27.05.2010 | Allgemeine Zahnheilkunde
Manuelle Lymphdrainage in der Zahnmedizin
von Ralf Schüler, Physiotherapeut in Hamburg
Die Schmerzentstehung bei stomatognathen Störungen wird aus mehreren Quellen gespeist und generiert über verschiedene Kerngebiete im Hirnstamm (WDR-Neuron) eine Schmerzwahrnehmung. Dem Modell von Simons und Travell folgend entsteht in einem Muskel immer dann ein Triggerpunkt, wenn die Tonusregulation des Muskels durch neuromuskuläre Fehlsteuerung gestört ist. Das Konzept der Energiekrisen-Hypothese erklärt den Hypertonus mit einem erhöhten Energieverbrauch in den Fasern, der zu einer Dauerkontraktion führt. Es entsteht eine lokale Übersäuerung und Anwesenheit von Neuropeptiden, die sowohl den Muskelstoffwechsel negativ beeinflussen, als auch als Schmerzmediatoren wirken.
Durch Rückkopplungsmechanismen des intrafusalen Spindelapparates sowie durch segmentale spinale Rückkopplungen entsteht ein circulus vitiosus, der zu einer intramuskulären Dauererregung führt. Dies ist eine Variante von muskulären Entgleisungsmöglichkeiten, die mit einer Milieuveränderung im Muskelgewebe einhergehen. Ein Anstieg säurebildender Stoffwechselendprodukte durch pathologisch erhöhte Muskelaktivität führt über Kettenreaktionen zur Freisetzung von Zytokinen und Entzündungsmediatoren (Histamin, Interleucin, Prostaglandin der A- und E-Reihe, Prostazyklin PGI2) sowie einer veränderten Blutgefäßpermeabilität, in deren Folge vermehrt Lymphe anfällt.
Da durch das veränderte extrazelluläre Milieu und der sympathische Regelmechanismus der Lymphgefäße gestört ist, kommt es nach einiger Zeit zu Gewebsschwellungen. Bei CMD-Patienten äußert sich dies in Verschattungen der Gesichtskonturen, Aufhebung von Gesichtsfalten und in teilweise deutlichen Schwellungen im Gesicht. Bei länger gebahnten Schmerzen führt die extrasegmentale Verschaltung im Hirnstamm zu Störungen in Regionen, die nicht dem Gesichtsbereich zugeordnet werden können. Schwellungen im zervico-thorakalen Übergang, den Armen und Händen sind dann ebenfalls möglich.
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