Praxiswissen auf den Punkt gebracht.
logo
  • Meine Produkte
    Bitte melden Sie sich an, um Ihre Produkte zu sehen.
Menu Menu
MyIww MyIww
  • 30.06.2009 | Kooperation mit Einweisern

    Vom gut gemeinten zum professionellen Umgang mit „Patientenbringern“

    von Prof. Dr. rer. pol. Gerhard F. Riegl, Dozent Marketing Management International, Hochschule Augsburg, www.prof-riegl.de

    Eine gut funktionierende, angeblich problemlose Beziehung von Chefärzten und Klinik mit Einweisern ist noch kein Beweis für die strategisch perfekte Kooperation, im Gegenteil: Kollegiale Harmonie-Orientierung könnte die wahren Herausforderungen der sektorenübergreifenden Verzahnung kaschieren oder verharmlosen. Die zwangsläufigen Irritationen aufgrund der Diskussion über Ermächtigungen durch die mit § 116 verbundenen Spezialisierungen und Verlaufsbehandlungen sowie durch MVZ-Gründungen und Portalpraxen sind vorhanden. Die Einweiser-Zufriedenheitsbefragungen können die Brisanz der Situation nicht vollständig zum Ausdruck bringen.  

    Große Wettbewerbschancen für Krankenhäuser

    Für das Krankenhaus stecken in der sinnvollen Kooperation mit Patientenbringern und Patientenübernehmern große Wettbewerbschancen, Effizienzreserven und lukrative Erlösquellen. Wettbewerbsstarke Krankenhäuser werden künftig über 50 Prozent ihrer Erlöse im ambulanten Bereich erzielen. Qualitäts- und Wertschöpfungs-Allianzen mit Vertragsärzten sind dabei niemals ausgeschlossen; sie sind sogar notwendige Strategiebedingungen.  

     

    Allerdings werden die Verbündeten der Klinik im Niederlassungsbereich künftig deutlich sensibler, empfindlicher, kritischer und anspruchsvoller gegenüber dem Krankenhaus sein als heute, denn sie bangen um ihre ambulante Stammdomäne und sehen Krankenhäuser als übermächtige Eindringlinge. Verhandlungen mit Vertragsärzten werden aufgrund der Fragmentierung der Selbstverwaltungsorganisation (zum Beispiel drohende Spaltung in Hausarzt- und Facharzt-KV) immer komplexer. Gute, gewachsene und bestens gepflegte Chefarzt-Beziehungen zu Einweisern bleiben weiterhin zwar sehr wichtig, aber sie reichen künftig nicht mehr aus.  

     

    Die bisherigen Erfolgsprioritäten von wettbewerbsorientierten Krankenhäusern müssen überdacht werden: Vor der Kompetenz des Patientenbehandelns kommt - im zeitlichen Ablauf gesehen - die „Kompetenz des Patientenverdienens“. Man kann nur die Patienten bestens versorgen, die auch zur Klinik finden. Patientenverdienen war bisher allerdings keine ärztliche „Fortbildungsdisziplin“.