· Existenzgründungen
apoBank-Analyse: Übernahmepreise bei Zahnarztpraxen erreichen 2020 neuen Höchststand
| Etwa zwei Drittel der Zahnärztinnen und Zahnärzte lassen sich in einer Einzelpraxis nieder, indem sie eine bestehende Praxis übernehmen. Bei solchen Übernahmen verteuerte sich die Niederlassung im Jahr 2020 im Schnitt deutlich, denn die Kaufpreise sind im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent auf 208.000 Euro gestiegen. Das zeigt die jüngste Analyse der apo-Bank, in der ein Großteil der von der Bank begleiteten zahnärztlichen Existenzgründungen im Jahr 2020 ausgewertet wurde. Die Gesamtinvestitionen für die Niederlassung in einer Einzelpraxis durch Übernahme, inkl. beispielsweise Umbaumaßnahmen oder einer neuen IT, beliefen sich auf durchschnittlich 376.000 Euro. |
Jede fünfte Übernahme kostet über eine halbe Million Euro
Der bereits seit Jahren bestehende Trend zu hochpreisigen Praxen bleibt ungebrochen. Ähnlich wie im Jahr 2019 investierte auch 2020 ein Fünftel der zahnärztlichen Gründerinnen und Gründer mehr als eine halbe Million Euro in die Übernahme als Einzelpraxis. Im Gegenzug sank im letzten Jahr der Anteil der günstigen Zahnarztpraxen mit Gesamtinvestitionen bis zu 100.000 Euro deutlich auf nur noch zwei Prozent. Daniel Zehnich, Bereichsleiter Konzernstrategie und Gesundheitsmarkt bei der apoBank dazu: „Gerade der Anstieg der gezahlten Übernahmepreise zeigt, dass gut aufgestellte und wirtschaftlich solide Praxen nach wie vor für den zahnmedizinischen Nachwuchs interessant sind.“
Neugründung am teuersten
Die Investitionen in die Neugründung einer Einzelpraxis pendelten sich in den letzten drei Jahren bei rund einer halben Million Euro ein ‒ 2020 investierten die Existenzgründerinnen und -gründer im Schnitt 507.000 Euro. Die Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) erforderte einen noch höheren finanziellen Aufwand. Für einen Praxisanteil, der im Schnitt knapp die Hälfte betrug, lagen die Investitionen bei 563.000 Euro. Insgesamt finden Neugründungen aber relativ selten statt: Bei der Einzelpraxis machte der Anteil 2020 sechs Prozent aus, bei der BAG betrug er fünf Prozent.
Übernahme als günstigere Alternative
In der Regel bleibt die Übernahme im Vergleich zur Neugründung eine günstigere Option. Das gilt auch bei Kooperationen ‒ vor allem bei dem Einstieg in eine bereits bestehende BAG: Für einen Praxisanteil von gut einem Drittel zahlten die Existenzgründenden 2020 im Schnitt einen Kaufpreis von 193.000 Euro. Mit weiteren Investitionen von durchschnittlich 62.000 Euro kamen sie auf einen Gesamtbetrag von 255.000 Euro.
Die Übernahme einer kompletten BAG war deutlich teurer: Ein Praxisanteil von rund 50 Prozent kostete im Schnitt 276.000 Euro. Zuzüglich weiterer Investitionen (134.000 Euro) lag die Gesamtsumme für die Niederlassung bei 410.000 Euro.
Übernahmepreise auf dem Land am niedrigsten
Ein Vergleich zwischen Stadt und Land innerhalb der letzten drei Jahre zeigt, dass die Existenzgründenden mit 40 Prozent eindeutig die Großstadt bevorzugen. Allerdings hat der Anteil der Existenzgründungen auf dem Land auch leicht zugenommen: von sechs Prozent in 2018 auf neun Prozent in 2020.
Ein Blick auf die Übernahmepreise in den ländlichen Regionen zeigt, dass diese deutlich kleiner ausfallen: Für Landzahnarztpraxen wurden 2020 mit 138.000 Euro die geringsten durchschnittlichen Kaufpreise gezahlt, während diese in den Städten ‒ ob groß oder klein ‒ bei über 200.000 Euro lagen.
„Auch wenn bei der Preisfindung zahlreiche Faktoren eine Rolle spielen, erkennen wir häufig einen engen Zusammenhang zwischen der Kaufpreishöhe und dem bisher erwirtschafteten Praxisumsatz“, sagt Daniel Zehnich. „Zahnarztpraxen auf dem Land erzielen zwar häufiger geringere Einnahmen als in anderen Gegenden, dafür punkten sie meist auf der anderen Seite mit einer günstigen Kostenstruktur. Von daher kann eine Niederlassung auch auf dem Land durchaus interessant und vielversprechend sein.“
Methode
- Der Analyse 2020 liegt eine Strichprobe von 360 durch die apoBank begleiteten und auswertbaren zahnärztlichen Existenzgründungen zugrunde. Die Daten wurden anonymisiert von der apoBank ausgewertet.
Quelle: apoBank