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  • 22.10.2009 | Allgemeine Zahnheilkunde

    Zähne, Zahnersatz und Psyche - ein Wechselspiel

    von Priv.-Doz. Dr. med. dent. Anne Wolowski, Universität Münster

    Umgangssprachliche Formulierungen zeigen, wie bedeutsam orale Empfindungen sind. Emotionale Zustände wie „Zähne zusammen­beißen“ oder „vor Wut mit den Zähnen knirschen“ werden auch als Ursache so genannter craniomandibulärer Dysfunktionen (CMD) - der Fehlregulation der Muskel- oder Kiefer­gelenkfunktion - diskutiert.  

     

    Bei drei bis fünf Prozent der deutschen Bevölkerung entwickelt sich das behandlungsbedürftige schmerzhafte Krankheitsbild der craniomandibulären Dysfunktion. Etwa 40 bis 75 Prozent zeigen im Untersuchungs-Screening ein Symptom der CMD, ohne dieses jedoch subjektiv als störend wahrzunehmen. Hier stellt sich die Frage, welches Zünglein an der Waage dazu führt, dass sich das schmerzhafte Krankheitsbild entwickelt.  

    Die Rolle psychosozialer Einflussfaktoren

    Man geht heute davon aus, dass bei der Ent­ste­hung einer CMD unterschiedliche Faktoren zusammenspielen. Entsprechend einem bio-psychosozia­len Krankheitsverständnis sind traumatische, anatomische, neuromuskuläre und psychosoziale Faktoren beteiligt an der - auch erblich bedingten - Empfänglichkeit, Auslösung und Unterhaltung der Erkrankung. Entsprechend sollte der therapeutische Ansatz all diese Aspekte berücksichtigen, deren individuelle Gewichtung durch eine differenzierte diagnostische Prozedur festgestellt werden muss.  

     

    Craniomandibuläre Dysfunktions-Symptome sind nicht das einzige Krankheitsbild in der Zahnmedizin, bei dem man eine psychosoziale Einflussnahme annehmen muss. Vor dem oben dargestellten komplexen Hintergrund ist es leicht nachvollziehbar, dass jeder Eingriff und jede Veränderung in einem so sensiblen Bereich mit fein aufeinander abgestimmten Strukturen Störungen mit weitreichenden psychosozialen Folgen hervorrufen kann.