· Fachbeitrag · Antibiotika-Prophylaxe
Endokarditis: Antibiotika vor der Zahnbehandlung sind meist unnötig
| Die Einschränkung der Antibiotika-Prophylaxe vor zahnärztlichen Eingriffen hat in den USA nicht zu der befürchteten Zunahme von infektiösen Endokarditiden geführt. Dies geht aus einer Studie hervor, die die Leitlinien der American Heart Association (AHA) aus dem Jahr 2007 bestätigt. [1] Diese Leitlinien waren nicht unumstritten. Es sollen Zahnärzte nur noch bei Patienten mit erhöhtem Risiko (zum Beispiel angeborener Herzfehler, Herzklappenträger, Patienten mit Endokarditisrezidiv, Herztransplantierte mit Valvulopathie) eine Antibiotikaprophylaxe geben. [2] |
Bisher hatte es zum medizinischen Goldstandard gezählt, einer großen Zahl von Patienten vor allem bei zahnärztlichen ‒ aber auch vor urologischen, gynäkologischen, internistischen, dermatologischen, orthopädischen oder herzchirurgischen ‒ Eingriffen Antibiotika zu verabreichen. Damit sollte einer Endokarditis vorgebeugt werden, die bei Menschen mit entsprechenden Risikofaktoren dadurch entsteht, dass Bakterien in das Blut eindringen. Nicht rechtzeitig behandelt, verläuft eine Endokarditis meist tödlich.
US-amerikanische Wissenschaftler hatten zur Bewertung der neuen Leitlinien zwei Datenquellen ausgewertet: Das „Rochester Epidemiology Project“, das seit den 1970ern alle Krankenakten der Einwohner des Olmstedt Countys in der Umgebung der Mayo Clinic erfasst. Die Inzidenz der infektiösen Endokarditis lag im Zeitraum vor den neuen Leitlinien bei 2,48 pro 100.000 Personenjahre. Seit 2007 ist die Inzidenz weiter auf 0,77 pro 100.000 Personenjahre abgefallen. Auch im „Nationwide Inpatient Sample“, der seit 1988 die Entlassungsdiagnosen von etwa einem Fünftel aller US-Kliniken umfasst, fanden die Forscher keinen Hinweis für eine steigende Zahl infektiöser Endokarditis trotz fehlender Prophylaxe.
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