· Fachbeitrag · Risikoprävention
Schwangerschaft und Stillzeit: Welche Lokalanästhetika und Analgetika?
| Oft herrscht Unsicherheit bei der Auswahl von Lokalanästhetika und Analgetika für schwangere oder stillende Patientinnen. Eine Übersicht von Schweizer Zahnärztinnen und Perinatologen schafft Klarheit. |
Schmerzmittel: Paracetamol statt NSAR
Nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAR) wie Ibuprofen, Indometacin, Diclofenac und Naproxen bewirken eine Dilatation des Ductus arteriosus Botalli und der pulmonalen Blutgefäße. Es kann zu einem vorzeitigen Verschluss dieser Gefäße kommen ‒ deshalb sind NSAR nach der 30. Schwangerschaftswoche kontraindiziert. Auch die Durchblutung der fetalen Niere wird durch die Anwendung von NSAR im dritten Trimenon herabgesetzt ‒ ein weiterer Grund, NSAR im letzten Schwangerschaftsdrittel nicht einzusetzen.
Paracetamol hingegen wird in der Schwangerschaft als unbedenklich eingestuft. Auch in der Stillphase gilt Paracetamol als sicher; die geschätzte maximale Dosis bei einer Milchmahlzeit beträgt 3 bis 4,8 Prozent der gewichtsangepassten mütterlichen Dosis.
Lokalanästhetika: Articain oder Bupivacain
Bei Lokalanästhetika gilt, dass man Präparate mit einer hohen Plasmaeiweißbindung bevorzugen sollte, um die systemische Wirkung gering zu halten; entsprechend sind nur Präparate mit einer Albuminbindung (bei Nichtschwangeren) von ≥ 90 Prozent wie Articain und Bupivacain zu verwenden. Lidocain, Mepivacain und Prilocain (< 70 Prozent Albuminbindung) sind kontraindiziert.
Adrenalin nur in höherer Verdünnung
Vasokonstriktorische Zusätze wie Adrenalin und Noradrenalin können zur Minderdurchblutung der Plazenta führen und eine Tachykardie des Fötus auslösen. Relevant kann dies im dritten Trimenon bei einer bestehenden Plazentainsuffizienz werden. Deshalb sollte Adrenalin in höherer Verdünnung (z. B. 1:200.000) bevorzugt werden.
Quelle
- Sandra Fatori Popovic et al. Schwangerschaft und Stillzeit: Welche Lokalanästhetika und Analgetika? SWISS DENTAL JOURNAL SSO 2016; 126 (3): 260-261.