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  • · Fachbeitrag · CME-Beitrag

    Mundspüllösungen beeinflussen orales Mikrobiom

    | Forschende aus Belgien und Südafrika fanden heraus, dass die Mundspülung Listerine® Cool Mint bei täglicher Anwendung einen ungünstigen Effekt auf das oropharyngeale Mikrobiom hat. Gleichzeitig werden der Studie von Kritikern Verfahrensfehler vorgeworfen. Wie soll nun mit Mundspülungen umgegangen werden? |

     

    Täglich Listerine Cool Mint lässt Bakterien wachsen

    Die Studie mit 59 Probanden zeigte nach dreimonatiger täglicher Anwendung von Listerine® Cool Mint eine deutliche Keimvermehrung im Oropharynx im Vergleich zum Ausgangswert [1]. Dabei handelte es sich v. a. um das parodontalpathogene Fusobacterium nucleatum sowie Streptococcus anginosus, der eine Rolle bei der Entwicklung von Speiseröhren- und Darmkrebs spielen kann. Beide Bakterienkulturen sind zwar Bestandteile des natürlichen Mikrobioms in Mundhöhle und Oropharynx, bekamen aber offenbar durch regelmäßige Anwendung der Spüllösung unerwünschte Wachstumsreize. Neben S. anginosus und F. nucleatum waren ebenfalls Prevotella- und Veillonella-Bakterien häufig zu finden. Die Autoren raten daher vor einer Empfehlung der Mundspülung unbedingt zur sorgfältigen Abwägung des Nutzens.

     

    Studienmethodik wird kritisiert

    Die Schlussfolgerung der Studienautoren hinsichtlich Kanzerogenität und Anwendung ist Kritikern [2] zufolge u. a. aufgrund der geringen Teilnehmerzahl und methodischen Schwächen der Studie (z. B. unbekannte Zeitdauer zwischen letzter Spülung und Abstrich, keine Abfrage zu Rauch- und Ernährungsgewohnheiten, teilweise Nicht-Einhaltung des Spülprotokolls etc.) wissenschaftlich nicht haltbar. Allerdings passt der von der Kritikerin geäußerte Hinweis, dass „Alkohol als Bestandteil von Spüllösungen durchaus kritisch diskutiert werden kann“, in diesem Kontext nicht ‒ das von den Forschern untersuchte Produkt ist alkoholfrei.

     

    Studie offenbart dennoch weiteren wichtigen Aspekt

    Die Studie von Laumen et al. macht ‒ trotz der Schwächen ‒ jedoch deutlich, was jüngst eine andere Studie herausgestellt hat [3]: die häufige Verwendung antimikrobieller rezeptfreier Mundspülungen kann das orale Mikrobiom verändern, über die folgenden Auswirkungen ist wenig bekannt. Ergebnis: Mundspüllösungen sollten nach wie vor nur ergänzend und in einem begrenzten Zeitraum angewendet werden, Personen mit guter Mundgesundheit sollten auf ihre routinemäßige Verwendung verzichten.

     

    Quellen

    • [1] Laumen JGE et al. The effect of daily usage of Listerine Cool Mint mouthwash on the oropharyngeal microbiome: a substudy of the PReGo trial. J Med Microbiol 2024, 73 (6), doi.org/10.1099/jmm.0.001830.
    • [2] Lippe NA. Es ist nicht alles Gold, was als „Studie“ glänzt. zm online; iww.de/s11395.
    • [3] Brookes Z et al. Mouthwash Effects on the Oral Microbiome: Are They Good, Bad, or Balanced? Int Dent J. 2023 Nov;73 Suppl 2 (Suppl 2):S74‒S81. doi.org/10.1016/j.identj.2023.08.010.
    Quelle: Ausgabe 09 / 2024 | Seite 6 | ID 50123039