· Fachbeitrag · Pressemitteilung
Ärztinnen und Ärzte setzen bei Nachhaltigkeit auf Eigeninitiative
| Die wichtige Bedeutung von Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen ist unumstritten, aber wie sieht es konkret in deutschen Praxen und Kliniken aus? In einer Umfrage des Spitzenverbandes Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) räumten knapp 80 Prozent der befragten Fachärztinnen und Fachärzte dem Thema einen hohen Stellenwert ein. Bei den Frauen lag dieser Anteil sogar bei fast 90 Prozent. |
70 Prozent sind schon aktiv
Doch bei Wertschätzung allein bleibt es nicht: Knapp 70 Prozent der Befragten gaben an, bereits aktiv Maßnahmen ergriffen zu haben, um Nachhaltigkeit in ihrem Tätigkeitsumfeld zu fördern. Dazu gehören die Vermeidung von Plastik sowie eine konsequente Mülltrennung. 14 Prozent haben inzwischen sogar eine umfassende Strategie, um Nachhaltigkeit in ihren Praxis- oder Klinikalltag zu integrieren ‒ etwa in Form von angepassten Beschaffungs- und Entsorgungsprozessen oder durch Programme, die die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen sollen.
Zwei Drittel in ihrer Arbeit mit Nachhaltigkeit konfrontiert
Dieses Engagement kommt nicht von ungefähr. Rund zwei Drittel der Umfrageteilnehmer sind nach eigenen Angaben in ihrer Arbeit direkt mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert ‒ der überwiegende Teil im Rahmen von Vorschriften und Regelungen. Aber auch persönliches Interesse und intrinsische Motivation spielen eine wichtige Rolle. Nicht wenige werden zudem von Patienten und Geschäftspartnern darauf angesprochen.
Hoher Informations- und Beratungsbedarf
Entsprechend hoch ist der Informationsbedarf: Ebenfalls zwei Drittel wünschen sich mehr allgemeine Informationen über Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen, zu öffentlichen Fördermöglichkeiten für nachhaltige Investitionen sowie Tipps für eine grünere Praxis bzw. Klinik. Viele Heilberuflerinnen und Heilberufler verschaffen sich das nötige Wissen bislang durch Selbststudium von Fachliteratur (51 Prozent), noch mehr greifen auf persönliche Kontakte zurück (61 Prozent).
Abbau von Bürokratie und Digitalisierung als Treiber
Um schneller voranzukommen, muss aber auch die Gesundheitspolitik handeln. Denn laut der Befragung glauben 84 Prozent der Heilberufsangehörigen, dass der Abbau von Bürokratie und Regulatorik einen hohen Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung des Gesundheitswesens hat, dicht gefolgt von Maßnahmen zu Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz sowie die weiterführende Digitalisierung des Gesundheitswesens. Hierzu Dr. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa: „Das Thema Nachhaltigkeit ist längst in der Ärzteschaft angekommen. Da, wo Ärztinnen und Ärzte eigenverantwortlich etwas bewirken können, sind sie auch gewillt dies zu tun. An anderer Stelle benötigen wir aber auch konkrete Weichenstellungen seitens der Politik. Dazu gehören neben einer Entbürokratisierung und Digitalisierung mit echtem Nutzen auch Maßnahmen, um das deutsche Gesundheitssystem und die Versorgung von Patientinnen und Patienten auch für künftige Generationen krisenfest und belastbar aufzustellen.“
Insgesamt ist der ärztliche Berufsalltag aktuell eher auf den Moment und nicht auf die Zukunft ausgerichtet: Das Prinzip der Nachhaltigkeit, das sich an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der zukünftigen Generation orientiert, sehen 90 Prozent der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte im deutschen Gesundheitswesen kaum oder gar nicht ausgeprägt.
Zur Methodik
An der Online-Befragung „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“ nahmen im Zeitraum Mitte Februar bis Anfang April 2023 insgesamt 240 angestellte, selbständige und im Ruhestand befindliche Fachärztinnen und Fachärzte verschiedener Fachgruppen teil. Die gesamten Ergebnisse der Umfrage gibt es hier.
Weiterlesen
- Geben Sie unter iww.de/zp das Suchwort „Nachhaltigkeit“ ein und lesen Sie zahlreiche Beiträge mit vielen Praxistipps zum Thema!