01.09.2007 | Parodontologie
Parodontitis: Fehlgelenkte Immunreaktion, nicht mangelnde Mundhygiene
Die Etablierung einer effektiven häuslichen Zahnpflege ist eine allgemein akzeptierte Vorbedingung für die Therapie und Prävention parodontaler Erkrankungen. Im Rahmen klinischer Langzeituntersuchungen konnte jedoch ein parodontalpräventiver Effekt guter Mundhygiene jenseits einer Gingivitisreduktion bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden. Daten neuerer Studien stellen mittlerweile die Gültigkeit der zentralen parodontalpräventiven Bedeutung der Mundhygiene in Frage. Im Gegensatz zu bisherigen Vorstellungen ist nicht mangelnde Mundhygiene, sondern eine Fehl- bzw. Überreaktion des oralen Immunsystems die primär treibende Kraft für die Entwicklung entzündungsfördernder Zahnbeläge [1].
Systemisches Vorgehen
In schweren Fällen rechtfertigt die bakterielle Beteiligung bei der Parodontitis eine systemische antibakterielle medikamentöse Therapie wie die nachfolgende Tabelle zeigt:
Systemisches Vorgehen nach Bidault et al. [3]
Wirkstoff(e) | Dosis (für Erwachsene) |
Metronidazol | 500 mg, dreimal täglich über 8 Tage |
Doxycyclin oder Minocyclin | 100 bis 200 mg, einmal täglich über 21 Tage |
Clindamycin | 300 mg, dreimal täglich über 8 Tage |
Ciproloxacin | 500 mg, zweimal täglich über 8 Tage |
Metronidazol + Amoxicillin | je 250 mg, dreimal täglich über 8 Tage |
Metronidazol + Ciproloxacin | je 500 mg, zweimal täglich über 8 Tage |
Einige Studien befassten sich mit dem systemischen Einsatz von Wirkstoffen, die die Entzündungsantwort modulieren – wie zum Beispiel nichtsteroidaler antiinflammatorischer Medikamente oder subantimikrobieller Dosen von Doxycyclin. Die US-Behörde FDA hat den systemischen Einsatz von Doxycyclin Hyclat (Periostat®) – einem Hemmer der Matrix-Metalloproteinase – als adjunkte Therapie beim Scaling und Wurzelglätten zugelassen. Andere Studien zeigten den therapeutischen Nutzen subantimikrobieller Dosen von Doxycyclin, aber bei diesem Ansatz bleiben noch Fragen offen [3].
Parodontitis als Problem der fehlgesteuerten Immunantwort
Für eine parodontale Infektion sind zwar gramnegative – zumeist anaerobe – Bakterien erforderlich. Insbesondere Actinobacillus actinomycetemcomitans und die in tiefen Zahnfleischtaschen vorkommenden anaeroben Bakterienarten Treponema denticola, Porphyromonas gingivalis, Bacteroides forsythus sowie Prevotella intermedia werden heute als Indikatoren des fortschreitenden Stützgewebeverlustes gesehen.
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