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  • 26.03.2009 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Hypomineralisation: Ist Amoxicilin schuld?

    Mineralisationsstörungen der ersten bleibenden Molaren und Inzisiven sind mit einer Prävalenz von 10 bis 19 Prozent eine oft diagnostizierte Zahnentwicklungsstörung. Die Ameloblasten bilden zwar die gesamte Schmelzmatrix, jedoch sind Kalzium- und Phosphateinlagerung fehlerhaft. Die Mineralisation des Schmelzes ist damit gestört. Die WHO nennt dieses Krankheitsbild „molar-incisor hypomineralisation“ (MIH).  

     

    Die Zähne weisen in einem Alter, in dem die Kinder meist noch nicht gut behandelbar sind, bereits beim Durchbruch zum Teil massive Schmelzschäden auf. Hinzu kommt, dass diese geschädigten Zähne sehr schmerzempfindlich sind und deshalb nicht oder nur ungenügend geputzt werden. Diese Dualität führt meist zu rasch fortschreitenden Destruktionen dieser gerade durchbrechenden Molaren.  

     

    Die Ätiologie der MIH ist ungeklärt. Finnische Wissenschaftler verdächtigen verschiedene Antibiotika. Bei der Auswertung von Krankenakten von 141Schulkindern (MIH lag bei 16,3 Prozent dieser Kinder vor) stießen sie auf eine Häufung von MIH bei Kindern, denen im ersten Jahr Amoxicilin und/oder Erythromycin verordnet worden war. Im Labortest an wachsenden Mäusezähnen vergrößerte Amoxicilin die Dicke des Schmelzes, aber nicht des Dentins. Laisi et al. gehen davon aus, dass die Antibiotika die Amelogenese beeinflussen.  

     

    Praxistipp der Schweizerischen Vereinigung für Kinderzahnmedizin

    Neben der Lokalanästhesie zusätzlich Paracetamolpräparate geben, um eine Analgesie herbeizuführen. Oft ist die schmerzdämpfende Wirkung des Suppositoriums besser als die des Lokalanästhetikums.  

     

    Es hat sich bewährt, vor einer Präparation die Molaren zuerst zu versiegeln. Selbst eine teilweise feucht gewordene, in eine unsaubere oder gar kariöse Oberfläche gesetzte Versiegelung schützt diese Zähne gut gegen die physikalischen und thermischen Reize von Sauger und Wasserstrahl. So gelingt dann meistens eine grobe Präparation an der Defektstelle - durch die frische Versiegelung hindurch.  

     

    Um die Behandlung möglichst kurz zu halten, wird am Anfang auf eine Füllung mit Säureätztechnik verzichtet: Eine provisorische Versorgung mit GIZ oder IRM ermöglicht die Unterbrechung der Destruktionsspirale. Unter Umständen müssen Versiegelung und Provisorium wiederholt werden. Nach einigen Jahren Ruhe ist es möglich, eine saubere Füllung zu legen und dabei auch genau und in aller Ruhe zwischen kariösem und hypomineralisiertem Dentin zu unterscheiden.