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· Nachricht · Heim/Pflege/Betreuung

Niedersächsischer Gesundheitspreis 2013: Demografischer Wandel stellt Gesundheitssystem vor neue Anforderungen

| Wie können Menschen mit psychischen Erkrankungen besser versorgt werden? Was können kleine und mittlere Unternehmen machen, damit ihre Beschäftigten gesund und leistungsfähig bleiben? Mit welchen technischen Mitteln kann die Kommunikation in der Gesundheitsversorgung verbessert werden? Antworten auf diese Fragen haben in Niedersachsen viele vorbildliche Initiativen gefunden. Die innovativsten unter ihnen werden heute mit dem Niedersächsischen Gesundheitspreis geehrt. |

 

Insgesamt wurden 88 Bewerbungen abgegeben. Eine hochkarätige und fachkundige Jury aus den Partnerinnen und Partnern des Niedersächsischen Gesundheitspreises sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung und Verbänden wählte die drei besten Projekte aus.

 

Die Preisträgerinnen und Preisträger: Kategorie „eHealth - Verbesserung der Kommunikationsketten in der Gesundheitsversorgung“:

„PAALiativ - Intelligente technische Unterstützungsmöglichkeiten in der häuslichen Versorgung für Menschen in ihrem letzten Lebensjahr“, OFFIS Institut für Informatik, Oldenburg - dotiert mit 5.000 Euro.

 

Bedingt durch den demografischen Wandel steigt die Zahl von schwerkranken und hoch betagten Menschen in der häuslichen Pflege. Die meisten von ihnen wollen bis zuletzt zu Hause bleiben und nicht in einem Krankenhaus sterben. Fortschritte in den Versorgungsstrukturen und der Telemedizin ermöglichen diesen Wunsch.

 

Ausgangslage des Projekts war also die Frage, wie die Kommunikation aller Beteiligten erleichtert werden kann, damit sie den Patientinnen und Patienten Sicherheit in den eigenen vier Wänden vermittelt und ihre Versorgung verbessert.

 

Ein Alltagsszenario ist beispielsweise, dass der Pflegedienst darüber informiert ist, welche ärztliche Behandlung durchgeführt wurde oder dass die Hausärztin/der Hausarzt Informationen darüber erhält, welche Palliativleistungen die Patientin oder der Patient erhalten hat. Technische Hilfen wie vollelektronisch zu öffnende bzw. zu schließende Fenster erleichtern es Menschen, trotz eingeschränkter Mobilität in den eigenen vier Wänden zu leben. Ziel von „PAALiativ“ ist es also, die Lebenssituation so weit zu verbessern, damit ein weitestgehend unabhängiges und sozial integriertes Leben mit der bestmöglichen Lebensqualität zu Hause ermöglicht wird.

 

Der Informationsaustausch und die Kommunikation von Versorgern und Patientinnen bzw. Patienten sind die wesentlichen Faktoren, die dafür verbessert werden mussten. Vor diesem Hintergrund wurde ein System etabliert, das Informationen über den Patienten in der häuslichen Umgebung aufnimmt, sie für Ärztinnen bzw. Ärzte und andere Versorger aufbereitet und in einer elektronischen Akte speichert, wo sie entsprechend der jeweiligen Zugriffsrechte von den beteiligten Akteuren eingesehen werden können. Das schließt Lücken in der Versorgungskette und die Menschen werden optimal und situationsgerecht betreut.

Auf der Basis bereits erlebter Krisensituationen wurden Handlungsempfehlungen erarbeitet, die den Patientinnen und Patienten sowie den Versorgern im Bedarfsfall als Vorlage dienen. Das erleichtert es den Beteiligten, im Krisenfall optimal zu reagieren. Gleichzeitig wurden Modelle entwickelt, die Handlungsempfehlungen vorschlagen, damit es gar nicht erst zu einer Krisensituation kommt. Über eine an den Fernseher angeschlossene Set-Top-Box werden objektive Messdaten wie das Körpergewicht und subjektive Daten wie das Schmerzempfinden der Patienten erfasst. Die Box bereitet die Daten auf und stellt sie im Bedarfsfall den Versorgern online zur Verfügung. Wenn es erforderlich wird, werden die zuvor erarbeiteten Handlungsanweisungen angestoßen. Die Plattform verbindet somit auf einmalige Weise alle Versorger und schließt Lücken im Versorgungsablauf. Zusätzlich können Versorger, Angehörige sowie Patientinnen und Patienten per Video-Telefonie miteinander in Kontakt treten.

