· Fachbeitrag · Interdisziplinär
Machbar und erfolgreich: Diabetes-Screening im Rahmen der Parodontitis-Sprechstunde
| Mit einem einfachen Fragebogen kann auch der Zahnarzt Diabetes-Risikopatienten erkennen. In einem Zahnärzte-MVZ in Steinpleis im Landkreis Zwickau konnten auf diese Weise auch bis dahin unbekannte Fälle von (Prä-)Diabetes frühzeitig erkannt und nachfolgend internistisch verifiziert bzw. diagnostiziert werden. |
Das Screening-Konzept
Im Rahmen einer praxisinternen Spezialsprechstunde für Patienten mit Parodontalerkrankungen wurde seit Januar 2018 im MVZ „Die Zahnärzte Steinpleis“ ein strukturiertes, fragebogenbasiertes Diabetes-Screening als Instrument der systemischen Phase eines risikoorientierten Behandlungs- und Präventionskonzepts eingeführt.
Hierbei erhalten Patienten, bei welchen in der Erstuntersuchung ein parodontaler Behandlungsbedarf festgestellt wurde (Parodontaler-Screening-Index ≥ 3), einen Termin zur anamnestischen Beurteilung vorhandener Risikofaktoren. Zusätzlich zu einem ausführlichen Anamnesegespräch wird hierbei ein standardisierter und validierter Diabetes-Risiko-Fragebogen, der sogenannte FINDRISK, zur Diabetes-Früherkennung bzw. Risikoabschätzung eingesetzt (Fragebogen im Online-Teil). Ein entsprechend hoher Punktewert liefert dabei Rückschlüsse auf das vorliegende Diabetesrisiko.
Patienten mit einem hohen Risiko erhalten einen Arztbrief und die Empfehlung, sich beim Hausarzt bzw. Diabetologen vorzustellen. Um die Weiterleitung der Patienten zielgerichtet und deren kontinuierliche Betreuung sicherzustellen, arbeitet die Praxis mit verschiedenen Spezialisten in der Umgebung zusammen.
Effizientes und gut umsetzbares Verfahren
Mit der konsequenten Einführung eines fragebogenbasierten Diabetes-Screenings wurden alle Patienten mit einem bekannten Diabetes durch ein erhöhtes Diabetes-Risiko bestätigt. Zudem konnten auch bis dahin unbekannte Fälle von (Prä-)Diabetes frühzeitig erkannt und nachfolgend internistisch verifiziert bzw. diagnostiziert werden. Dies zeigt die Umsetzbarkeit und die Effektivität eines solchen Screening-Verfahrens in der Zahnarztpraxis. Darüber hinaus unterstreicht es den Nutzen sowie die Notwendigkeit eines funktionierenden interdisziplinären Netzwerks zur besseren Versorgung von Diabetespatienten.
In diesem Zusammenhang zeigte sich, dass die Kombination eines auffälligen Diabetes-Screening-Befunds mit dem Vorliegen einer schweren Parodontalerkrankung zu einer sehr sensitiven und spezifischen Einschätzung des Diabetes-Risikos führt.
PRAXISTIPP | Ein bidirektionaler Zusammenhang zwischen Diabetes mellitus und Parodontitis ist inzwischen hinlänglich bekannt. Hierbei gewinnt auch eine mögliche Diabetes-Früherkennung in der Zahnarztpraxis zunehmend an Bedeutung, wobei fragebogenbasierte Screening-Methoden ein hohes Potenzial haben. |
Hintergrund: Find-Risk zur Diabetes-Früherkennung
Für den FINDRISK (Finnish Diabetes Risk Score) werden 8 Fragen gestellt. Die anzukreuzenden Antworten sind mit Punktwerten unterlegt, die das Risiko einschätzen, in den kommenden 10 Jahren an Diabetes mellitus zu erkranken. Sie können den Fragebogen für Ihre Parodontitispatienten online herunterladen unter zr.iww.de, Abruf-Nr. 45549508.
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Quelle
- Schmalz G et al. Fragebogenbasiertes Diabetes-Screening im Rahmen der Parodontitis-Sprechstunde. 32. Jahrestagung der DGZ im Verbund mit der DGPZM und der DGR²Z, Dortmund, 27.‒29.09.2018.
Abstract
- https://www.online-dzz.de/media/pdf/Abstract_04_2018_FINAL_Online.pdf, ebenda auf Seite 45