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  • · Nachricht · Arzneimittel richtig anwenden

    Praktische Tipps für die Arzneimittelgabe über Sonden

    | Bei einer Sondenernährung sollte das Heim mit der heimversorgenden Apotheke klären, welche Darreichungsformen über die Sonde gegeben werden können und wie damit umzugehen ist. Denn die Hauptursache für das Verstopfen von Ernährungssonden sind Rückstände von festen Arzneistoffen. Daher sind bei der Gabe über die Sonde flüssige Arzneimittel oder die direkte Einnahme von gemörserten und/oder in Wasser zerfallenen Arzneimitteln zu bevorzugen. Hat der Patient eine PEG-Sonde und kann noch schlucken, ist sogar die orale Arzneimittelgabe vorzuziehen. Die folgenden Maßnahmen geben Orientierung für eine pflegefachlich angemessene und praxistaugliche Vorgehensweise für die Pflegenden. |

    Medikation überprüfen

    Im ersten Schritt sollte mit dem behandelnden Arzt geklärt werden, ob der Patient in seiner aktuellen Situation wirklich alle Medikamente benötigt. Ein ärztlich begründeter Verzicht auf das eine oder andere Medikament entlastet sowohl den Patienten als auch die Sonde.

    Darreichungsform ändern

    In Absprache mit dem Arzt sollte möglichst auf eine flüssige Darreichungsform wie zum Beispiel Tropfen oder Säfte ausgewichen werden. Manchen Wirkstoff gibt es auch als Zäpfchen oder Wirkstoffpflaster, die ebenfalls eine gute Alternative darstellen.

    „Normale“ Tabletten mörsern und/oder in Wasser zerfallen lassen

    Gibt es keine geeignete Darreichungsform, wird in Absprache mit der heimversorgenden Apotheke überlegt, ob die Tabletten gemörsert werden dürfen. Diese werden anschließend in Wasser suspendiert und mit einer Spritze aufgenommen.

     

    Manche Tabletten zerfallen nach gewisser Zeit auch direkt im Wasser. Solche Tabletten können Sie in einem separaten Gefäß auflösen oder zerfallen lassen und anschließend mit einer Spritze aufziehen. Bei der Aufnahme der Lösung in die Spritze ist auf die möglichst vollständige Aufnahme der Zubereitung zu achten.

     

    PRAXISHINWEIS | Nicht alle Tabletten dürfen gemörsert werden oder zerfallen in Wasser.

     

    Arzneimittel dürfen nie ohne Hintergrundinformation über die Sonde appliziert werden! Fragen Sie bitte immer vorher die heimversorgende Apotheke, wie die Arzneimittel über die Sonde korrekt zu verabreichen sind. Da Beipackzettel und selbst Fachinformationen selten ausreichend Auskunft geben, wird die Apotheke gegebenenfalls den Arzneimittelhersteller kontaktieren.

     

    Testen Sie, ob eine zu verabreichende Tablette besonders schnell in Wasser zerfällt oder sich auflöst. Ist dies der Fall, können Sie die Tablette unter Umständen gleich direkt in der Spritze zerfallen lassen und dann in die Sonde geben.

     

    Achten Sie bei trüben Flüssigkeiten (Suspensionen) darauf, dass die Spritze immer gut geschüttelt wird. Ansonsten können sich die festen Bestandteile der Flüssigkeit in der Spitze absetzen und die Spritze verstopfen

     

    Kapseln öffnen

    Einige Kapseln können geöffnet werden. Der Inhalt - bestehend aus einem Pulver oder Pellets - kann bei manchen Kapseln (nicht bei allen) direkt eingenommen oder in Wasser suspendiert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die enthaltenen Pellets häufig einen magensaftresistenten Überzug haben.

     

    PRAXISHINWEIS | Heime sollten vorab mit der Apotheke absprechen, ob die Kapseln geöffnet werden dürfen und wie der Inhalt einzunehmen ist.

     

    Retardierte Arzneimittel nicht mörsern

    Ein Arzneimittel mit dem Zusatz „retard“ ist so verarbeitet, dass der gesamte Wirkstoff nicht auf einmal, sondern mit zeitlicher Verzögerung freigesetzt wird. Dadurch wird eine verlängerte Wirkungsdauer erreicht. Retardierte Arzneimittel dürfen nicht gemörsert werden - in diesem Fall wäre die verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs nicht mehr gegeben und der gesamte Wirkstoff würde auf einmal aufgenommen werden. Es käme zu Überdosierungen und entsprechenden Nebenwirkungen.

     

    PRAXISHINWEIS | Wenn möglich, sollte der Sondenpatient von einer retardierten Arzneiform auf ein nicht retardiertes Produkt umgestellt werden, das dann gemörsert werden kann. Dies erfordert aber in der Regel veränderte Dosierintervalle. Die Umstellung und Dosisanpassung kann immer nur in Absprache mit dem Arzterfolgen.

     

    Magensaftresistente Arzneimittel nicht zerkleinern

    Einige Tabletten sind mit einem speziellen magensaftresistenten Überzug ummantelt. Solche Tabletten lösen sich nicht gleich im Magen, sondern erst im Darm auf. Magensaftresistente Arzneimittel dürfen in der Regel nicht gemörsert oder zerkleinert werden. Dies würde den schützenden Überzug beschädigen. Der Wirkstoff würde im Magen zerstört und damit unwirksam werden.

     

    Außerdem gibt es auch Hartgelatinekapseln, die mit magensaftresistenten Pellets gefüllt sind. Solche Kapseln können in der Regel geöffnet und die Pellets geschluckt oder in Wasser verteilt und getrunken werden. Allerdings dürfen die Pellets selbst nicht zerrieben oder zerbissen werden.

     

    Für die Verabreichung solcher magensaftresistenter Arzneimittel über eine Ernährungssonde ist es wichtig, zu wissen, wo die Sonde endet:

     

    • Endet diese im Magen - handelt es sich also um eine PEG- oder nasogastrale Sonde -, dürfen die Pellets nicht gemörsert werden. Einige Pellets können stattdessen mit Wasser suspendiert und über die Sonde verabreicht werden. Hier muss man unbedingt darauf achten, dass die Pellets nicht zu groß sind bzw. dass diese beim Suspendieren in Wasser nicht aufquellen. Ansonsten verstopfen sie die Sonde. Welche Pellets sondengängig sind, weiß die heimversorgende Apotheke.

     

    • Endet die Sonde dagegen im Darm - handelt es sich also um eine PEJ- oder eine nasointestinale Sonde -, dürfen magensaftresistente Tabletten, Dragees oder Pellets gemörsert werden. Da der Wirkstoff direkt in den Darm gelangt, ist kein Magenschutz mehr nötig.

     

    PRAXISHINWEIS | Vorsicht ist bei solchen Sonden geboten, die einen Zugang zum Magen und gleichzeitig eine Verlängerung in den Darm haben (JET-PEG-Sonden). Diese haben auch zwei separate Zugänge, einen G-Schenkel für den Magenzugang und einen J-Schenkel für den Darmzugang. Die Medikamente sollten möglichst nicht über den J-Schenkel verabreicht werden, da dieser einen geringeren Innendurchmesser hat und dadurch die Verstopfungsgefahr zu groß ist.

     
    Quelle: ID 44152979