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  • · Nachricht · Heimversorgung

    Medikamentöse Therapie bei HIV-Patienten im Pflegeheim

    von Katja Löffler, Dipl. Kffr. (FH) und PTA , München

    | Heimbewohner, die mit dem HI-Virus infiziert sind, erhalten in der Regel eine Kombinationstherapie (ART = antiretrovirale Therapie) aus mehreren Wirkstoffen. Diese sollen anhand unterschiedlicher Wirkmechanismen die Virenvermehrung eindämmen bzw. die Viren daran hindern, in weitere Wirtszellen einzudringen. Die medikamentöse Therapie erfordert von den Pflegekräften eine hohe Sensibilität bei der richtigen Anwendung der Arzneimittel und auch bezüglich der möglichen Nebenwirkungen. |

    Richtige Anwendung der Arzneimittel

    Um die Entstehung von Resistenzen und damit ein Therapieversagen weitestgehend zu vermeiden, ist die korrekte Einnahme der verordneten antiretroviralen Arzneimittel absolut wichtig. Nur ein stets konstant hoher Wirkstoffspiegel kann die Viren langfristig unterdrücken. Eine lückenhafte oder falsche Einnahme dagegen verhindert nicht nur den Erfolg der Therapie, sondern erschwert auch die Folgebehandlung mit anderen Wirkstoffen. Während viele ART-Arzneimittel zu den Mahlzeiten eingenommen werden, müssen andere Tabletten unbedingt nüchtern geschluckt werden. So wird z. B. Didanosin zwei Stunden vor oder zwei Stunden nach dem Essen und Stavudin eine Stunde vor dem Essen eingenommen.

     

    WICHTIG | Komplikationen können dann auftreten, wenn der Bewohner wegen anderer Erkrankungen zusätzliche Arzneimittel einnehmen muss, denn diese können die Wirksamkeit der HIV-Arzneimittel beeinflussen. Das bedeutet für das Bereitstellen und Verabreichen der Medikamente durch die Pflegekräfte, dass die vom Arzt vorgeschriebenen Dosierungen und Einnahmeschemata unbedingt einzuhalten sind. Neben den üblichen Einnahmen zu oder vor den Mahlzeiten können dann weitere Einnahmezeitpunkte zwischen den Mahlzeiten notwendig werden.

     

    PRAXISHINWEIS | Weisen Sie das Pflegepersonal darauf hin, dass bei HIV-Patienten alle Arzneimittel, auch die nichtverschreibungspflichtigen, immer nur in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt verabreicht werden dürfen.

     

    Umgang mit Nebenwirkungen

    Häufige Nebenwirkungen der ART-Therapie betreffen den Magen-Darm-Trakt. Gerade Erbrechen und Durchfälle gefährden aber die korrekte Wirkstoffaufnahme ins Blut und damit die erforderlichen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel. Deshalb sollte das Pflegepersonal über den richtigen Umgang mit den häufigsten Nebenwirkungen Bescheid wissen.

     

    Übelkeit und Erbrechen

    Da HIV-Arzneimittel die Magenschleimhaut reizen können, klagen viele Betroffene besonders zu Beginn der Behandlung über Übelkeit. Diese jedoch verschwindet in den allermeisten Fällen nach etwa drei Monaten von selbst wieder. In Absprache mit dem Arzt können eventuell Dimenhydrinat-Zäpfchen gegen Übelkeit und Simeticon-Kautabletten gegen Magendrücken und Blähungen verabreicht werden.

     

    PRAXISHINWEIS | Patienten, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden, sollten

    • vorübergehend auf Schonkost umgestellt werden, z. B. gekochtes statt gebratenes Fleisch
    • nur leicht gewürzte Speisen mit geringem Fettanteil essen
    • Teemischungen aus Ingwer, Kümmel, Fenchel, Anis und Melisse trinken
     

     

    Magenbeschwerden

    Sodbrennen und Magenschmerzen lassen sich am besten vermeiden, wenn die Betroffenen statt dreier großer Mahlzeiten mehrere kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen. Außerdem sollten sie Nahrungsmittel meiden, die die Produktion von Magensäure anregen. Dazu gehören z. B. Süßigkeiten, scharf gewürzte, gesalzene und geräucherte Speisen, Tomaten, Zitrusfrüchte, Kaffee, Pfefferminztee, Cola und Alkohol.

