· Fachbeitrag · Apothekenentwicklung
Apotheken in der Pandemie: zwischen Geschäft des Lebens und Absturzgefahr
von Apotheker und Unternehmensberater Prof. Dr. Reinhard Herzog, Tübingen
| Für solch verrückte Zeiten muss man wohl sehr weit in der Geschichte zurückgehen. Einige Apotheken machen das Geschäft ihres Lebens ‒ andere müssen hingegen schauen, wie sie überhaupt über die Runden kommen. Was steht in den kommenden Monaten an? Ist Normalität in Sicht oder wird es eine „neue“ Normalität geben? Die Apotheken sollten auf jeden Fall vorbereitet sein. |
Kennzahlen des Apothekenmarkts
Im Moment ist der Apothekenmarkt enormen Zentrifugalkräften ausgesetzt. Das OTC-Geschäft leidet massiv und das Rx-Geschäft ist nach Stückzahlen leicht rückläufig, wächst aber nach Umsatz immer noch deutlich. Die „normalen“ Kundenzahlen abseits von Masken und Tests sind durchschnittlich um etwa acht bis zehn Prozent zurückgegangen, mit großen Unterschieden je nach Standort und je nachdem, welche Apotheken im Umfeld geschlossen haben. Damit gehen spürbare Verschiebungen der klassischen Kennzahlen einher:
- Die durchschnittlichen Packungswerte erhalten namentlich im Rx-Bereich nochmals einen deutlichen Schub ‒ auf rund 57 Euro netto im dominierenden GKV-Segment (nur Fertigarzneimittel). Der Hochpreiser-Anteil am Rx-Markt kratzt an der 40-Prozent-Marke. Zusammen mit einem geringeren, aber margenstarken OTC-Geschäft steuern die Rohertragsmargen auf ein historisches Tief zu. Die 20-Prozent-Marke kommt ‒ gerade in den neuen Bundesländern ‒ auch für die klassische Apotheke ohne Spezialsegmente immer mehr in Sichtweite. Kaschiert wird dies durch die erwähnten Sonderkonjunkturen. Ohne diese dürfte die Rohertragsmarge gegenüber 2019 durchschnittlich um mindestens 1 bis 1,5 Prozentpunkte gesunken sein.
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