06.06.2011 | Der aktuelle Fall aus der Verwaltung
Fiktive Rechnungen für Patienten: Wollen Sie sich darauf einlassen?
Der Fall: Ein privat versicherter Patient hat eine umfangreiche prothetische Sanierung erhalten. Die Rechnung beläuft sich auf knapp 10.000 Euro. Da der Patient für Zahnersatz nur 60 Prozent der Rechnungssumme erstattet bekommt, ist der Anteil, den er „aus eigener Tasche“ zahlen muss, recht hoch. Der Patient fragt die Verwaltungsmitarbeiterin, ob es möglich sei, ihm eine zusätzliche, fiktive Rechnung über eine nicht durchgeführte Behandlung zu schreiben. So könnte er die Summe, die er von seiner Versicherung bekommt, steigern.
Die rechtliche Grundlage
Auch wenn das Unrechtsbewusstsein in diesem Bereich bei vielen Menschen nicht besonders hoch zu sein scheint: Was der Patient hier vorhat, ist Versicherungsbetrug. Wenn Sie ihm dabei helfen, machen Sie sich ebenfalls strafbar.
Merke!
Der Wunsch des Patienten, weniger eigenes Geld auszugeben, ist nachvollziehbar. Andererseits hat er die Versicherungsbedingungen selbst gewählt. Eine höhere Erstattung würde höhere Versicherungsbeiträge nach sich ziehen - der Patient hat sich beim Vertragsabschluss offensichtlich für die niedrigeren monatlichen Beiträge entschieden. |
Verlieren Sie den Patienten?
Wie so oft kommt es auch hier auf das „Gesamtpaket“ an. Ist der Patient mit der Behandlung und dem ästhetischen Ergebnis zufrieden? Fühlt er sich in Ihrer Praxis wohl und findet er die Organisation der Termine und die Wartezeiten angenehm? Wenn Sie die meisten Fragen mit „ja“ beantworten können, brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Der Patient bleibt Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit erhalten.
Es kann natürlich sein, dass der Patient sich ärgert, wenn Sie ihm seine Bitte abschlagen und ihm damit den Weg zu einer höheren Erstattung verbauen. Es kann auch passieren, dass er den Zahnarzt wechselt und sich eine Praxis sucht, die bereit ist, einer solchen Bitte nachzukommen. Bleiben Sie gelassen. Sie können ohnehin nur mit den Menschen dauerhaft erfolgreich zusammenarbeiten, die Ihre Grenzen akzeptieren. Gehen Sie für einen Patienten immer wieder über Ihre eigenen Grenzen, werden Sie unzufrieden und die Patientenbeziehung wird an irgendeinem anderen Konflikt zerbrechen.
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