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  • 30.05.2011 | Apothekenentwicklung

    Filialen unter den Bedingungen des AMNOG

    von Apotheker und Unternehmensberater Dr. Reinhard Herzog, Tübingen

    Ein großer Anteil selbst umsatzmäßig noch gut aufgestellter Hauptapotheken wird in 2011 infolge des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) nur noch einstellige Betriebsergebnisse zwischen 5 bis 8 Prozent schreiben. Filialen mit ihren prinzipbedingt höheren Gesamtkosten bei meist geringeren Umsätzen werden erheblich unter die Ergebnisse der Hauptapotheke fallen. Insofern stellt sich die ernste Frage, ob das unternehmerische Risiko und der Kapitaleinsatz für Apothekenfilialen noch adäquat entlohnt sind.  

    Betriebswirtschaftlicher Hintergrund

    Die betriebswirtschaftlichen Zahlen kennen zurzeit für die meisten Apotheken nur eine Richtung - nach unten. Besonders problematisch ist die Tatsache, dass Spannen und Roherträge verfallen. Gleichzeitig steigen Aufwand und Kosten. Wirklich unternehmerisch denkende Filialleiter/innen sind knapp - zumal angesichts der eher niedrigen Gehälter, die nur noch gezahlt werden können. Es ist daher keine Seltenheit mehr, dass selbst Filialapotheken mit 1,5 oder gar 2 Mio. Euro Umsatz nur noch mittlere, fünfstellige Betriebsergebnisse erzielen.  

     

    Erst ab Umsätzen jenseits von 2 Mio. Euro gleichen sich die Kosten von Haupt- und Filialapotheke an; das Gehalt des Filialleiters fällt nicht mehr so ins Gewicht, zumal Apotheken dieser Größenordnung in der Regel mehrere approbierte Kräfte beschäftigen.  

     

    Hinweis

    Neben dem häufigen Motiv der Konkurrenzabwehr und sonstigen strategischen Erwägungen bestand ein Grund der Filialgründung schlicht in der Gewinnerhöhung. Dabei standen vor allem absolute Beträge im Raum, ungeachtet der Basis und des „Rades, das dafür gedreht werden musste“. Viele waren mit 3 oder 4 Prozent Rendite bereits zufrieden; in Einzelfällen sind sogar bei deutlich unterdurchschnittlichen Umsätzen noch höhere Gewinne erzielt worden.  

    Aktuelle betriebswirtschaftliche Entwicklung

    Sonderfälle mit sehr günstiger Kostenstruktur, „Glück“ bei den so erfolgsrelevanten wie gefährlichen Personalfragen, mit niedrigen Übernahmepreisen oder mit einem deutlichen Steigerungspotenzial werden zwar auch leiden. 5 Prozent Rendite sinken schnell auf 3 oder 2 Prozent im Gefolge des AMNOG, wenn ehemals komfortable Rabatte dahinschmelzen, gleichzeitig aber die Kosten steigen. Letztlich schreiben diese Apotheken dann die „schwarze Null“, verdienen vielleicht noch ihre Kapitalkosten, aber werfen keinen bedeutsamen Gewinn ab. Eine akute Gefährdung ist jedoch (noch) nicht gegeben.