· Fachbeitrag · Apothekenentwicklung
Wohin geht die Reise auf lange Sicht ‒ Life-Science-Markt top, Apotheken flop?
von Apotheker und Unternehmensberater Prof. Dr. Reinhard Herzog, Tübingen
| Schuld am Stillstand ist die Politik, denn sie verweigert hartnäckig die substanzielle Honorarerhöhung, auf die man seit Jahren ein Anrecht hat. Dieser offiziellen Lesart der (in diesem Punkt bisher erfolglosen) Standespolitik mag man zustimmen. Aber macht man es sich nicht zu einfach? Hinter der Zukunft der Apotheke stehen viele Fragen, die dringend einer Antwort bedürfen. |
Marktentwicklung
Werfen wir einen Blick auf die Marktentwicklung: Der Vor-Ort-Apothekenmarkt ist nach Umsatz in den letzten zehn Jahren um 49 Prozent gewachsen, die Zahl der so bedeutsamen Rx-Packungen nur um 8 Prozent und der Absatz aller Arzneimittelpackungen stagniert sogar fast auf das Prozent genau. Darin manifestiert sich die wachsende Bedeutung des Versands im Non-Rx-Bereich. Rund 15.000 Non-Rx-Packungen verliert die durchschnittliche Apotheke inzwischen jährlich an diesen Vertriebsweg. Schaut man in die Auswertungen der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV), beträgt das durchschnittliche Verordnungswachstum nur 0,4 Prozent pro Jahr, während der Bruttoumsatz um fast 52 Prozent gestiegen ist. Und so geht es (voraussichtlich) weiter:
- Bei den Umsätzen legt die Branche regelmäßig um 3 bis 5 Prozent jährlich zu, das Rx-Segment gern überproportional. Rein demografiebedingt fällt der Umsatzzuwachs (real in Preisen des Ausgangsjahrs) jedoch erstaunlich gering aus, wie Modellrechnungen zeigen (siehe Abbildung), und damit geringer, als gemeinhin vermutet. Größter Treiber war und ist die Innovationskomponente, die als Hochpreiser mit allen Implikationen in den Apotheken aufschlägt: rund 40 Prozent des Rx-Umsatzes bei nur gut 0,7 Prozent der Rx-Packungen. Dieses Segment spielt 8 bis 9 Prozent des Rx-Rohertrags einer normalen Apotheke ein (und 5 bis 6 Prozent des Gesamtertrags) ‒ nicht die Welt, aber auch nicht zu vernachlässigen.
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