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  • · Article · Bluthochdruck

    Parodontitis-Therapie: Senkt sie das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko?

    | Dass Parodontitis in Verbindung steht zu Bluthochdruck und sogar Herzinfarkt und Schlaganfall, ist seit vielen Jahren bekannt: Parodontitis lässt Blutgefäße im ganzen Körper vorzeitig altern und versteifen. Eine Studie, bei der Würzburger Zahnmediziner mit Lübecker Angiologen zusammenarbeiteten, gibt nun erste Hinweise, dass eine erfolgreiche Behandlung der parodontalen Entzündung die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod) reduzieren könnte. |

    Risikofaktor Gefäßsteifigkeit

    „Sehr wahrscheinlich sind dieselben Bakterien, die die Parodontitis auslösen, auch die Ursache für den erhöhten Blutdruck und die vermehrten Herzinfarkte sowie Schlaganfälle“, erläutert Dr. med. Johannes Baulmann, Leiter der Abteilung für Angiologie der Kardiologischen Klinik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Parodontitis-Erreger verteilen sich im ganzen Körper und damit auch in den Blutgefäßen. „Dort regen sie entzündliche Prozesse an, die Gefäßwände werden fest und irgendwann sogar brüchig“, so Baulmann. [1]

     

    Wie elastisch die Gefäße noch sind, können Forscher mittels der Pulswellengeschwindigkeit messen. Diese beschreibt, wie schnell die Druckwelle des Pulses die Arterien durchläuft. Eine hohe Pulswellengeschwindigkeit zeigt an, dass die Gefäße versteift sind ‒ hohe Gefäßsteifigkeits-Messwerte sind sehr eng verbunden mit dem Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod.

     

    In einer Vorläuferstudie, deren Ergebnis kürzlich in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlicht wurde, erforschte Dr. med. dent. Yvonne Jockel-Schneider (Universität Würzburg) gemeinsam mit Baulmann und anderen Medizinern, dass Patienten mit Parodontitis steifere Gefäße haben und einen höheren zentralen Blutdruck ‒ den Blutdruck direkt am Herzen. [2]

    Bluthochdruck: Senkung durch Parodontitistherapie?

    Auf dem Bluthochdruckkongress wurde nun eine Studie vorgestellt, die der Frage nachging, ob eine Behandlung der Parodontitis eine Verbesserung der Gefäßelastizität und des zentralen Blutdrucks herbeiführen könne.

     

    Hierfür wurden 100 Patienten mit generalisierter, schwerer chronischer oder aggressiver Parodontitis an der Universität Würzburg behandelt. Die therapeutische Intervention zur Elimination der parodontalen Entzündung umfasste bei allen Patienten die mechanische Entfernung des bakteriellen Biofilms von allen Zahnflächen. Diese wurde randomisiert durch eine begleitende Antibiotikagabe oder den Konsum eines Placebopräparats ergänzt.

     

    Nach zwölf Monaten fanden sich bei den Patienten mit erfolgreicher Behandlung eine Reduktion der Blutung auf Sondierung (als Zeichen einer erfolgreichen Eliminierung der parodontalen Entzündung) und eine Verbesserung der Pulswellengeschwindigkeit um bis zu 1 m/s, erniedrigte Pulswellenreflexion sowie ein niedrigerer zentraler Blutdruck bei insgesamt unveränderten peripheren Blutdruckwerten. Patienten, bei denen die parodontale Therapie nicht erfolgreich war, hatten unverändert hohe Gefäßsteifigkeitswerte. [3]

     

    Quellen

    • [1] Baulmann J. Prognostic role of vascular stiffness in hypertension ‒ clinical implications. 38. Wiss. Kongress der Deutschen Hochdruckliga, Berlin, 11.-13. Dezember 2014.
    • [2] Jockel-Schneider Y et al. Arterial Stiffness and Pulse Wave Reflection Are Increased in Patients Suffering from Severe Periodontitis. PLOS one, online 1. August 2014.
    • [3] Jockel-Schneider Y et al. Auswirkungen einer erfolgreichen antiinfektiösen nichtchirurgischen Parodontitistherapie auf Parameter der kardiovaskulären Gesundheit. 38. Wiss. Kongress der Deutschen Hochdruckliga, Berlin, 11.-13. Dezember 2014.
    • Foto Dr. med. Johannes Baulmann: Dt. Hochdruckliga.

     

    Abstract

    [2] http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0103449

    Quelle: Ausgabe 01 / 2015 | Seite 3 | ID 43118520