04.03.2011 | Kinderzahnheilkunde - Teil 2
Erhalt und Ersatz der Milchzahnhartsubstanz: Milchzähne schützen, Defekte reparieren!
von Sebastian Knop, Zahnarzt und Hypnotherapeut (DGH), Dortmund
„Milchzähne sind nicht so wichtig, die fallen sowieso aus!“ lautet eine - vor allem bei Eltern - immer noch verbreitete Meinung. Tatsächlich sind gesunde Milchzähne aber eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes bleibendes Gebiss. Hinzu kommt der soziale Aspekt: Das Kindergartenkind mit kariös zerstörten Milch-Schneidezähnen droht nicht nur gehänselt zu werden, auch die Sprach- und die soziale Entwicklung sind erheblich beeinträchtigt. Dieser Beitrag beschäftigt sich daher mit dem Erhalt und Ersatz der Milchzahnhartsubstanz.
Erhalt der Milchzahnhartsubstanz
Kariöse Milchzähne beherbergen Kolonien von Karies verursachenden Bakterien und gefährden damit im Wechselgebiss die bleibenden Zähne. Gelingt es, die Milchzähne kariesfrei zu halten, sind optimale Voraussetzungen für ein bleibendes Gebiss geschaffen. Gelingt dies nicht, muss die zerstörte Substanz möglichst ersetzt werden. Dadurch wird die Platzhalterfunktion für die bleibenden Zähne erhalten, die Keimzahl in der Mundhöhle bleibt im natürlichen Bereich und die Kau-, Sprach- und soziale Funktion der Milchzähne werden wieder hergestellt. Nur wenn der zu erwartende Schaden, den ein zerstörter Milchzahn verursachen kann, größer ist als sein Nutzen, sollte der Milchzahn entfernt werden.
Sensibilisierung der Eltern
Wichtig ist, dass die Eltern für das Thema sensibilisiert werden, da Kinder dauerhaft nur über die Eltern motiviert werden können. Hilfreich kann dabei sein, das Thema so früh wie möglich anzusprechen. Beispielsweise kann man Schwangere darauf ansprechen, dass sie die Möglichkeit haben, die Zähne ihres zukünftigen Kindes bis ins Erwachsenenalter gesund zu halten. Auch frisch gebackene Väter berichten oft stolz von der Geburt ihres Kindes. Bei der Gelegenheit kann man sie darauf ansprechen, wie sie es mit dem Lutschen vorgesehen haben. Daumen, Flasche und Schnuller schaden allesamt der Entwicklung des Kiefers und fördern den frontoffenen Biss.
Bei der Flasche kommt auch noch die Kariesgefahr hinzu. Und obwohl Schnullerkinder täglich doppelt so lange nuckeln wie Daumen- oder Flaschenkinder (weil sie mit Daumen oder Flasche im Mund nicht spielen können), gilt der Schnuller als geringstes Übel, da die Entwöhnung - spätestens im Alter von zwei Jahren - leichter ist als die Entwöhnung vom Daumen, den man nicht wegnehmen kann. Auf diese Weise kann man schon junge Eltern für die Zahngesundheit ihrer Kinder sensibilisieren. Gleichzeitig zeigt man, dass man sich mit Kinderzähnen auskennt. Solche Gespräche kann der Zahnarzt - aber auch die Zahnmedizinische Fachangestellte - führen, da letztere in der Regel schneller und unkomplizierter mit den Patienten ins Gespräch über ihr (werdendes) Kind kommt, noch bevor der Zahnarzt überhaupt mit ihnen gesprochen hat.
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