 

Kategorie „Gesundheit in kleinen und mittleren Unternehmen fördern“:

„(Demografie-)Vernetztes Betriebliches Gesundheitsmanagement“, Kreiskrankenhaus Osterholz, Osterholz - dotiert mit 5.000 Euro.

 

Das Projekt gewährleistet unabhängig vom demografischen Wandel langfristig einen gesunden Arbeitsplatz. Es kombiniert Demografieorientierung und betriebliches Gesundheitsmanagement („BGM“) interdisziplinär miteinander und nutzt die Potentiale beider Bereiche, indem vorhandene Ressourcen optimal eingesetzt werden. Folgende Ziele sind festgelegt:

 

  • Einen gesunden Arbeitsplatz unter Berücksichtigung der Altersstruktur der Belegschaft schaffen
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Herausforderungen des demografischen Wandels sensibilisieren
  • Ein „Kompetenzteam Demografie“ bilden
  • Eine Ist-Analyse erarbeiten
  • Teilhabe der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am vollständigen Projektprozess ermöglichen
  • Vernetzung mit dem BGM, um die bestehenden Wechselwirkungen zwischen den demografischen Veränderungen im BMG systematisch und nachhaltig berücksichtigen zu können
  • Langfristig die hohe Qualität der Patientenversorgung sichern.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der zentralen Arbeitsbereiche im Kreiskrankenhaus wurden umfassend zum Thema Demografischer Wandel geschult.

Die Teilnehmenden setzten sich wie folgt zusammen: jeweils zwei Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter von vier Allgemeinstationen (jeweils Leitung und Stationsmitarbeitende), die pflegerische Leitung der Intensivabteilung und ein Mitarbeiter aus dem Personalrat sowie die Pflegedienstleitung. Sie fungieren anschließend als „Kompetenzteam Demografie“. Um die Grundvoraussetzungen einer demografiefesten Organisation von der Theorie auch auf die Praxis im Kreiskrankenhaus Osterholz übertragen zu können, fand im April 2013 ein unternehmensbezogener Workshop des „Kompetenzteams Demografie“ unter externer fachkundiger Moderation statt. In diesem Workshop erfolgte eine erste Standortbestimmung. Auch wurden notwendige, sich anschließende Maßnahmen abgeleitet.

 

Um die bisherigen Aktivitäten im Rahmen des Angebotes des „Demografie Netzwerk Nord West“ weitgehender und systematischer nutzen zu können, traf die Steuerungsgruppe Qualitätsmanagement des Kreiskrankenhauses Osterholz die Entscheidung, ein BGM einzuführen. Da sich beide Vorgehensweisen stark ähneln ergeben sich gerade in einer vernetzten Betrachtungsweise sowohl des betrieblichen Gesundheits- als auch des Demografiemanagements besondere wechselseitige Potentiale.

Folgende Ergebnisse sind bislang erzielt worden:

  • Das Teilprojekt der Demografie-Schulung ist abgeschlossen. Das Kreiskrankenhaus Osterholz verfügt über ein entsprechend geschultes „Kompetenzteam Demografie“.
  • Eine Empfehlung des Workshops war, die Demografieorientierung und das BGM miteinander zu verbinden. Die Entscheidung, ein vernetztes BGM einzuführen, ist als zentrales Ergebnis des Workshops zu sehen.
  • Es konnten Schulungsinhalte bei Reorganisationsmaßnahmen im Pflegedienst berücksichtigt und umgesetzt werden. So werden derzeit flexiblere und stationsindividuelle Arbeitszeitmodelle eingeführt. Die Pausengestaltung wurde verändert, um insbesondere Störeinflüsse zu minimieren: Statt einer gemeinsamen und meist störungsintensiven Pause verbringen die Kolleginnen und Kollegen ihre Pausen in zwei Gruppen nacheinander

 

Quelle: ID 42422760