27.07.2010 | Kinderzahnheilkunde
Molar Incisor Hypomineralisation - die geheimnisvolle Kinderkrankheit
Ein besonderes Problem stellen in der letzten Zeit Mineralisationsstörungen der ersten bleibenden Molaren und Inzisiven mit einer Prävalenz von 10 bis 25 Prozent (Molar Incisor Hypomineralisation [MIH]) dar. Hauptsächlich betroffen sind die ersten Molaren und die mittleren Schneidezähne der bleibenden Dentition. Zunehmend zeigen sich jedoch ähnliche Veränderungen auch im Milchgebiss. Mit einer Häufigkeit von etwa 5 Prozent sind vor allem die zweiten Milchmolaren betroffen.
Durch die fehlerhafte Kalzium- und Phosphateinlagerung zeigen diese Zähne je nach Schweregrad diskrete Opazitäten bis hin zu Schmelzaussprengungen und eine deutliche Hypersensibilität. In diesen Fällen ist das schnelle therapeutische Eingreifen geboten.
Aufgrund der unzureichenden Mineralisation, die auch das Dentin betreffen kann, ist die adhäsive Versiegelung des Dentins und des Schmelzes Mittel der Wahl bei der Primärversorgung. Die Kompositrestauration hat zudem den Vorteil, dass die Pulpa vor weiteren thermischen Reizen sicher geschützt wird. Falls die Erkrankung die gesamte Krone erfasst hat, ist mittel- bis langfristig die Überkronung der Zähne oder in Extremfällen die Extraktion der Zähne indiziert. Allerdings fehlen für diese Therapieempfehlungen noch klinische Langzeitergebnisse, sodass evidenzbasierte Handlungsanweisungen bis dato noch nicht gegeben werden können.
Welche Umwelteinflüsse sind schuld?
Informationen zur Ätiologie der Erkrankung beruhen primär auf retrospektiven Erhebungen oder sind noch nicht ausreichend erforscht. Studien zeigen, dass die Häufigkeit des Vorkommens fehlstrukturierter Milchmolaren international zunimmt. Studien aus Deutschland, Finnland, Schweden und den Niederlanden zeigen, dass es sich nicht nur um ein nationales Problem handelt. Vergleiche mit außereuropäischen Ländern könnten Aufschluss darüber geben, ob es sich sogar um ein globales Problem handelt. Bedauerlicherweise mangelt es diesbezüglich aber noch an geeigneten Vergleichsstudien.
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