· Fachbeitrag · Kongressbericht
Verblüffende Nebenwirkung: „Super-Zähne“ durch Selbstätzer
| Die heute verfügbaren selbstätzenden Adhäsive zeigen im Schmelz keine ausreichende Haftung. Deshalb wird immer noch die konventionelle Ätzung mit Phosphorsäure und nachfolgender Wasserspülung („Etch-and-rinse“) angewendet. Doch die neueren Selbstätzer holen in der Leistung auf ‒ und sie haben interessante Nebenwirkungen, berichten Wissenschaftler auf dem 5th International Congress on Adhesive Dentistry. |
Obwohl die selbstätzenden Adhäsivsysteme so designt wurden, dass sie chemisch mit den Hydroxylapatit-Kristallen im Schmelz interagieren, scheinen Struktur, Größe und Ausrichtung der Hydroxylapatit-Kristalle im Schmelz nicht genügend chemische Klebefläche für eine stabile Haftung zu bieten. Dies sei im Moment zufriedenstellend nur mit der Etch-and-rinse zu erreichen, fasst van Meerebeck zusammen. [1]
Schwächen der Selbstätzer-Systeme deutlich reduziert
Doch die Performance der Selbstätzer-Systeme scheint sich im Laufe der Entwicklung zu verbessern. Yoichiro Nara von der Nippon Dental University in Tokio berichtete von Versuchen mit Selbstätzern der neueren Generation: Während die älteren Systeme die bekannten Schwächen zeigten und gegenüber den Etch-and-rinse-Systemen deutlich schlechter abschnitten, waren die Unterschiede bei den neueren Systemen nicht mehr so groß. Diese zeigen gute Bonding-Eigenschaften auch unter simulierter Belastung. [2]
„Super-Dentin“ durch acidische Monomere
Eine weitere interessante Nebenwirkung zeigen Selbstätzer: Nichts Geringeres als den „Super-Zahn“! Dr. Toru Nikaido (Tokyo Medical and Dental University) erläuterte die ABRZ, was für „acid-based-resistance-zone“ steht. Diese Schicht ist widerstandsfähiger gegen Säuren und Basen und somit auch gegen Sekundärkaries. Sie bildet sich in der Hybridschicht nur bei der Anwendung von selbstätzenden Adhäsivsystemen (Nikaido et al. 2011). Bei Laborversuchen wurde beobachtet, dass das Monomer 10-Methacryloyloxydecyl-Dihydrogen-Phosphat als acidisches Monomer dabei eine Rolle spielt. Durch Ionenaustausch kommt es zu einer chemischen Interaktion solcher funktioneller Monomere mit dem Hydroxylapatit der demineralisierten Zone und zur Bildung stabiler organisch-anorganischer Verbindungen.
Selbstätzende Adhäsivsysteme würden also zu einer resistenteren Schicht im Dentin führen ‒ dem „Super-Dentin“. Erste Untersuchungen zeigten ähnliche Prozesse im Schmelz („Super-Enamel“). Die ABRZ wird weiterhin intensiv untersucht und zeigt vielversprechende Ansätze für die Klinik, so Nikaido. [2]
Quellen
- [1] van Meerbeek B. Improved bond durability using a self-etch approach
- [2] Nara Y. Bonding Performance of Recent All-in-one Adhesive Systems with/without Thermo-Mechanical Cyclic Stress.
- [3]Nikaido T. Nano-Characterization of Reinforced Enamel and Dentin by Self-Etch Adhesives: Super Tooth Formation
- alle: 5th International Congress on Adhesive Dentistry, Philadelphia/USA, 14.-15. Juni 2013