· Fachbeitrag · Beratung in der Apotheke
So können Apotheken „Erste Hilfe“ für Gewaltopfer bieten
von Dr. Doortje Cramer-Scharnagl, Edewecht
| Sagt Ihnen „Orange Day“ etwas? Es ist der englische Name für den „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“, der weltweit jedes Jahr am 25.11. auf die zunehmende Verbreitung geschlechtsspezifischer Gewalt aufmerksam macht. Der Tag ist zum einen eine hervorragende Möglichkeit für Ihre Apotheke, ein imagebildendes Statement für Menschenrechte abzugeben. Zum anderen dürften rein statistisch nicht wenige Ihrer Kundinnen Opfer von Gewalt sein. Wie Sie diese Frauen ‒ und alle anderen Betroffenen, die in Ihre Apotheke kommen ‒ unterstützen können, lesen Sie in diesem Beitrag. |
Die Zahl der Opfer steigt
Laut einer Umfrage des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) 2018 hat in Deutschland jede dritte Frau bereits mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt erlebt. 2020 verzeichnete allein die polizeiliche Kriminalstatistik fast 120.000 weibliche Opfer von Gewalt in der Partnerschaft. Die Anzahl der Opfer nimmt dabei seit Jahren stetig zu: So registrierte das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ des BAFzA 2021 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg der Beratungen um 5 Prozent ‒ rund 54.000-mal suchten Menschen bei dieser Einrichtung Hilfe. Das sind fast 150 Menschen am Tag! Doch das Thema ist sehr viel umfassender, geht es doch nicht nur um Gewalt in intimen Beziehungen und auch nicht nur um körperliche oder sexuelle Gewalt im juristischen Sinne.
Was heißt „Gewalt“?
Geschlechtsspezifische Gewalt erfolgt im privaten Raum ebenso wie in der Öffentlichkeit. Sie kann auf körperlicher, sexueller bzw. sexualisierter, psychischer und wirtschaftlicher Ebene stattfinden. Stichworte sind nicht nur Vergewaltigung, Missbrauch oder häusliche Gewalt. Auch digitale Gewalt, Stalking, Bedrohung, Demütigung, Nötigung, Benachteiligung und materielle Ausbeutung gehören dazu und können gravierende gesundheitliche und psychische Folgen haben. Frauen im Beruf sind genauso betroffen wie Pflegebedürftige, Kleinkinder genauso wie Seniorinnen. Und natürlich werden auch Männer, Jungen und nichtbinäre Menschen Opfer von Gewalt. Sie sind im Folgenden mit angesprochen.
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