Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww

07.04.2011 | Kinderzahnheilkunde - Teil 3

Vitalerhaltung, Amputation oder Kanalaufbereitung: Endodontie am Milchzahn

von Sebastian Knop, Zahnarzt und Hypnotherapeut (DGH), Dortmund

Situationen wie die beiden folgenden können täglich in jeder Praxis auftreten. Um darauf besser vorbereitet zu sein, beschäftigt sich der dritte Teil der Reihe „Kinderzahnheilkunde“ mit dem Thema Endodontie.  

 

Beispiele

Cora hat heute einen Zahnarzttermin, da kürzlich bei der 01 eine Karies an Zahn 85 festgestellt wurde. Die Betäubung hat sie nach gutem Zureden über sich ergehen lassen, nun wird der Zahn exkaviert. Doch plötzlich ist die Pulpa offen und blutet. Zahnarzt und Mitarbeiterin sind jetzt noch ganz angespannt von der kritischen Situation des Anästhesierens und schon kommt die nächste Herausforderung. Was jetzt? Der BEMA unterscheidet zwischen Pulpotomie (= Vitalamputation), Vitalexstirpation und Devitalisieren. Was muss nun gemacht werden und wie?  

 

In einer anderen Situation kommt Leon mit seiner Mutter als Schmerzfall in die Praxis. Zahn 54 hat die ganze Nacht weh getan. Jetzt hat er sich beruhigt, aber laut Aussage der Mutter sei nun „das Zahnfleisch dick geworden“. Leon ist kooperativ, aber was ist nun zu tun? Trepanation und offen lassen, eine Wurzelbehandlung des Milchzahns oder gar die Entfernung des Zahns?  

 

Entscheidungskriterien für die Therapie

Ebenso wie in der Erwachsenen-Endodontie, in der die Therapie vom Zustand der Pulpa abhängt, ist es auch im Milch- und Wechselgebiss. Bei Kindern kommen aber noch weitere Aspekte hinzu wie Kooperationsfähigkeit und Zahnwechsel. Eine Wurzelkanalbehandlung kommt beispielsweise nur in Frage, wenn die Resorption der Milchzahnwurzel nicht zu weit fortgeschritten ist. Die Grenze der Möglichkeit zur Wurzelkanalbehandlung ist erreicht, wenn die Wurzel etwa zu einem Drittel resorbiert ist. Milchfrontzähne beginnen in der Regel im Alter von ca. vier Jahren zu resorbieren, Milcheckzähne und -molaren im Alter von sechs bis acht Jahren. Der Schutz des bleibenden Zahns muss oberste Priorität haben - dazu später mehr. Um Licht ins Dunkel zu bringen, werden nun die verschiedenen Therapiemöglichkeiten systematisch angesprochen.  

Caries profunda im Milchzahn

Die am wenigsten invasive endodontische Intervention stellt die Caries-profunda-Behandlung dar. Dabei muss man berücksichtigen, dass fast jede Karies im Milchmolaren als Caries profunda angesehen werden kann. Grund sind die in der März-Ausgabe von PPZ beschriebenen Pulpahörner der Milchzähne. Ob nun die Versiegelung der Dentintubuli mit einem Dentinadhäsiv schon den Zweck erfüllt oder ob sicherheitshalber ein Kalziumhydroxid-(= Ca(OH)2)Präparat auf den pulpanahen Bereich aufgetragen wird, muss abhängig von der Tiefe des Defektes individuell entschieden werden.