02.03.2009 | Allgemeine Zahnheilkunde
Die ethischen Unzulänglichkeiten des Ästhetik-Booms in der Zahnheilkunde
Der Patient wird heute in vielen Bereichen der Medizin vornehmlich als Kunde präsentiert. Er gibt sich mit seinem Anspruchsdenken auch meistens als Kunde zu erkennen, so dass es mehr als nahe liegt, ihn von Seiten der Medizin auch als einen solchen zu behandeln.
Soll sich der Zahnarzt tatsächlich als Spezialist für die Schönheit der Zähne fühlen? Giovanni Maio (Universität Freiburg) stellt kritische Fragen. Ein schönes Lächeln, mehr Erfolg im Beruf, mehr Chancen im privaten Leben - all das wird von der Zahnmedizin mehr oder weniger explizit versprochen, wenn sie für ästhetische Maßnahmen wirbt. Bei diesen „medizinischen“ Verheißungen erschiene es auf den ersten Blick abwegig, diese Angebote nicht annehmen zu wollen. Was soll schlecht daran sein, dass die Medizin den Menschen nicht nur dazu verhilft, Krankheiten zu heilen oder zu verhindern, sondern auch, beruflich und privat „erfolgreicher“ zu sein?
In ethischer Hinsicht stellt sich aber die Frage, ob eine solche Umorientierung der Medizin statthaft ist. Gerade im Bereich der Zahnheilkunde und erst recht in Bezug auf die ästhetischen Angebote der „modernen“ Zahnheilkunde treten die ethischen Grenzen eines solchen Identitätswandels offen zutage. Wo liegen die Grenzen eines solchen neuen Verständnisses von Zahnarzt? Maio formuliert folgende Kritikpunkte:
- Mit der Ausrichtung auf Ästhetik verstärkt die Zahnheilkunde die Defizitgefühle des modernen Menschen.
- Mit der Orientierung auf Ästhetik schafft die Zahnmedizin von sich aus eine neue Nachfrage.
- Mit der Ausrichtung auf Ästhetik läuft die Zahnheilkunde Gefahr, eine Ausbeutung verunsicherter Menschen vorzunehmen.
- Die Ausrichtung der Zahnheilkunde an der Ästhetik wird eine Kultur der Oberflächlichkeit unterstützen.
- Eine Zahnheilkunde, die sich nur noch von Marktkategorien leiten lässt, wird keine Medizin, sondern nur noch Handwerk sein.
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