· Fachbeitrag · Beratungswissen auf den Punkt gebracht
Pharmakogenetik, Teil 1: Genderaspekte bei Arzneimitteln
von Apothekerin Anja Hapka, Essen
| Unter Pharmakodynamik versteht man die Lehre von der Arzneistoffwirkung im Organismus und unter Pharmakokinetik die von der Verteilung und Verstoffwechselung im Körper. Was hat es jedoch genau mit der Pharmakogenetik auf sich? AH erläutert Ihnen die wichtigsten Aspekte ‒ angefangen bei der geschichtlichen Entwicklung über die gesetzlichen Grundlagen bis hin zu den Auswirkungen auf den heutigen Apothekenalltag. |
Der Begriff der Pharmakogenetik
Das Fachgebiet der Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss der unterschiedlichen genetischen Ausstattung von Patienten auf die Arzneimittelwirkung. Seine Zielsetzung ist es, individualisierte Dosierungen für Patienten zu ermöglichen, um so u. a. relative Überdosierungen zu vermeiden.
Entwicklung des Genderaspekts in der Arzneimittelforschung
Bedingt durch die Contergan-Tragödie im Jahr 1961 wurden Arzneimittel nur bis zu dieser Zeit an Männern und Frauen gleichermaßen getestet. Nach der „Contergan-Ära“ schlossen Pharmahersteller Frauen von Arzneimittelstudien aus, um bei einem eventuellen Schwangerschaftseintritt während einer Medikamentenstudie nicht das ungeborene Kind zu schädigen. Also wurden Erkenntnisse über die Wirkungen und Nebenwirkungen eines neuen Arzneimittels bis hin zu seiner Zulassung nur an Männern gewonnen und eins zu eins auf die Anwendung bei Frauen übertragen. Oft zeigte sich dann erst nach der Zulassung, dass Frauen anders auf das Medikament reagierten als zuvor die Männer während der Studie. Immer häufiger wurde sogar über das Auftreten völlig anderer Nebenwirkungen berichtet.
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