23.06.2009 | Endodontie
Konservativer endodontischer Einstieg nach Zahntrauma
von Univ.-Prof. Dr. Kurt A. Ebeleseder, Universität Graz
Nach Zahntrauma ist die Pulpanekrose die von Zahnärzten am meisten gefürchtete Komplikation. Hierbei handelt es sich um ein glattes Vorurteil. Die Pulpa ist nach einem Trauma entweder vital oder nekrotisch, bleibt hierauf entweder steril oder wird infiziert. Daraus ergeben sich prinzipiell vier Möglichkeiten:
1. Vital und nicht infiziert: Der Zahn kann keine pulpalen Beschwerden verursachen. Beispiel: Intraalveoläre Wurzelfraktur mit durchgehend erhaltener Pulpavitalität.
2. Vital und infiziert: Dies auszuschließen ist die endodontische Hauptaufgabe bei der Erstversorgung eines Zahntraumas. Eine nicht versorgte, direkt oder indirekt ans Oralmilieu exponierte Pulpa entwickelt tatsächlich eine Schmerzsymptomatik, die in einer akuten Pulpanekrose enden kann. Tritt jene trotz Erst-versorgung auf, so ist die Letztere als insuffizient zu betrachten. Beispiel: Klasse-IV Aufbauten nach der Frasaco-Technik, die mit den heutigen Komposit-Materialien ohne Einsatz von Flowables nicht sicher abdichten.
3. Nekrotisch und nicht infiziert: Die Pulpanekrose per se ist, da traumatisch verursacht, schmerzlos. Es kommt zu Pulparevaskularisation mit anschließender Pulpaobliteration. Beispiel: Extrusionstrauma beim Jugendlichen.
4. Nekrotisch und infiziert: Unter antibiotischer Anbehandlung ist erfahrungsgemäß binnen drei Wochen nur selten eine akute Symptomatik zu beobachten. Eine Wurzelkanalbehandlung ist jedoch obligatorisch. Bei gleichzeitigem schwerem Parotrauma ist wegen der obligaten infektionsbedingten Wurzelresorption die frühestmögliche Trepanation anzustreben.
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