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  • · Fachbeitrag · Arzneimittelversorgung

    So werden Cannabisextrakte in der Apotheke hergestellt

    von Dr. Stephan Utgenannt und Maja Hoock, Leipzig

    | Die Grünhorn Apotheke in Leipzig produziert als eine von wenigen Apotheken in Deutschland selbst Cannabisextrakte und gibt AH Einblicke in die hauseigene Herstellung. |

    Extrakte und Kapseln als schonende Darreichungsform

    Noch greifen die meisten Cannabispatienten auf das Verdampfen und Inhalieren getrockneter Blüten zurück. Dies hat Nachteile, wie die begrenzte Wirkstoffaufnahme in den Blutkreislauf. Die Inhalation ermöglicht zwar eine rasche Aufnahme von THC, was für die Schmerzbehandlung von Vorteil ist, aber bei der Verbrennung durch das Rauchen werden Wirkstoffe zerstört und es entstehen giftige Beiprodukte. Das Inhalieren kann die Atemwege reizen und bietet eine vergleichsweise kurze Wirkdauer von ca. zwei Stunden. Eine schonendere Darreichungsform mit einer gleichmäßigeren und längeren Wirkdauer von bis zu sechs Stunden sind Extrakte und Kapseln. Laut der pharmazeutischen Empfehlung sind diese in der Therapie vorzuziehen. Sie kommen traditionellen Medikamenten näher als getrocknete Blüten, die oft mit dem Freizeitkonsum in Verbindung gebracht werden. Patienten benötigen außerdem keine Hilfsmittel wie Feinwaagen und Vaporisatoren. Mithilfe von Sprühaufsätzen, Kolbendosierpipetten mit ml-Anzeige oder Kapseln können sie die Extrakte leichter dosieren und diskreter einnehmen, da kein Dampf entsteht.

    Vorbereitung für die kryogene Ethanol-Extraktion

    Ein Blick ins Labor der Grünhorn Apotheke in Leipzig: Mehrere große Glaskolben drehen sich über Stunden und bewegen eine zähe, fast schwarze Substanz ‒ reinstes Cannabisextrakt. Im forschenden und herstellenden Labor fertigen Pharmazeuten Extrakte aus Cannabisblüten der Grünhorn Eigenmarke an. Wöchentlich wird rund ein Kilo Kultivare wie „El Jefe”, „Bedrocan”, „Gorilla Glue“ und „Scotti’s Cake“ der Genetiken Sativa, Indica und Hybrid extrahiert. Laborleiter und Apotheker Benjamin Wende prüft die Identität der Blüten mit einem Nahinfrarot-Spektrometer (NIR) und testet sie chargenweise mit dem Gaschromatographie-Massenspektrometer auf den Terpengehalt. Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie der Grünhorn Apotheke zeigt, spielen Terpene bei der therapiegerechten Sortenauswahl eine zentrale Rolle neben den Cannabinoiden und der Genetik. Zusätzlich erfolgt eine pharmazeutische Prüfung der Analysenzertifikate mit dem Fokus auf mikrobielle Verunreinigungen wie Schimmel oder erhöhte Keimzahlen.