· Fachbeitrag · Fallbericht
„Vergessener“ Zahn im Oberkiefer lässt das Auge erblinden
| Insbesondere mit zunehmendem Alter kann bei klinischer Adontie im Oberkiefer ein retinierter Zahn lange unbemerkt bleiben und somit einen chronischen Fokus für schwerste entzündliche Komplikationen darstellen. In schwerwiegenden Fällen kann es bei odontogenen Abszessen im Oberkiefer zu einer Fortleitung in den Sinus cavernosus oder in die Orbita kommen ‒ in letzter Konsequenz bis hin zur Erblindung, warnen Zahnmediziner der Berliner Charité. |
Ein 72-jähriger multimorbider Patient stellte sich über die chirurgische Rettungsstelle bei zunehmender Vigilanzminderung, Sehverschlechterung links und anhaltender Epistaxis seit drei Tagen ohne Nachweis eines Traumas vor. Bei deutlich reduziertem Allgemeinzustand, GCS 14, wach, aktuell jedoch desorientiert, zeigte sich links eine Protrusio bulbi mit periorbitaler Schwellung bei nur nochpassiver Lidöffnung, eine deutliche Anisokorie mit lichtstarr weiter Pupille (nulla lux), der Bulbus tonisiert und ohne Motilität. Initial lagen erhöhte Entzündungsparameter vor.
Röntgenologisch stellte sich im CT eine ausgeprägte Pansinusitis linksseitig mit deutlich knöcherner Destruktion des linken Mittelgesichtschädels und Oberkieferalveolarkamms dar, zudem eine Verdichtung bis in die Orbita reichend und Verdrängung der intraorbitalen Strukturen nach kranial. Als Fokus zeigte sich ein teilretiniert verlagerter Zahn 23 bei ansonsten zahnlosem Oberkiefer. Auch nach Abszesseröffnung und Antibiotikatherapie stellte sich der Visusverlust als irreversibel dar.
Quelle
- D M Kim et al.: Amaurose durch einen teilretiniert verlagerten Zahn im Oberkiefer ‒ atypische Fortleitung eines dentogenen Abszesses. 62. Kongress der DGMKG, Freiburg, 31. Mai- 2. Juni 2012