01.07.2004 | Chefärzte-Kongress
Insiderwissen von Top-Referenten auf dem ersten IWW-Chefärzte-Kongress
Wie sieht der Chefarzt der Zukunft aus? Was erwartet sein Arbeitgeber, welche Vorstellungen haben Politik und Kostenträger? Wie kann der Chefarzt seine Abteilung wirtschaftlich erfolgreich führen? Darüber und über weitere Managementthemen konnten die Teilnehmer auf dem ersten IWW-Chefärzte-Kongress am 25. Juni 2004 in Düsseldorf mit namhaften Referenten ausgiebig diskutieren.
Alle Referenten am Vormittag waren sich darüber einig, dass wir an der Schwelle einer neuen "Chefarztkultur" stehen. Einerseits soll der Chefarzt der kompetente Mediziner sein, der sich auf seine Patienten konzentriert und deren Wohl er im Auge hat. Andererseits soll er "Netzwerkregisseur" (Ulrich Neumann), "Macher" (Prof. Dr. Axel Ekkernkamp) und "Teamchef" (Staatssekretär Dr. Klaus Theo Schröder) sein. Er muss sich mit den Bereichen "Krankenhausmanagement, Personalführung, Ökonomie und Gesundheitspolitik" beschäftigen (Prof. Dr. Hans-Fred Weiser).
Hehre Ziele und hohe Anforderungen an uns Chefärzte, mag so manch einer im Vortragssaal des Hotel Nikko in Düsseldorf gedacht haben. Und so sah ein Teilnehmer auch eine große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit: "In den Krankenhäusern findet zwar ein Generationswechsel statt. Aber dank unterschiedlicher Chefarztverträge gibt es auch unterschiedliche Interessen. Der 'Teamgedanke' existiert dort leider nicht."
Ein weiterer Chefarzt bedauerte: "Das Problem ist nicht, dass wir nicht über Managementkompetenzen verfügen, sondern dass wir diese gegenüber der Krankenhausverwaltung gar nicht erst einsetzen können. Wenn es zum Beispiel um eine Fusion mit einem anderen Krankenhaus geht oder gar um den Verkauf des Klinikums, werden wir erst informiert, wenn alles bereits beschlossen ist. Anschließend dürfen wir dann dafür sorgen, dass die Regelungen, die andere gemacht haben, umgesetzt werden."
Ulrich Neumann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialleistungsträger im Ruhrbezirk, wies in seinem Kurzvortrag auf die zentrale Rolle des Chefarztes hin: "Der Arzt, insbesondere der Chefarzt, wird stärker als bisher zur Schlüsselfigur der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit des Krankenhauses" . Neumann fordert daher eine stärkere Beteiligung ärztlichen Know-hows vor allem an Strukturgesprächen. Vorteile sind zum Beispiel, dass die Ärzte Argumente der Kostenträger aus erster Hand erfahren und diese besser hausintern kommunizieren können, sowie dass sie unmittelbare Kenntnis über außergewöhnliche Budgetzuwächse erhalten.
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor des Unfallkrankenhauses Berlin und Mitglied der Herzog-Kommission, meinte, dass es in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Ökonomisierung des Gesundheitswesens gekommen sei. Der Chefarzt habe eine wesentliche Steuerungsfunktion in diesem ökonomischen Spiel. Dennoch gäbe es kaum Ärzte in Klinikleitungen. Konsequenz: "Die Industrie sucht die Entscheider und findet sie immer weniger im Chefarztbereich."
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