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  • 06.09.2010 | Personalführung

    Warum überfachliche Kompetenzen für Chefärzte immer wichtiger werden

    von Jens Hollmann, Berater und Coach für Chefärzte und Leitende Ärzte, www.medplus-kompetenz.de

    „Wenn wir heute so führen würden, wie wir selbst geführt worden sind, hätten wir bald keine Mitarbeiter mehr.“ Solche oder ähnliche Aussagen hört man immer wieder von erfahrenen Chefärzten. Sie sprechen damit mittelbar ein Problem an, was viele Kliniken betrifft - eine hohe Fluktuation ärztlichen und nicht-ärztlichen Personals. Vieles deutet darauf hin, dass eine nicht mehr zeitgemäße Führungskultur Leitender Ärzte eine wichtige Ursache für hohe Fluktuationen ist.  

    Wertewechsel bei jungen Ärzten

    Kliniken stehen zunehmend im Wettbewerb um ärztlichen Nachwuchs: Von derzeit knapp 5.000 unbesetzten Stellen rechnet die Ärztegewerkschaft Marburger Bund auf rund 10.000 Vakanzen in den kommenden vier Jahren hoch. Zurückzuführen ist dies vor allem auf den drastisch gestiegenen Frauenanteil und einen Wertewandel der jungen Ärzte bei der Entscheidung über ihre künftige Laufbahn. Nur etwa vier von fünf Medizinern mit abgeschlossener Ausbildung arbeiten heute noch im kurativen Bereich. Im freien Markt locken vor allem Pharmabranche, Medizintechnologie und -forschung.  

     

    Für Kliniken bedeutet dies, dass sie ihre Attraktivität als Arbeitgeber systematisch optimieren müssen. Ein konstruktives Arbeitsklima zählt zu den ausschlaggebenden Faktoren, um ärztliche Leistungsträger für die klassische Arztkarriere zu begeistern.  

    Einzug von Management-Methoden in die Klinik

    Lange Jahre galt fast ausschließlich die medizinische Kompetenz des Chefarztes als ausschlaggebend für den Ruf einer Abteilung. Heute gewinnen zunehmend überfachliche Führungsqualifikationen an Bedeutung, um das Abteilungsteam bedarfsgerecht und zukunftsorientiert zu entwickeln und dessen Leistungsbereitschaft zu stärken. Wer heute als Chefarzt seine Position festigen oder ausbauen will - zum Beispiel im Rahmen von Abteilungszusammenlegungen, der Umwandlung von öffentlich-rechtlichen in private Trägerschaften oder von Klinikfusionen - muss damit rechnen, dass speziell diese Qualifikationen die Entscheidung der Klinikleitung, welcher Chefarzt die Leitungsposition erhält, maßgeblich beeinflussen.