergangenheit zu wenig erreicht hätten und mahnt an, dass Therapeuten auch Eigeninitiative an den Tag legen müssten. |
Frage: Herr Lopez, was gefiel Ihnen nicht an den bestehenden Verbänden?
Antwort: Wir haben vor unserer Verbandsgründung mit allen Verbänden sehr angenehme Gespräche geführt. Nur die Inhalte haben uns nicht überzeugt. So argumentierte jemand zum Beispiel im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform von 1997: Hätte damals der Verband nicht bestanden, dann wären wir Therapeuten schon längst aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenkassen geflogen. Dies wäre ein Erfolg auf ganzer Linie gewesen. Uns hat das gezeigt: Wir können mit den bestehenden Strukturen nicht wirklich etwas verändern.
Frage: Was wollen Sie denn verändern?
Antwort: Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, dass die Honorare heraufzusetzen und zumindest an die Inflationsrate der vergangenen Jahre anzupassen sind. Die Richtgrößen für Ärzte müssen im Heilmittelbereich abgeschafft werden, zumindest aber die Strafzahlungen bei Überschreitung der Richtgrößen. Wir fordern ein Mitbestimmungsrecht im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). Hier sitzen Vertreter der kassenärztlichen Bundesvereinigung, der deutschen Krankenhausgesellschaft und des Spitzenverbands der Krankenkassen und bestimmen unter anderem auch über unsere Arbeit und unsere Vergütung. Wir Heilmittelerbringer haben dort nicht mal ein Daseinsrecht. In Bezug auf die Heilmittelverordnungen fordern wir eine deutliche Entbürokratisierung oder eine Pauschale für den bürokratischen Aufwand, den wir Therapeuten diesbezüglich leisten.
Frage: Und dafür haben Sie einen Verband gegründet?
Antwort: Wir haben alle diesen Beruf ergriffen, weil wir gerne helfen. Nur lässt man uns das derzeit nicht machen. Alle sind unzufrieden, aber die träge Masse tut nichts. Die jetzigen Verbände scheinen sich in Ihrer gewohnten Rolle recht wohl zu fühlen, das darf so nicht bleiben. Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die Kollegen entsprechend bezahlt werden. Wir wollen einfach eine starke Front bilden, um auch vor Bundesgerichten, vor der Politik und in der breiten Masse auftreten zu können. Und wenn wir irgendwann Verträge mit den Krankenkassen schließen, die besser sind als die heutigen, dann profitieren davon auch alle, die sich bei uns im Verein engagiert haben.
Frage: Wieso, denken Sie, werden Sie erfolgreicher sein als andere?
Antwort: In unserem Verband steckt neben Manpower - unentgeltlich, sämtliche Aktivitäten werden ehrenamtlich durchgeführt - und Know-how eine ordentliche Portion Wut. Diese setzen wir ein! Die Aktionen der bestehenden Verbände in den vergangenen zwölf Monaten seit Bestehen des BvT kann man chronologisch als Zufall werten. Vielleicht ist es aber auch so, dass David Goliath aufgeschreckt hat.
Frage: Was unternehmen Sie konkret?
Antwort: Wir waren im Januar auf der Messe TheraPro in Stuttgart und haben uns erstmals präsentiert. Die Resonanz war sehr groß, wir haben die Anwesenheit aller Verbände dazu genutzt, Gespräche zu führen. Dabei wurde schnell klar, dass es mit einigen Verbänden Schnittstellen gibt, die wir gemeinsam ausbauen und nutzen wollen. Das können wir uns gut mit Logo Deutschland e.V. aufseiten der Logopäden, dem BED e.V. aufseiten der Ergotherapeuten und dem VDB e.V. für die Physiotherapeuten vorstellen.
Frage: Was hat Sie zuletzt beschäftigt?
Antwort: Parallel zur TheraPie Messe veranstalteten wir am 21. März 2015 in der Leipziger Innenstadt eine Demonstration mit einem gemeinsamen Treffen an der Nikolaikirche und einer Kundgebung auf dem Marktplatz. Die Demo wurde musikalisch von einer regional bekannten Band begleitet und es kamen neben dem BvT und den eben genannten Verbänden auch Politiker zu Wort. Zu unserem Bedauern hatte Physio Deutschland ebenfalls am 21. März 2015 zu einer Veranstaltung aufgerufen - obwohl wir schon lange im Vorfeld sowohl den Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) e.V. als Dachorganisation als auch die hierin organisierten Einzelverbände zu unserer Kundgebung schriftlich eingeladen hatten. Wir würden lieber gemeinsam eine starke Front bilden.
Frage: Wo sehen Sie die einzelnen Therapeuten in der Pflicht?
Antwort: Jeder kann eine Menge tun, um auf uns als Heilmittelerbringer und auf unsere politischen Rahmenbedingungen aufmerksam zu machen. Es gilt, unaufhörlich Druck auf die Politik auszuüben. Dies kann jeder Therapeut machen, indem er unsere Aktionsseite http://gemeinsam-handeln-gemeinsam-aktiv.de/ besucht. Hier stehen Musterschreiben an die Mitglieder des Bundestags sämtlicher Wahlbezirke zum Download bereit. Sie können ausgedruckt werden und müssen lediglich von Patienten, Therapeuten, Ärzten und Interessierten mit ihrer Adresse ausgefüllt und nach Berlin geschickt werden. Wir haben im vergangenen Jahr zwischen Oktober und Ende Dezember das Abschicken einiger Tausend solcher Briefe nach Berlin veranlasst und wissen, dass das Thema Heilmittelerbringer im politischen Gesundheitsausschuss angekommen ist. Wohl gemerkt: zum ersten Mal seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Politik überhaupt mit dem Thema Therapeuten. Diese Flut an Briefen nach Berlin muss aufrecht gehalten werden, hierum bitten wir.