     

    PRAXISHINWEIS | Arzneimittel, die Einfluss auf die Bildung von Magensäure haben, wie H2-Blocker (z. B. Ranitidin oder Cimetidin) oder Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol oder Pantoprazol), können die Aufnahme des antiviralen Wirkstoffs beeinträchtigen. Deshalb sollte mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden, ob eine Gabe dieser Substanzen angezeigt ist bzw. ob eventuell eine zeitversetzte Einnahme ratsam wäre.

     

    Durchfall

    Insbesondere die Proteaseinhibitoren wie z. B. Darunavir, Fosamprenavir oder Nelfinavir verursachen sehr häufig Durchfälle. Bestehen diese über einen längeren Zeitraum fort, muss der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust unbedingt ausgeglichen werden. Zur Vorbeugung und Behandlung von Durchfällen können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

     

    • Medikamente - wenn es die Packungsbeilage erlaubt - möglichst zusammen mit einer kleinen Mahlzeit einnehmen
    • Künstliche Süßstoffe vermeiden
    • Kein Magnesium einnehmen
    • Möglichst zwei Liter am Tag trinken, z. B. natriumreiches Wasser oder gesüßten Kräutertee
    • Schonkost essen
    • Fette, scharfe und säurehaltige Speisen meiden
    • Vollkornprodukte meiden
    • Schleimsuppe oder Heilnahrung zu sich nehmen
    • Pektinhaltige Speisen wie Äpfel oder Bananen essen
    • Bei massiven Durchfällen kann in Abstimmung mit dem Arzt auch Loperamid gegeben werden

     

    Schlafstörungen und Müdigkeit

    Viele der zum Einsatz kommenden Wirkstoffe können zu Schlafstörungen oder starker Müdigkeit führen. Hier kann in erster Linie durch entsprechende Verhaltensmaßnahmen gegengesteuert werden:

     

    • Regelmäßigen Schlafrhythmus einhalten; eventuell Mittagsschlaf einplanen
    • Gutes Schlafklima schaffen durch Verdunkelung und richtige Temperatur (16 bis 18 °C)
    • Leichte Speisen am Abend essen
    • Entspannungstechniken anwenden
    • Regelmäßige Bewegung, z. B. täglicher Spaziergang oder Schwimmen
    • Müde machende antiretrovirale Arzneimittel möglichst vor dem Schlafengehen einnehmen
    • Keine Schlafmittel einnehmen. Diese können noch am nächsten Tag nachwirken.

     

    Depressive Verstimmung

    Die Diagnosestellung, das Wissen um die Erkrankung und der soziale Druck führen bei einigen HIV-Patienten zu depressiven Verstimmungen. Hier können insbesondere soziale Kontakte, Selbsthilfegruppen oder eine Gesprächstherapie sehr hilfreich sein.

     

    WICHTIG | Die bei depressiven Verstimmungen häufig angewendeten Johanniskrautpräparate sind bei einer antiretroviralen Therapie kontraindiziert, denn sie können die Wirkung der HIV-Medikamente abschwächen.

     

    Hauterkrankungen

    Im Zusammenhang mit der medikamentösen Behandlung von HIV-Patienten treten sehr häufig Hautausschläge auf. Hierbei kann es sich um Nebenwirkungen der Arzneimitteltherapie oder gar um eine allergische Reaktion auf einen bestimmten Wirkstoff handeln. Um auch Virusinfektionen wie Röteln oder Masern als Ursache dieser Hautausschläge auszuschließen, sollte das Pflegepersonal unbedingt den behandelnden Arzt auf die Ausschläge aufmerksam machen. Dieser wird dann geeignete Maßnahmen anordnen.

     

    Eine weitere unangenehme Folge der HIV-Infektion kann starkes Hautjucken als Folge einer sehr trockenen Haut sein. Dieser Juckreiz kann durch folgende Maßnahmen gelindert werden:

     

    • Heiße Dusch- und Vollbäder meiden
    • Schlafzimmer möglichst kühl halten
    • Rückfettende Waschzusätze verwenden
    • Harnstoffhaltige Cremes auftragen
    Quelle: ID 44057761